Bis gestern gab es keinen Zweifel: in
der öffentlichen Diskussion war es der Präsident des FC Bayern
München und Wurstfabrikant Uli Hoeneß, über dem sich nach
Bekanntwerden seiner Selbstanzeige ein Mediengewitter entlud, gegen
das Taifune und verheerende Blitzgewitter, über die gestern im
Fernsehen (in welchem Kanal war das nur gleich?) berichtet wurde, ja
unbedeutende Naturereignisse waren. Nun aber überlegt man – zum
Beispiel im NDR-Morgenmagazin – ob sich die Auswirkungen nicht auch
bei der Mannschaft der Bayern bei ihrem heutigen Fußballspiel gegen
den FC Barcelona bemerkbar machen könnten? Man wird sehen.
Jedenfalls ist aber nicht nur
Fußballdeutschland in Aufregung, sondern die gesamte Republik, wenn
sich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel zu der Steuerangelegenheit
des Uli Hoeneß äußerte und (natürlich) enttäuscht ist. Und
Ministerpräsidenten (z.B in NRW) die Sache zum Anlass nehmen, ein
Heer von Steuerfahndern zu rekrutieren, die Jagd auf Steuersünder
machen sollen. Dabei finde ich die ausgebrochene Hysterie geradezu
grotesk, sind es doch neben dem „Bayern“-Präsidenten inzwischen
viele tausende Geldleute, die sich nach dem Kauf von Steuer-CD's
durch Länderregierungen selbst anzeigten. Die übrigens alle anonym
blieben, soweit ihre Selbstanzeigen als strafbefreiend anerkannt
wurden. Warum also wurde die des Uli Hoeneß publik gemacht?
Ich muss und will mich nicht weiter mit
der Angelegenheit befassen, ich kenne Uli Hoeneß ja nur aus der Zeit
als aktiver Fußballspieler, als Vereinspräsident des FC Bayern ist
er mir ziemlich gleichgültig wie auch der FC Bayern München.
Ansonsten halte ich es mit der Aussage eines Mannes, der es wissen
muss: Steuerpsycholge Erich Kirchler, Vizedekan der Fakultät
Psychologie an der Uni Wien. In einem Interview mit der „Welt“
heißt es, Ungerechtigkeit und komplexe Steuergesetze können zum
Steuerbetrug verleiten. Und zu Uli Hoeneß: „Ich wage nicht, die
Person Uli Hoeneß aus der Ferne zu analysieren.“ Man könnte diese
Antwort als Rat allen denen geben, die ohne zu zögern über jemanden
herfallen, den sie gar nicht kennen. Das gilt auch für die Medien.
Insofern verstehe ich sogar, dass Uli Hoeneß versucht, sich gegen
die unfairsten Kritiker gerichtlich zu wehren. Und den FC Bayern
München wünsche ich immerhin, dass er unbeeindruckt von allen
Trubel um ihren Präsidenten in das Match gegen den FC Barcelona
geht.
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