Der gestrige „Kunst und Kaffee“-
Nachmittag des Kunsthauses Meyenburg drängte mir spätestens in
dessen Verlauf schon die Überlegung auf, ob es in der weiteren
Entwicklung des Fördervereins Kunsthaus Meyenburg zu einer
Abgrenzung im Anspruch des Themenangebot es gegenüber dem Kunsthaus
selbst kommen könnte, oder man sich weiter ergänzen und
inspirieren wird, wie es bisher der Fall ist.
Das mag vielleicht etwas kompliziert
klingen, hat seine Ursache aber in dem Anspruch des Kunsthauses
selbst, und andererseits in einer Aussage des Vorsitzenden des
Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka, die er unlängst im Verlaufe
einer Veranstaltung machte. Wonach „wir Sie nicht mit hoher Kunst
langweilen werden: wir sind Normalbürger, weder Kunstwissenschaftler
noch Kunsthistoriker, sondern einfach nur Kunstliebhaber.“
Gestern jedenfalls musste die Leiterin
des Kunsthauses, Susanne Hinsching, Flexibilität zeigen, um ihren
Zuhörern gerecht zu werden: während sich diese nämlich im Keller
des Kunsthauses zu „Kunst und Kaffee“ versammelten, gab sie in
den Ausstellungsräumen weiter oben dem MDR noch ein Interview zu der
„Zwiesprache“-Ausstellung Ernst Barlach und Alexander Dettmar, Um
gleich danach vor den Kunstliebhabern weiter unten eines der
bekanntesten Bilder Francesco Melzis (1491 – 1570), Lieblinsschüler
desLeonardo da Vinci, einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.
Dass sich unter den Zuhörern auch der Fördervereins-Vorsitzende Dr.
Pientka mit seiner Frau Hannelore befanden, sprach für die Erwartung
entsprechender Betrachtungsweise durch die Kunsthistorikerin Susanne
Hinsching.
Der sie auch vollauf gerecht wurde.
Anliegen des Vortrags war es ganz offensichtlich, mit dieser
Bildbetrachtung Anregungen zu geben, es bei Teilnahmen an Vernissagen
oder Besuchen von Bildgalerien nicht bei einer generellen
Augenscheinnahme bewenden zu lassen. Sondern zumindest einzelnen
Bildern, die dazu einladen, eine detailliertere Betrachtung zu
widmen. Und als „Veranschauungsobjekt“ einer so eingehenden
Betrachtung bot sich dieses Bild „Vertumnus und Pomona“ von Melzi
(aus dem Preußischen Kulturbesitz der Staatlichen Museen zu Berlin)
bestens an. Hinsching selektierte das Bild in allen ihren Teilen,
beschrieb deren bildliche Umgebung (Gebirge, Flußlauf, Baum und
Fauna) und unterzog die beiden Figuren im Bild der besonderen
Analyse. Sowohl in ihrer Vermenschlichung (Vertumnus als
Vegetationsgott), als auch in ihrer Gewandung und deren farblicher
Sinngebung. Damit beantwortete sie gleichzeitig die in der
Ankündigung dieser Veranstaltung selbst gestellten Fragen wie: „Was
stellt das Werk dar? Was bedeuten die einzelnen Figuren und Pflanzen?
Warum wählte der Künstler diese Farben?“. Und erklärte auch den
Grund der öffentliche Aufmerksamkeit, die der zu den wohl
bedeutendsten italienische Malern des 16. Jahrhunderts gehörende
Francesca Melzi jüngst hervorrief: nämlich durch die „Entdeckung“
seiner „Mona Lisa“ im Prado in Madrid 2012, die der „Mona Lisa“
von Leonardo da Vinci zum Verwechseln ähnlich sieht.
Die
Betrachtung war anschaulich, in ihrem Anliegen sicher anregend und
auf Kunstliebhaber zugeschnitten. Es gab danach auch wenig
zusätzlichen Informationsbedarf, was zumindest teilweise auch an der
willkommenen Verlagerungsgelegenheit ins Kaffee gelegen haben könnte.
Zumal sich das diesmal von Dr. Barbara Scholz beigesteuerte
Kuchenangebot als hervorragend erwies. Dort allerdings gab es noch
recht lebhafte Gespräche, die erkennen ließen, dass die Betrachtung
großes Interesse gefunden hatte. Sei abschließend bemerkt, dass das
eingangs erwähnte Interview heute im MDR ab 19 Uhr zu sehen (und
hören) sein wird.
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