Bewegende
Momente im Cafè Nikolai Ellrich am 27.10.2019
Braucht
es die Initiative von Bürgern dieser Stadt, um den Ehrenbürger, den
berühmten Schauspieler und Oscar-Preisträger wieder ins Bewusstsein
zu rufen? Wieso gibt es keine Gedenktafel oder eine Büste oder eine
andere Form öffentlichens Gedenkens initiiert von der
Stadt? Diese
und ähnliche Fragen wurden, wenn auch nicht laut, während der zu
Herzen gehenden Veranstaltung am Nachmittag des 27.10.2019 im Cafè
Nikolai gestellt. Die Besitzer des Cafés, das Ehepaar Jürgen und
Antje Weyand, hatten zu Beginn des Jahres den Kontakt zu Josephine
Hoppe, der Tochter Rolf Hoppes und ihrem Mann Dirk Neumann
aufgenommen. Es folgte die Anfrage vom Pfarrer der Gemeinde Jochen
Lenz. Das Ergebnis dieser Bemühungen waren die drei
„Rolf-Hoppe-Tage“, wie sie die Ellricher der Einfachheit genannt
haben. Der Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss bildete die
Eröffnung der Ausstellung im Café Nikolai. Beginnend mit Aufnahmen,
die die Erinnerung an die Kindheit und Jugend in Ellrich wachriefen,
bis hin zu Fotos von den berühmten Rollen Rolf Hoppes, die eben mehr
waren als der ‚Mephisto‘ und der ‚König‘ in dem Kultfilm
„Drei Haselnüsse für Aschenputtel“. Erläutert wurden die Fotos
von Josephine Hoppe, gewürzt mit manchem Schmankerl aus dem Leben
als Vater, als
Schauspieler und schließlich als Gründer und
Prinzipal des „Hoftheaters Dresden“, das in 24-jähriger, seit
1995 mühevoller Arbeit entstand und wo der Geist Rolf Hoppes
weiterlebt. Zu Herzen gehend und mitfühlend waren die Ausführungen
Kurt Schulzes, der von der Kinderzeit bis ins Alter Rolf Hoppe
begleitete – oft mehr im Geiste und aus Ferne, aber was heißt das
schon? Ein wahrer Freund ist immer ‚anwesend‘! So hörten und
staunten die Gäste des Cafés und Besucher der Ausstellung, wie er
berichtete, dass man die amerikanischen Soldaten um rare Dinge
erleichterte, denn die hatten ausreichend, über das Fischen mit
Handgranaten, aber auch wie Rolf Hoppe im Zug von Erfurt nach
Nordhausen
das Abteil zur Bühne machte – er als Schauspieler die
Rollen übend, die Mitreisenden als Statisten. Auch die politische
Entwicklung in dieser Nachkriegszeit wurde nicht vergessen, von
Laienspielgruppen in der frühen Zeit der FDJ bis hin zur von ihm
kritisch gesehenen und abgelehnten Ausrichtung dieser
Jugendorganisation im Sinne der SED. Die Stationen seines Schaffens
als Schauspieler wurden kurz gestreift. Schön zu hören war seine
Liebe zur deutschen Sprache. Denn als Charakterdarsteller war die
Muttersprache in all ihrer Ausprägung elementar und genau aus diesem
Grunde lehnte er ein lukratives Angebot aus Hollywood ab. Im
Auswendiglernen vorgegebener Texte in einer fremden Sprache konnte er
sich nicht verwirklichen. Eine Haltung, die manchem in der heutigen
Zeit Vorbild sein sollte.
Man konnte spüren, dass einmal für ein
bis zwei Stunden nicht Kaffee und Kuchen im Mittelpunkt standen,
sondern der Ehrenbürger dieser Stadt! Ein wundervoller Auftakt für
mögliche, besser wahrscheinliche Fortsetzungen. Zum Besuch des
„Dresdener Hoftheaters“ wurde eingeladen und Pfarrer Jochen Lenz
deutete an, dass im kommenden Jahr eine Busfahrt nach Dresden
organisiert werden würde. Auch sollen diese „Rolf-Hoppe-Tage“
keine ‚Eintagsfliege‘ sein, sondern in naher Zukunft ihre
Fortsetzung finden. Der abschließende Dank galt Josephine Hoppe und
ihrem Mann Dirk Neumann, aber auch dem Ehepaar Weyand, das diese
Veranstaltung und Ausstellung initiierte. Nicht vergessen zu
erwähnen, dass Antje Weyand seinen Lieblingskuchen – Apfel mit
Nüssen und einem reichlichen Schuss Zitrone – backte, der von den
Gästen hoch gelobt wurde. Man kann sicher sein, dass Rolf Hoppe als
Vater, als Schauspieler und auch als Senior seine Freude an diesen
drei Tagen hätte, von wo auch immer er jetzt ‚zuschaut‘.
Dres.
Hannelore und Wolfgang R. Pientka
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