Samstag, 13. April 2013

Kultureller Anspruch in der Diskussion


Was ist doch der Bericht über die Gründung des Fördervereins „Nicolai in foro“ im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“ (09.04.) für eine sachliche und ebenso nüchterne – wenn auch im Stil recht anspruchsvolle - Angelegenheit. Angesichts der „aufschlussreichen“ Kommentare zum nahezu gleichlautenden Gründungsbericht in der Internet-Zeitung. Durch die so richtig deutlich wird der Unterschied im Niveau dieses Gründungsberichtes in geistiger und rhetorischer Hinsicht gegenüber dem der meisten Kommentare. Einer Klientel übrigens, die die Spalten dieser Internet-Zeitung in gewohnter Weise beherrscht. Und damit den natürlich irrigen Eindruck aufkommen lässt, als äußere sie sich stellvertretend für die gesamte Bürgerschaft Nordhausens. Dass es Karin Kisker für notwendig hält, sich zur Tonart gemeinter Kommentare zu äußern, sollte sie erkennen lassen, dass sich diese Klientel mit dem Niveau in dem dieser Gründungsbericht gehalten ist, nicht angesprochen, sondern wohl eher provoziert fühlt. Der Hinweis, dass zu Kiskers Beitrag nur Kommentare mit Klarnamen gewünscht sind, lässt allerdings einmal mehr erkennen, dass diese Kommentarfunktion redaktionell scheinbar nach ausschließlich subjektiven, wenn nicht sogar willkürlichen Gesichtspunkten gehandhabt wird. Was gerade in jüngster Zeit – zum Beispiel durch gelegentlich generelle Sperrung von Kommentaren - offenkundig wurde. Immmerhin lässt die Beschränkung auf Klarnamen erwarten, dass sich die Zahl der Kommentatoren und deren Äußerungen nach allen Erfahrungen in Grenzen halten wird.

Ein Beitrag, der Öffentlichkeit diese Kulturbibliothek als „Haus des Buches, des Geistes, und ein Haus der Demokratie und der Begegnung“ näher zu bringen, wie es OB Klaus Zeh in seiner Neujahrsansprache zum Ausdruck brachte, ist dieser Gründungsbericht sicher nicht. Und das wäre meines Erachtens erst einmal nötig gewesen, um erst dann die Aufgaben vorzustellen, die sich dieser Förderverein gestellt hat. Krankenhausseelsorgerin Gabriele Lipski hat dies im Rahmen der Kommentarfunktion in der Internetzeitung erkannt und recht anschaulich nachgeholt. Hier ihr Beitrag:

11.04.2013, 17.34 Uhr
Gabriele L. IVersuch einer Klärung
„Eigentlich bin ich wirklich verblüfft, mit wie viel Wut auf den neu gegründeten Verein reagiert wird. Der Verein hat doch die Bibliothek nicht gebaut! Das Haus steht da und sollte friedlich und sinnvoll genutzt werden. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass irgendeiner die Bibliothek für Gottesdienste benutzen wollte. Warum also die Sorge, dass es sich um ein Haus der Kirche handeln könnte?

Der vorgeschlagenen Name "Nikolai Forum", der ja mit Sicherheit diskutierbar und auch abwählbar wäre, ist eine Erinnerung daran, dass genau an der Stelle, wo jetzt die Bibliothek steht, früher die Nikolaikirche stand. In Nordhausen wurden viele großartige Gebäude zerstört, warum nicht auf einen Vorgängerbau verweisen? Es handelt sich - so habe ich es zumindest verstanden - bei dem neu gegründeten Verein nicht um eine politische Demonstration oder um eine Kirchenaktion, sondern um persönliches Interesse und Engagement.

Ich (Gabriele Lipski, Krankenhausseelsorgerin und Mitglied des in Gründung stehenden Vereins)wäre froh, wenn ich von den Kritikern nicht auf meine Kirchenzugehörigkeit reduziert würde.“ (Ende des Lipski- Kommentars.)

Auch dieser Beitrag ist im übrigen aufschlussreich genug, um erkennen zu lassen, wie tendenziös das Gros der sonstigen Kommentare ist. Nachdem dieser Beitrag aber hoffentlich und zumindest in der wirklich interessierten Öffentlichkeit „angekommen“ ist, nun der Hinweis in dem Gründungsbericht (Auszug): „Viele Menschen betätigen sich ehrenamtlich . . . um zu helfen, kulturelle Projekte zu realisieren. "Die hinter dem Rathaus entstehende Kulturbibliothek ist für Nordhausen eine Jahrhundertinvestition. Damit ist nun auch die letzte kriegsbedingte Brache im Stadtzentrum einer zukunftsweisenden Architektur gewichen. So gilt es schon jetzt, dem Gebäude Leben einzuhauchen", lässt der Verein in der Internetzeitung verkünden.

In diesem Sinne wollen die Mitglieder des Fördervereins dazu beitragen, dass die geistigen Traditionen des historischen Standortes in das moderne Konzept des kulturellen Stadtlebens einfließen können. Das Haus soll ein "Haus für die Menschen" werden, so betonte es die Vorsitzende des neu gegründeten Vereins, Hildegard Seidel.

Es ist immer der lebendige Geist der Menschen, welcher unterhält, bildet und verbindet. Das Gebäude hinter dem Rathaus soll deswegen zu einem kulturellen Bildungszentrum, zu einem Forum in der Stadtmitte, entwickelt werden. Darum auch der Name "Nicolai Forum" für das Gebäude, während der Verein in Anlehnung an die Historie des Ortes sich den Namen "Förderverein Nicolai in foro" gab.

Die Idee für ein Haus, in dem die Kultur eine Heimstatt finden kann, wurde schon 1996 geboren, ist über die Jahre gewachsen und sieht mittlerweile ihrer materiellen Vollendung entgegen. In Zeiten knapper Kassen sterben kleine Bibliotheken überall in der Republik. Will man sie dennoch erhalten, braucht es moderner Konzepte, wie man künftig mit der Literatur und den modernen Medien leben möchte. Nordhausen ist eine traditionsreiche Stadt.

Mit der Himmelgartenbibliothek besitzt sie eine bibliophile Kostbarkeit allerersten Ranges, was letztlich für das Land Thüringen den Ausschlag gab, die Finanzierung des Objektes zu ermöglichen. Der Neubau erlaubt nun endlich die Heimkehr der Himmelgartenbibliothek in ihre angestammte Heimat. Nicht nur die Schönheit der alten Bücher soll künftig im Mittelpunkt ihrer neuen Präsentation stehen, sondern vor allem ihr Inhalt soll in diesem Haus der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Neben der Himmelgartenbibliothek wird auch Nordhausens Historische Bibliothek dort der Bevölkerung zugänglich gemacht.“ So jedenfalls liest man es in dem Gründungsbericht.

Daraus ist zu schließen, dass sich der Förderverein mit seinen Mitgliedern zunächst ehrenamtlich der Betreuung und Verwaltung der Himmelgartenbibliothek unterstützend zuwenden wird, für die in der Kulturbibliothek schon ein fester Platz vorgesehen ist. Und auch Nordhausens Historische Bibliothek wird entsprechend betreut werden. Dafür spricht, dass sich der Verein zum Ziel gesetzt hat, das Projekt mit dem Arbeitstitel „Kulturbibliothek mit Ratssälen“- als Nicolai Forum finanziell, materiell und ideell zu unterstützen. Dass darüber hinaus Initiativen, Aktionen und Projekte unterstützt werden sollen, die das gesamte Haus oder einzelne Bereiche – auch Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“, das Cafè sowie das kulturelle Veranstaltungsangebot in allen möglichen Räumen – betreffen, lässt Vorstellungen zu, welchen Umfang dieser Förderverein zahlenmäßig erreichen will. „Wir wollen Kulturangebote machen und das Literaturinteresse vertiefen, indem wir das Lesen fördern“, heißt es in dem Gründungsbericht. Das ist ebenso umfangreich, wie es anspruchsvoll ist. Die Initiatoren haben sich hohe Ziele gesetzt. Bleibt abzuwarten, wie sich der Verein mit diesem umfangreichen Anliegen – und gegen die Stimmen der kommentierenden Wutbürger – entwickeln wird.

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