Ereignisse, die ich als ambitionierter,
kulturell interessierter Mensch eigentlich mit Freude und
nachhaltiger Genugtuung erlebte, waren diesmal gleichzeitig mit einer
fortschreitenden Einsicht verbunden, der man mit zunehmenden Alter
mit der gebotenen Konsequenz Rechnung tragen sollte, wenn und so
lange man vor sich selbst Respekt haben will.
Am Donnerstag nämlich besuchte ich den
Kammertanzabend im Theater unterm Dach, der unter dem Motto
„Gegensätze getanzter Art“ den Besuchern eine Show voller
Bewegung, Anmut und thematischen Ausdruck bot, der selbst in seinen
frivolen Teilen ausgesprochen ästhetisch wirkte. Dabei beeinruckten
alle TänzerInnen mit ihren Choreographien ebenso wie diejenigen, die
sie jeweils tänzerisch umsetzten. Empfand man die Hinweise in den
Erläuterungen zu den einzelnen Bildern noch als hilfreich, bedurfte
es solcher zum Beispiel in „Hungrige Schweine – Träumen vom
Essen“ tatsächlich nicht, der Verlauf sprach für sich. Ich müsste
eigentlich jeden Auftritt erwähnen, war doch jeder für sich sehens-
und erlebenswert. Wobei sie sich im künstlerischen Niveau wenig
unterschieden, umso mehr allerdings in der jeweiligen thematischen
Darstellung, etwa zwischen dem Flamenco „Entre dos aguas“
(Choregraphie : Irene López Ros), der durch sein Temperament und
tänzerischen Ausdruck bestach, gegenüber „TISM“(David
Roßteutscher), in dem die Vernunft gegenüber femininer Verlockung
auf der Strecke blieb. Einstimmen auf diesen erlebnisreichen Abend
konnte ich mich tags zuvor im Kunsthaus Meyenburg am Rande von „Kunst
+ Kaffee“ angesichts der dort ausgestellten Bilder von Tilmann
Graner.
Verband sich für mich angesichts
dieses in weiten Teilen erotisch wirkenden Tanzabends bestenfalls
noch eine gefühlte Erinnerung an frühere Zeiten, bescherte mir das
Konzert der Nordhäuser Kantorei am Samstag völlig andere Eindrücke
und Einsichten. Es war meines Erachtens eine musikalische Offenbarung
von Kammerorchester (unter der höchst bemerkenswerten Mitwirkung als
Gast an der Orgel von Prof. Wolfgang Kupke) von Kantoreichor und
Solisten, unter der bewährten Leitung von Kantor Michael Kremzow.
Und wäre ganz gewiss ein ungetrübtes (Hör-) Erlebnis geworden,
hätte ich die Augen geschlossen und Gesang und Musik auf mich wirken
lassen. Ich wollte aber doch als engagierter Berichterstatter auch
optische Eindrücke sammeln, um sie zusammen mit dem gebotenen
Programm (dem „Osteroratorium“ von Johann Sebastian Bach, der
„Krönungsmesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart, und Bachs „o
ewiges Feuer“)in meiner Art formulieren und offerieren zu können.
Und da sass nun zu Beginn und der zweiten Hälfte der Aufführung
direkt vor mir ein Besucher, der unentwegt fotografierte.
Nichts
gegen einen fotografierenden Besucher, der seine Aufnahmen macht,
ohne andere Teilnehmer zu beeinträchtigen. Wenn er aber für jede
seiner -zig Aufnahmen eine andere Körperstellung einnimmt, wirkt das
zumindest für einen hinter ihm Sitzende allmählich und zunehmend
störend. Und wenn neben ihm die Frau des Kantors sitzt, in dessen
Gesellschaft der fotografierende Besucher kam, frage ich mich schon,
warum das gerade vor mir in besagter Weise geschieht.. Ich kann also
nur wünschen, dass gemeinter Besucher seine Bilder ebenso zur
Illustration eines entsprechenden Berichtes fügt, wie ich das getan
hätte. Bei den Bildaufnahmen allerdings sehr viel unauffälliger.
Der nach Abschluss des Konzertes einsetzende Andrang von
fotografierenden Besuchern aber ließ mir ob meiner Gehbehinderung
keinerlei entsprechende Möglichkeiten. Und spätestens hier stellte
sich für mich die Einsicht ein, mich auf meine geringer werdenden
Möglichkeiten als Journalist zu besinnen. Und zu beschränken.
Und
diese Besinnung mündet in den zukünftigen Verzicht auf Berichte
solcher Veranstaltungen. Man hat mir in folgenden Gesprächen
empfohlen, mich doch auf das eigentliche Geschehen, also die
Konzerte,verläufe, zu beschränken, worauf ich nur entgegnen kann,
dass ich ja kein gelernter Rezensent bin, sondern eben
veranstaltungsbezogene Eindrücke wiedergebe. Und diese dann nicht
mehr aussagefähig, und damit lückenhaft ausfallen würden. Ich
denke also, eine Beschränkung auf verbleibende Möglichkeiten ist
hier angebracht. Und ich vermag mich ohne Bitternis zu beschränken.
Dieser Entschluss wurde umso deutlicher
während des gestern besuchten Schauspiels „Jugend ohne Gott“,
der Nordhäuser Premiere der Inszenierung des Theaters Rudolstadt.
Hier allerdings wurde mir lediglich meine eigene Sorglosigkeit
bewusst, als nämlich meine Hörhilfen streikten (mangels Energie,
die ich vor Ort nicht ersetzen konnte) und ich dem Verlauf nur recht
eingeschränkt folgen konnte. Ich werde also eine der folgenden
Aufführungen - besser gerüstet – besuchen, umso mehr, als das
Thema ja unter den verschiedensten Aspekten aktuell gesellschaftlich,
und damit in den Medien, behandelt wird. Ich werde in meinem Blog
noch näher darauf eingehen wollen. Womit mir also dieses Wochenende
brachte, was ich eingangs schon feststellte: viele Eindrücke, aber
auch Einsichten, die damit verbunden waren.
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