Donnerstag, 11. April 2013


Es kreißte der Berg . . .

Wer kennt nicht das Sprichwort aus der griechischen Mythologie? Ich denke, es passt recht gut auf den Verlauf der Treibjagd der Medien auf den ehemaligen Bundespräsidenten Chrsitian Wulff, der im vergangenen Jahr zu seinem Rücktritt führte. Und dem sich nunmehr abzeichnenden Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen als Folge jener Medienkampagne. Von dem, was die Medien in hartnäckiger Kleinarbeit zusammengetragen und der Staatsanwaltschaft quasi als Abgründe von Bestechung und Vetternwirtschaft auf dem Servierbrett offerierten, bleibt nun gerade mal ein Besuch des Münchner Oktoberfestes durch den einstigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff mit dem Filmfinanzier David Groenewold übrig. Dessen Kostentragung strittig sein soll.

Vor zwei Wochen hatte ich an dieser Stelle geschrieben: "Mit dem denkbar spärlichsten Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der Absicht, das Verfahren im Falle des einstigen Bundespräsidenten gegen angemessene Auflagen einzustellen, stellt sich mir als aufgeschlossenen Zeitgenossen schon die Frage, was denn nun wirklich Hintergrund einer Medien-Berichterstattung war, die das Bild Christian Wulffs in einem so diffusen Licht erscheinen ließ, dass man geradezu den Eindruck gewinnen musste, als handele es sich bei ihm um einen ausgesprochenen Schmarotzer der gehobenen Gesellschaft, der Maß und Ziel verloren hat.“

Sowohl Christian Wulff als auch David Groenewold haben das ihnen gemachte Angebot – Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldsumme - inzwischen abgelehnt und streben einen glatten Freispruch an. Und die Medien ihrerseits haben nach den Presseschauen sowohl Zielobjekt, als auch Tonfall geändert und bekunden nun zumindest verhaltenes Verständnis für die Bestrebung Wulffs nach einem Freispruch. Wobei die Staatsanwaltschaft ob ihres Beharrungsvermögens auf wenigstens einen Anklagepunkt zumindest keine Rückendeckung durch die Medien erhält. Sollte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen, wären die Medienvertreter jedenfalls gut beraten, sich „frühzeitig“ akkreditieren zu lassen.

Wie auch der weitere Verlauf sein wird, sind sich Medien und wohl auch die um Objektivität bemühte Öffentlichkeit einig, dass es nun „nur“ noch um die Ehre des Christian Wulff geht. Dass er überhaupt als einstiges Staatsoberhaupt in diese Situation gekommen ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Weil es ihm an Souveränität fehlte, die man für dieses Amt braucht. Und weil ihm dazu auch noch die Cleverness im Umgang mit den Medien fehlte. Ich denke unwillkürlich an Wladimis Putin im Interview mit Jörg Schönenborn. Nur so kann man ihr wirkungsvoll begegnen.

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