Montag, 29. April 2013

Ein Wochenende der Eindrücke und Einsichten


Ereignisse, die ich als ambitionierter, kulturell interessierter Mensch eigentlich mit Freude und nachhaltiger Genugtuung erlebte, waren diesmal gleichzeitig mit einer fortschreitenden Einsicht verbunden, der man mit zunehmenden Alter mit der gebotenen Konsequenz Rechnung tragen sollte, wenn und so lange man vor sich selbst Respekt haben will.

Am Donnerstag nämlich besuchte ich den Kammertanzabend im Theater unterm Dach, der unter dem Motto „Gegensätze getanzter Art“ den Besuchern eine Show voller Bewegung, Anmut und thematischen Ausdruck bot, der selbst in seinen frivolen Teilen ausgesprochen ästhetisch wirkte. Dabei beeinruckten alle TänzerInnen mit ihren Choreographien ebenso wie diejenigen, die sie jeweils tänzerisch umsetzten. Empfand man die Hinweise in den Erläuterungen zu den einzelnen Bildern noch als hilfreich, bedurfte es solcher zum Beispiel in „Hungrige Schweine – Träumen vom Essen“ tatsächlich nicht, der Verlauf sprach für sich. Ich müsste eigentlich jeden Auftritt erwähnen, war doch jeder für sich sehens- und erlebenswert. Wobei sie sich im künstlerischen Niveau wenig unterschieden, umso mehr allerdings in der jeweiligen thematischen Darstellung, etwa zwischen dem Flamenco „Entre dos aguas“ (Choregraphie : Irene López Ros), der durch sein Temperament und tänzerischen Ausdruck bestach, gegenüber „TISM“(David Roßteutscher), in dem die Vernunft gegenüber femininer Verlockung auf der Strecke blieb. Einstimmen auf diesen erlebnisreichen Abend konnte ich mich tags zuvor im Kunsthaus Meyenburg am Rande von „Kunst + Kaffee“ angesichts der dort ausgestellten Bilder von Tilmann Graner.

Verband sich für mich angesichts dieses in weiten Teilen erotisch wirkenden Tanzabends bestenfalls noch eine gefühlte Erinnerung an frühere Zeiten, bescherte mir das Konzert der Nordhäuser Kantorei am Samstag völlig andere Eindrücke und Einsichten. Es war meines Erachtens eine musikalische Offenbarung von Kammerorchester (unter der höchst bemerkenswerten Mitwirkung als Gast an der Orgel von Prof. Wolfgang Kupke) von Kantoreichor und Solisten, unter der bewährten Leitung von Kantor Michael Kremzow. Und wäre ganz gewiss ein ungetrübtes (Hör-) Erlebnis geworden, hätte ich die Augen geschlossen und Gesang und Musik auf mich wirken lassen. Ich wollte aber doch als engagierter Berichterstatter auch optische Eindrücke sammeln, um sie zusammen mit dem gebotenen Programm (dem „Osteroratorium“ von Johann Sebastian Bach, der „Krönungsmesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart, und Bachs „o ewiges Feuer“)in meiner Art formulieren und offerieren zu können. Und da sass nun zu Beginn und der zweiten Hälfte der Aufführung direkt vor mir ein Besucher, der unentwegt fotografierte. 
Nichts gegen einen fotografierenden Besucher, der seine Aufnahmen macht, ohne andere Teilnehmer zu beeinträchtigen. Wenn er aber für jede seiner -zig Aufnahmen eine andere Körperstellung einnimmt, wirkt das zumindest für einen hinter ihm Sitzende allmählich und zunehmend störend. Und wenn neben ihm die Frau des Kantors sitzt, in dessen Gesellschaft der fotografierende Besucher kam, frage ich mich schon, warum das gerade vor mir in besagter Weise geschieht.. Ich kann also nur wünschen, dass gemeinter Besucher seine Bilder ebenso zur Illustration eines entsprechenden Berichtes fügt, wie ich das getan hätte. Bei den Bildaufnahmen allerdings sehr viel unauffälliger. Der nach Abschluss des Konzertes einsetzende Andrang von fotografierenden Besuchern aber ließ mir ob meiner Gehbehinderung keinerlei entsprechende Möglichkeiten. Und spätestens hier stellte sich für mich die Einsicht ein, mich auf meine geringer werdenden Möglichkeiten als Journalist zu besinnen. Und zu beschränken. 
Und diese Besinnung mündet in den zukünftigen Verzicht auf Berichte solcher Veranstaltungen. Man hat mir in folgenden Gesprächen empfohlen, mich doch auf das eigentliche Geschehen, also die Konzerte,verläufe, zu beschränken, worauf ich nur entgegnen kann, dass ich ja kein gelernter Rezensent bin, sondern eben veranstaltungsbezogene Eindrücke wiedergebe. Und diese dann nicht mehr aussagefähig, und damit lückenhaft ausfallen würden. Ich denke also, eine Beschränkung auf verbleibende Möglichkeiten ist hier angebracht. Und ich vermag mich ohne Bitternis zu beschränken.

Dieser Entschluss wurde umso deutlicher während des gestern besuchten Schauspiels „Jugend ohne Gott“, der Nordhäuser Premiere der Inszenierung des Theaters Rudolstadt. Hier allerdings wurde mir lediglich meine eigene Sorglosigkeit bewusst, als nämlich meine Hörhilfen streikten (mangels Energie, die ich vor Ort nicht ersetzen konnte) und ich dem Verlauf nur recht eingeschränkt folgen konnte. Ich werde also eine der folgenden Aufführungen - besser gerüstet – besuchen, umso mehr, als das Thema ja unter den verschiedensten Aspekten aktuell gesellschaftlich, und damit in den Medien, behandelt wird. Ich werde in meinem Blog noch näher darauf eingehen wollen. Womit mir also dieses Wochenende brachte, was ich eingangs schon feststellte: viele Eindrücke, aber auch Einsichten, die damit verbunden waren.

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