Donnerstag, 25. April 2013

Der Kunst ein Stück näher


Der gestrige „Kunst und Kaffee“- Nachmittag des Kunsthauses Meyenburg drängte mir spätestens in dessen Verlauf schon die Überlegung auf, ob es in der weiteren Entwicklung des Fördervereins Kunsthaus Meyenburg zu einer Abgrenzung im Anspruch des Themenangebot es gegenüber dem Kunsthaus selbst kommen könnte, oder man sich weiter ergänzen und inspirieren wird, wie es bisher der Fall ist.

Das mag vielleicht etwas kompliziert klingen, hat seine Ursache aber in dem Anspruch des Kunsthauses selbst, und andererseits in einer Aussage des Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka, die er unlängst im Verlaufe einer Veranstaltung machte. Wonach „wir Sie nicht mit hoher Kunst langweilen werden: wir sind Normalbürger, weder Kunstwissenschaftler noch Kunsthistoriker, sondern einfach nur Kunstliebhaber.“

Gestern jedenfalls musste die Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, Flexibilität zeigen, um ihren Zuhörern gerecht zu werden: während sich diese nämlich im Keller des Kunsthauses zu „Kunst und Kaffee“ versammelten, gab sie in den Ausstellungsräumen weiter oben dem MDR noch ein Interview zu der „Zwiesprache“-Ausstellung Ernst Barlach und Alexander Dettmar, Um gleich danach vor den Kunstliebhabern weiter unten eines der bekanntesten Bilder Francesco Melzis (1491 – 1570), Lieblinsschüler desLeonardo da Vinci, einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen. Dass sich unter den Zuhörern auch der Fördervereins-Vorsitzende Dr. Pientka mit seiner Frau Hannelore befanden, sprach für die Erwartung entsprechender Betrachtungsweise durch die Kunsthistorikerin Susanne Hinsching.

Der sie auch vollauf gerecht wurde. Anliegen des Vortrags war es ganz offensichtlich, mit dieser Bildbetrachtung Anregungen zu geben, es bei Teilnahmen an Vernissagen oder Besuchen von Bildgalerien nicht bei einer generellen Augenscheinnahme bewenden zu lassen. Sondern zumindest einzelnen Bildern, die dazu einladen, eine detailliertere Betrachtung zu widmen. Und als „Veranschauungsobjekt“ einer so eingehenden Betrachtung bot sich dieses Bild „Vertumnus und Pomona“ von Melzi (aus dem Preußischen Kulturbesitz der Staatlichen Museen zu Berlin) bestens an. Hinsching selektierte das Bild in allen ihren Teilen, beschrieb deren bildliche Umgebung (Gebirge, Flußlauf, Baum und Fauna) und unterzog die beiden Figuren im Bild der besonderen Analyse. Sowohl in ihrer Vermenschlichung (Vertumnus als Vegetationsgott), als auch in ihrer Gewandung und deren farblicher Sinngebung. Damit beantwortete sie gleichzeitig die in der Ankündigung dieser Veranstaltung selbst gestellten Fragen wie: „Was stellt das Werk dar? Was bedeuten die einzelnen Figuren und Pflanzen? Warum wählte der Künstler diese Farben?“. Und erklärte auch den Grund der öffentliche Aufmerksamkeit, die der zu den wohl bedeutendsten italienische Malern des 16. Jahrhunderts gehörende Francesca Melzi jüngst hervorrief: nämlich durch die „Entdeckung“ seiner „Mona Lisa“ im Prado in Madrid 2012, die der „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci zum Verwechseln ähnlich sieht.

Die Betrachtung war anschaulich, in ihrem Anliegen sicher anregend und auf Kunstliebhaber zugeschnitten. Es gab danach auch wenig zusätzlichen Informationsbedarf, was zumindest teilweise auch an der willkommenen Verlagerungsgelegenheit ins Kaffee gelegen haben könnte. Zumal sich das diesmal von Dr. Barbara Scholz beigesteuerte Kuchenangebot als hervorragend erwies. Dort allerdings gab es noch recht lebhafte Gespräche, die erkennen ließen, dass die Betrachtung großes Interesse gefunden hatte. Sei abschließend bemerkt, dass das eingangs erwähnte Interview heute im MDR ab 19 Uhr zu sehen (und hören) sein wird.

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