Es kreißte der Berg . . .
Wer kennt nicht das Sprichwort aus der griechischen Mythologie? Ich denke, es passt recht gut auf den Verlauf der Treibjagd der Medien auf den ehemaligen Bundespräsidenten Chrsitian Wulff, der im vergangenen Jahr zu seinem Rücktritt führte. Und dem sich nunmehr abzeichnenden Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen als Folge jener Medienkampagne. Von dem, was die Medien in hartnäckiger Kleinarbeit zusammengetragen und der Staatsanwaltschaft quasi als Abgründe von Bestechung und Vetternwirtschaft auf dem Servierbrett offerierten, bleibt nun gerade mal ein Besuch des Münchner Oktoberfestes durch den einstigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff mit dem Filmfinanzier David Groenewold übrig. Dessen Kostentragung strittig sein soll.
Vor zwei Wochen hatte ich an dieser Stelle geschrieben: "Mit
dem denkbar spärlichsten Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen und der Absicht, das Verfahren im Falle des einstigen
Bundespräsidenten gegen angemessene Auflagen einzustellen, stellt
sich mir als aufgeschlossenen Zeitgenossen schon die Frage, was denn
nun wirklich Hintergrund einer Medien-Berichterstattung war, die das
Bild Christian Wulffs in einem so diffusen Licht erscheinen ließ,
dass man geradezu den Eindruck gewinnen musste, als handele es sich
bei ihm um einen ausgesprochenen Schmarotzer der gehobenen
Gesellschaft, der Maß und Ziel verloren hat.“
Sowohl Christian Wulff als auch David
Groenewold haben das ihnen gemachte Angebot – Einstellung des
Verfahrens gegen Zahlung einer Geldsumme - inzwischen abgelehnt und
streben einen glatten Freispruch an. Und die Medien ihrerseits haben
nach den Presseschauen sowohl Zielobjekt, als auch Tonfall geändert
und bekunden nun zumindest verhaltenes Verständnis für die
Bestrebung Wulffs nach einem Freispruch. Wobei die Staatsanwaltschaft
ob ihres Beharrungsvermögens auf wenigstens einen Anklagepunkt
zumindest keine Rückendeckung durch die Medien erhält. Sollte es zu
einer Gerichtsverhandlung kommen, wären die Medienvertreter
jedenfalls gut beraten, sich „frühzeitig“ akkreditieren zu
lassen.
Wie auch der weitere Verlauf sein wird,
sind sich Medien und wohl auch die um Objektivität bemühte
Öffentlichkeit einig, dass es nun „nur“ noch um die Ehre des
Christian Wulff geht. Dass er überhaupt als einstiges
Staatsoberhaupt in diese Situation gekommen ist, hat er sich selbst
zuzuschreiben. Weil es ihm an Souveränität fehlte, die man für
dieses Amt braucht. Und weil ihm dazu auch noch die Cleverness im
Umgang mit den Medien fehlte. Ich denke unwillkürlich an Wladimis
Putin im Interview mit Jörg Schönenborn. Nur so kann man ihr
wirkungsvoll begegnen.
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