Angesichts der jäh mit recht
unterschiedlichem Tenor in der lokalen Presse aufgekommenen
Berichte zur zukünftigen Unterbringung der Himmelgartenbibliothek
fällt mir die ganze „Leidens“- Wander- und
Beherbergungsgeschichte dieser Bibliothek seit deren Verlassen des
Himmelgarten-Klosters nach 1525 ein (es ist viel darüber in den
vergangenen Jahren geschrieben worden). Es mag richtig sein, dass sie
an den Stationen ihrer jeweiligen Bleibe vor allem wissenschaftlich
genutzt wurde, nur scheint es dem Zustand dieser Bibliothek –
insgesamt gesehen – nicht gerade gut bekommen zu sein. Wie man seit
dem Entschluss, sie von Wittenberg zurück nach Nordhausen zu
verbringen lesen konnte, befinden sich Teile dieses Buchbestandes in
einem recht prekären Zustand.
Ist man also in der Vergangenheit
zumindest zeitweise nicht gerade pfleglich mit dieser Bibliothek
umgegangen, ist die entsprechend ihrer nunmehrigen Bedürftigkeit
erforderliche sorgsame Unterbringung in der noch im Bau befindlichen
Kulturbibliothek (in manchen tendenziösen Berichten und anonymen
Kommentaren mit Häme, Spott und sogar Hass überschüttet) zum
Problem geworden. Gerade gestern und heute ist darüber im Lokalteil
der „Thüringer Allgemeine“, der TLZ und schon in der
Internet-Zeitung ausführlich berichtet worden. Und nach diesen
Berichten scheint es überhaupt fraglich, ob diese
Himmelgartenbibliothek in der Kulturbibliothek nach deren
Fertigstellung ihren an sich vorgesehenen Platz finden kann.
Nun erschienen ja erst vor einigen
Tagen, nämlich am 09.04, in der lokalen Presse Berichte über die
Gründung eines Fördervereins („Nicolai in foro“) der sich der
kulturellen Seite dieser Kulturbibliothek in allen ihren
Möglichkeiten gestaltend annehmen, bzw. diese unterstützen will.
Und dazu heißt es nun in diesem Gründungsbericht, der auch mir
vorliegt, im betreffenden Abschnitt: „In Zeiten knapper Kassen
sterben kleine Bibliotheken überall in der Republik. Will man sie
dennoch erhalten, braucht es moderner Konzepte, wie man künftig mit
der Literatur und den modernen Medien leben möchte. Nordhausen ist
eine traditionsreiche Stadt. Mit der Himmelgartenbibliothek besitzt
sie eine bibliophile Kostbarkeit allerersten Ranges, was letztlich
für das Land Thüringen den Ausschlag gab, die Finanzierung des
Objektes zu ermöglichen. Der Neubau erlaubt nun endlich die Heimkehr
der Himmelgartenbibliothek in ihre angestammte Heimat. Nicht nur die
Schönheit der alten Bücher soll künftig im Mittelpunkt ihrer neuen
Präsentation stehen, sondern vor allem ihr Inhalt soll in diesem
Haus der Forschung zur Verfügung gestellt werden.“(Ende der
Passage.)
Das verträgt sich nun ganz und gar
nicht mit den aktuellen Berichten über die Probleme, die sich
tatsächlich mit der Rückkehr dieser Bibliothek nach Nordhausen und
in die Kulturbibliothek verbinden. Sogar von einer möglichen
Unterbringung in der „Flohburg“, dem Nordhausen-Museum, wurde da
geschrieben. Wussten die Gründungsmitglieder dieses Fördervereins
in der vergangenen Woche noch nichts von diesen Problemen? Obwohl
sich unter den Gründungsmitgliedern doch Personen befinden, die es
eigentlich gewusst haben müssen? Wurde dieser Gründungsbericht in
der Internet-Zeitung schon mit zum Teil recht abfälligen Kommentaren
(natürlich anonym) bedacht, bleibt nun abzuwarten, wie sich der
Verein zu dieser für sie offenbar neuen Situation positioniert. Wenn
nämlich diese bibliophile Kostbarkeit gar nicht in der
Kulturbibliothek ihre Heimat finden kann. Und wenn es in besagtem
Bericht heißt, dass das Innere des Hauses faszinierend konzipiert
ist, scheint man darüber die bautechnische Konzeption vergessen zu
haben, die Voraussetzung für die Unterbringung dieser
Himmelgartenbibliothek ist. Und wenn es denn stimmt, dass das Land
Thüringen die Finanzierung dieses Objektes nur unter der
Berücksichtigung der Himmelgartenbibliothek ermöglichte, ergibt
sich die Frage, wie das Land reagiert, wenn sie nicht in die
Kulturbibliothek kommen kann!?
Bleibt schließlich auch noch die
Frage, was gemeint ist, wenn es in dem Gründungsbericht dieses
Fördervereins u.a. heißt, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, das
Projekt finanziell, materiell und ideell zu unterstützen. Und dabei
ausdrücklich (auch) die Himmelgartenbibliothek genannt ist. Bisher
jedenfalls hat sie im Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg
eine sichere Bleibe. In Nordhausen wohl noch lange nicht.
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