Dienstag, 29. Oktober 2019

Rolf Hoppe ganz nah

Bewegende Momente im Cafè Nikolai Ellrich am 27.10.2019

Braucht es die Initiative von Bürgern dieser Stadt, um den Ehrenbürger, den berühmten Schauspieler und Oscar-Preisträger wieder ins Bewusstsein zu rufen? Wieso gibt es keine Gedenktafel oder eine Büste oder eine andere Form öffentlichens Gedenkens initiiert von der
Stadt? Diese und ähnliche Fragen wurden, wenn auch nicht laut, während der zu Herzen gehenden Veranstaltung am Nachmittag des 27.10.2019 im Cafè Nikolai gestellt. Die Besitzer des Cafés, das Ehepaar Jürgen und Antje Weyand, hatten zu Beginn des Jahres den Kontakt zu Josephine Hoppe, der Tochter Rolf Hoppes und ihrem Mann Dirk Neumann aufgenommen. Es folgte die Anfrage vom Pfarrer der Gemeinde Jochen Lenz. Das Ergebnis dieser Bemühungen waren die drei „Rolf-Hoppe-Tage“, wie sie die Ellricher der Einfachheit genannt haben. Der Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss bildete die Eröffnung der Ausstellung im Café Nikolai. Beginnend mit Aufnahmen, die die Erinnerung an die Kindheit und Jugend in Ellrich wachriefen, bis hin zu Fotos von den berühmten Rollen Rolf Hoppes, die eben mehr waren als der ‚Mephisto‘ und der ‚König‘ in dem Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenputtel“. Erläutert wurden die Fotos von Josephine Hoppe, gewürzt mit manchem Schmankerl aus dem Leben als Vater, als
Schauspieler und schließlich als Gründer und Prinzipal des „Hoftheaters Dresden“, das in 24-jähriger, seit 1995 mühevoller Arbeit entstand und wo der Geist Rolf Hoppes weiterlebt. Zu Herzen gehend und mitfühlend waren die Ausführungen Kurt Schulzes, der von der Kinderzeit bis ins Alter Rolf Hoppe begleitete – oft mehr im Geiste und aus Ferne, aber was heißt das schon? Ein wahrer Freund ist immer ‚anwesend‘! So hörten und staunten die Gäste des Cafés und Besucher der Ausstellung, wie er berichtete, dass man die amerikanischen Soldaten um rare Dinge erleichterte, denn die hatten ausreichend, über das Fischen mit Handgranaten, aber auch wie Rolf Hoppe im Zug von Erfurt nach Nordhausen
das Abteil zur Bühne machte – er als Schauspieler die Rollen übend, die Mitreisenden als Statisten. Auch die politische Entwicklung in dieser Nachkriegszeit wurde nicht vergessen, von Laienspielgruppen in der frühen Zeit der FDJ bis hin zur von ihm kritisch gesehenen und abgelehnten Ausrichtung dieser Jugendorganisation im Sinne der SED. Die Stationen seines Schaffens als Schauspieler wurden kurz gestreift. Schön zu hören war seine Liebe zur deutschen Sprache. Denn als Charakterdarsteller war die Muttersprache in all ihrer Ausprägung elementar und genau aus diesem Grunde lehnte er ein lukratives Angebot aus Hollywood ab. Im Auswendiglernen vorgegebener Texte in einer fremden Sprache konnte er sich nicht verwirklichen. Eine Haltung, die manchem in der heutigen Zeit Vorbild sein sollte.
Man konnte spüren, dass einmal für ein bis zwei Stunden nicht Kaffee und Kuchen im Mittelpunkt standen, sondern der Ehrenbürger dieser Stadt! Ein wundervoller Auftakt für mögliche, besser wahrscheinliche Fortsetzungen. Zum Besuch des „Dresdener Hoftheaters“ wurde eingeladen und Pfarrer Jochen Lenz deutete an, dass im kommenden Jahr eine Busfahrt nach Dresden organisiert werden würde. Auch sollen diese „Rolf-Hoppe-Tage“ keine ‚Eintagsfliege‘ sein, sondern in naher Zukunft ihre Fortsetzung finden. Der abschließende Dank galt Josephine Hoppe und ihrem Mann Dirk Neumann, aber auch dem Ehepaar Weyand, das diese Veranstaltung und Ausstellung initiierte. Nicht vergessen zu erwähnen, dass Antje Weyand seinen Lieblingskuchen – Apfel mit Nüssen und einem reichlichen Schuss Zitrone – backte, der von den Gästen hoch gelobt wurde. Man kann sicher sein, dass Rolf Hoppe als Vater, als Schauspieler und auch als Senior seine Freude an diesen drei Tagen hätte, von wo auch immer er jetzt ‚zuschaut‘.


Dres. Hannelore und Wolfgang R. Pientka

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