Freitag, 19. April 2013

Arme Himmelgartenbibliothek



Angesichts der jäh mit recht unterschiedlichem Tenor in der lokalen Presse aufgekommenen Berichte zur zukünftigen Unterbringung der Himmelgartenbibliothek fällt mir die ganze „Leidens“- Wander- und Beherbergungsgeschichte dieser Bibliothek seit deren Verlassen des Himmelgarten-Klosters nach 1525 ein (es ist viel darüber in den vergangenen Jahren geschrieben worden). Es mag richtig sein, dass sie an den Stationen ihrer jeweiligen Bleibe vor allem wissenschaftlich genutzt wurde, nur scheint es dem Zustand dieser Bibliothek – insgesamt gesehen – nicht gerade gut bekommen zu sein. Wie man seit dem Entschluss, sie von Wittenberg zurück nach Nordhausen zu verbringen lesen konnte, befinden sich Teile dieses Buchbestandes in einem recht prekären Zustand.

Ist man also in der Vergangenheit zumindest zeitweise nicht gerade pfleglich mit dieser Bibliothek umgegangen, ist die entsprechend ihrer nunmehrigen Bedürftigkeit erforderliche sorgsame Unterbringung in der noch im Bau befindlichen Kulturbibliothek (in manchen tendenziösen Berichten und anonymen Kommentaren mit Häme, Spott und sogar Hass überschüttet) zum Problem geworden. Gerade gestern und heute ist darüber im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“, der TLZ und schon in der Internet-Zeitung ausführlich berichtet worden. Und nach diesen Berichten scheint es überhaupt fraglich, ob diese Himmelgartenbibliothek in der Kulturbibliothek nach deren Fertigstellung ihren an sich vorgesehenen Platz finden kann.

Nun erschienen ja erst vor einigen Tagen, nämlich am 09.04, in der lokalen Presse Berichte über die Gründung eines Fördervereins („Nicolai in foro“) der sich der kulturellen Seite dieser Kulturbibliothek in allen ihren Möglichkeiten gestaltend annehmen, bzw. diese unterstützen will. Und dazu heißt es nun in diesem Gründungsbericht, der auch mir vorliegt, im betreffenden Abschnitt: „In Zeiten knapper Kassen sterben kleine Bibliotheken überall in der Republik. Will man sie dennoch erhalten, braucht es moderner Konzepte, wie man künftig mit der Literatur und den modernen Medien leben möchte. Nordhausen ist eine traditionsreiche Stadt. Mit der Himmelgartenbibliothek besitzt sie eine bibliophile Kostbarkeit allerersten Ranges, was letztlich für das Land Thüringen den Ausschlag gab, die Finanzierung des Objektes zu ermöglichen. Der Neubau erlaubt nun endlich die Heimkehr der Himmelgartenbibliothek in ihre angestammte Heimat. Nicht nur die Schönheit der alten Bücher soll künftig im Mittelpunkt ihrer neuen Präsentation stehen, sondern vor allem ihr Inhalt soll in diesem Haus der Forschung zur Verfügung gestellt werden.“(Ende der Passage.)

Das verträgt sich nun ganz und gar nicht mit den aktuellen Berichten über die Probleme, die sich tatsächlich mit der Rückkehr dieser Bibliothek nach Nordhausen und in die Kulturbibliothek verbinden. Sogar von einer möglichen Unterbringung in der „Flohburg“, dem Nordhausen-Museum, wurde da geschrieben. Wussten die Gründungsmitglieder dieses Fördervereins in der vergangenen Woche noch nichts von diesen Problemen? Obwohl sich unter den Gründungsmitgliedern doch Personen befinden, die es eigentlich gewusst haben müssen? Wurde dieser Gründungsbericht in der Internet-Zeitung schon mit zum Teil recht abfälligen Kommentaren (natürlich anonym) bedacht, bleibt nun abzuwarten, wie sich der Verein zu dieser für sie offenbar neuen Situation positioniert. Wenn nämlich diese bibliophile Kostbarkeit gar nicht in der Kulturbibliothek ihre Heimat finden kann. Und wenn es in besagtem Bericht heißt, dass das Innere des Hauses faszinierend konzipiert ist, scheint man darüber die bautechnische Konzeption vergessen zu haben, die Voraussetzung für die Unterbringung dieser Himmelgartenbibliothek ist. Und wenn es denn stimmt, dass das Land Thüringen die Finanzierung dieses Objektes nur unter der Berücksichtigung der Himmelgartenbibliothek ermöglichte, ergibt sich die Frage, wie das Land reagiert, wenn sie nicht in die Kulturbibliothek kommen kann!?

Bleibt schließlich auch noch die Frage, was gemeint ist, wenn es in dem Gründungsbericht dieses Fördervereins u.a. heißt, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, das Projekt finanziell, materiell und ideell zu unterstützen. Und dabei ausdrücklich (auch) die Himmelgartenbibliothek genannt ist. Bisher jedenfalls hat sie im Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg eine sichere Bleibe. In Nordhausen wohl noch lange nicht.

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