Nordhausen
(psv) Der Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung mit sehr großer
Mehrheit beschlossen, eine Straße im Stadtgebiet von Nordhausen nach dem
ehemaligen Nordhäuser
Bürger Ludwig (Louis) Schierholz zu benennen.
Damit
soll das Leben von Ludwig (Louis) Schierholz und seine Zivilcourage
gegenüber seinen damaligen jüdischen Nachbarn gewürdigt werden.
Ludwig
(Louis) Schierholz wurde am 29.06.1884 in Salzdetfurt geboren. Er zog
nach dem Ersten Weltkrieg nach Nordhausen zu seinem Bruder und arbeitete
in dessen Firma,
einem Fuhrunternehmen bzw. einer Gaststätte. Die Familie Schierholz
pflegte gute Beziehungen zu ihren jüdischen Nachbarn.
Nach
der Pogromnacht am 9.November 1938 gegen jüdische Bürger, Synagogen und
jüdische Geschäfte durch SA-Truppen und Polizei hat er sich auch
weiterhin gegenüber
jüdischen Nordhäusern korrekt verhalten. Ludwig (Louis) Schierholz
stand zu seinen jüdischen Freunden, half ihnen, das Gepäck zum
Auswanderungsschiff zu transportieren und begleitete sie zur Abreise. Er
hatte eine liberale und weltoffene Einstellung, die vom
Einsatz für Recht und Freiheit geprägt war.
Im
Kampf- und Werbeblatt der SS „Das Schwarze Korps“ war die Rubrik
„Lesezuschriften mit der Bitte um Stellungnahme/Kenntnisnahme“ sehr
gefürchtet, denn diese Leserzuschriften
konnten zu einer direkten Verhaftung führen. Dort wurde Ludwig (Louis)
Schierholz denunziert und am 30.11.1938 verhaftet. Er kam zuerst in das
Konzentrationslager Buchenwald, wurde am 07.03.1940 in das KZ
Mauthausen und am 14.08.1940 in das KZ Dachau überführt.
Als Ludwig (Louis) Schierholz am 16.04.1941 entlassen wurde, war er ein
völlig veränderter, kranker und gebrochener Mann, der nicht über seine
Erlebnisse in den Lagern sprechen konnte. Aufgrund seines
Gesundheitszustandes verstarb er am 10.07.1943 in Nordhausen.
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