Dienstag, 30. April 2013

Demokraten gab es, bevor es Demokratie gab


Die Aussage von Frank Walter Steinmeier, Fraktionschef der SPD im Deutschen Bundestag, lautete eigentlich „Sozialdemokraten waren Demokraten, bevor Deutschland eine Demokratie wurde." Damit erinnerte er im September 2012 anlässlich der Eröffnung der großen Ausstellung „150 Jahre deutsche Sozialdemokratie: Für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ in Berlin an die Gründung dieser Partei durch Ferdinand Lasalle.

Gestern wurde im Bürgersaal des Nordhäuser Rathauses von der SPD-Kreisvorsitzenden Dagmar Becker und der Bundestagskandidatin der SPD, Carmen Listemann, eine gleichartig konzipierte, kleinere Wanderausstellung eröffnet, zu der die Einladung präzisierte: Am 23. Mai 1863 gründete Ferdinand Lasalle im Leipziger Pantheon den „Allgemeinen deutschen Arbeiterverein“, der damit die Geburtsstunde der Sozialdemokratische Partei Deutschlands markiert.
Wenn ich die zahlenmäßige Beteiligung an der Eröffnung dieser Ausstellung daran messe, dass im September 2012 Wolfgang Thierse im Paul-Löbe-Haus in seinem Grußwort zu jener Ausstellung an die Geschichte der ostdeutschen Sozialdemokratie zwischen Zwangsvereinigung mit der SED und Gründung der ostdeutschen SPD im Herbst 1989 erinnerte, hatte ich mehr Teilnehmer erwartet. Damals hatte er erklärt, dass gerade dieses Kapitel gezeigt habe, „dass man niemals Gerechtigkeit und Freiheit gegeneinandersetzen, niemals das eine für das andere opfern darf". Und das hätte durchaus motivierend wirken können.
Mir jedenfalls wurde angesichts der in dieser Ausstellung veranschaulichten Geschichte der deutschen Sozialdemokratie bewusst, dass ich von deren Entwicklung vor der Nazizeit so gut wie nichts wusste. Und mir deren Schicksal in der DDR nur lückenhaft bekannt war. Ich erinnerte mich aber auch daran, dass es mir anfangs meiner Zeit nach der Wende in Nordhausen nicht leicht fiel, mich der SPD zu nähern. Der allmählichen menschlichen Annäherung kann ich angesichts dieser Ausstellung das sachliche Verständnis folgen lassen. Wozu die Teilnahme an der Eröffnung dieser Ausstellung allein allerdings nicht reicht, um diesen Geschichtsteil der SPD kennen zu lernen. Ich werde sie also heute erneut besuchen.
Gestern jedenfalls eröffnete Dagmar Becker in ihrer bekannt kollegialen, verbindlichen Art die Ausstellung und betonte dabei, dass es vor allem der einstige SPD-Bundeskanzler Willy Brand war, der es ihr leicht fallen ließ, 1990 Mitglied der SPD zu werden. Inzwischen dominiert sie den Kreisverband der Partei souverän.
Ganz anders das Grußwort der Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 189, Carmen Listemann, die – entsprechend ihrer politischen Ambition - recht sachlich betonte Ausführungen machte. Wobei sie mit einem Gedicht von Heinrich Hesse an einen Mann erinnerte, dessen Schicksal es wohl war, als Dichter von seinem Namensvetter Hermann Hesse nahezu in die völlige Bedeutungslosigkeit gedrängt worden zu sein.
Bedauert wurde übrigens, dass der erwartete Landesgeschäftsführer der SPD, René Lindenberg, nicht rechtzeitig zur Eröffnung der Ausstellung eintraf. Obwohl er doch in Erfurt „rechtzeitig“ losfuhr. Wodurch einmal mehr an die Notwendigkeit des Ausbaues der B4 von Erfurt nach Nordhausen erinnert wurde, die ja beim Kreisparteitag der SPD vor zwei Wochen der Ortsvorsitzende Andreas Wieninger erneut als vordringlich gefordert hatte.
Der weitere Verlauf der gestrigen Eröffnungsveranstaltung mündete in persönliche Gespräche, bei denen ich die Genossen unter sich bleiben ließ.  

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