Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
17.04.2023
068
„Man kann als zahlenmäßig kleine Kirche ein großes Zeugnis geben“
Bischof Meier beendet Reise nach Indonesien
Heute
Morgen (17. April 2023) ist der Vorsitzende der Kommission Weltkirche
der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg),
von seiner sechstägigen
Reise nach Indonesien zurückgekehrt. „Indonesien wird in der deutschen
Öffentlichkeit, vielleicht auch in der hiesigen Kirche, wenig beachtet.
Das ist überraschend, ja unverständlich. Denn Indonesien ist ein Land
mit einer Bevölkerung von fast 280 Millionen
Einwohnern, eine aufstrebende Wirtschaftsnation und der Staat mit der
größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Es ist ein Schwergewicht in
der geopolitisch unruhigen Großregion Ostasien und damit eines der
wichtigsten Länder für die globale Entwicklung“,
erklärte Bischof Meier nach seiner Rückkehr. „Deshalb war es mir ein
Anliegen, dass mich als Vorsitzender der Kommission Weltkirche eine
meiner ersten Reisen in den Globalen Süden dorthin führt.“
Die
Reise war zum einen als Freundschaftsbesuch bei der katholischen Kirche
in Indonesien angelegt und hatte in diesem Zusammenhang die Rolle der
Kirche im gesellschaftlichen
Gefüge des Landes, den interreligiösen Dialog und die Lage der
Religionsfreiheit zum Thema. Zum anderen beabsichtigte Bischof Meier,
die sozial-caritativen und sozial-pastoralen Aktivitäten der Kirche
kennenzulernen.
Das
indonesische Gesellschaftsmodell zielt auf eine möglichst umfassende
Harmonie der gesellschaftlichen Gruppen und Religionen ab. Die
Staatsideologie Pancasila verlangt
den Respekt vor den Religionen und der Religionen untereinander. Obwohl
auch Indonesien in den zurückliegenden Jahrzehnten wiederholt
terroristische Anschläge vonseiten islamistischer Extremisten erlebt hat
und in Teilen der muslimischen Gemeinschaft, die
87 Prozent der Bevölkerung umfasst, Radikalisierungen wahrnehmbar sind,
trägt das Konzept der Pancasila nach wie vor. Es bildet weiterhin den
Rahmen für das Zusammenwirken der Menschen und für die Entwicklung des
ganzen Landes. Dies wurde in Begegnungen von
Bischof Meier mit dem Erzbischof von Jakarta, Kardinal Ignatius Suharyo
Hardjoatmodjo, mit dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Piero Pioppo,
und Bischof Christophorus Tri Harsono, Vorsitzender der Kommission für
Ökumene und Interreligiösen Dialog der Indonesischen
Bischofskonferenz, deutlich. Die Bischöfe setzten sich nachdrücklich
für eine Fortführung und Vertiefung des Dialogs, vor allem mit dem
Islam, ein. „Meine Gesprächspartner haben übereinstimmend dargelegt,
dass eine verantwortliche Staatsführung und das Konzept
der Pancasila, aber eben auch der interreligiöse Dialog dazu
beigetragen haben, dass sich Indonesien in den zurückliegenden Jahren
stabilisiert hat und gut entwickeln konnte“, so Bischof Meier. „Für die
Menschen hier besteht kein Zweifel: Religion ist ein
zentraler Bestandteil des Menschseins. Deswegen haben in diesem Land
alle Fragen, die mit Religion zu tun haben, eine nicht zu überschätzende
Bedeutung.“
In
konkrete Aktivitäten des interreligiösen Dialogs konnte der Bischof in
Gesprächen mit der zuständigen Kommission der Indonesischen
Bischofskonferenz und bei einem
Austausch mit dem Komitee für Interreligiösen Dialog der Provinz
Jakarta einen vertieften Einblick gewinnen. Bei aller Wertschätzung für
das Erreichte und die positiven Entwicklungen in der indonesischen
Gesellschaft wiesen die im interreligiösen Dialog Engagierten
aber auch auf Defizite und Gefahren hin. So gibt es Bestrebungen, die
Muslime Indonesiens durch das Propagieren konservativer islamischer
Werte und Haltungen insgesamt stärker zusammenzuführen und von anderen
Gruppen der Gesellschaft abzugrenzen. Gezielt wird
darauf hingearbeitet, auch den Staat für diese Absichten in Anspruch zu
nehmen. Auf verschiedene subtile Formen gesellschaftlicher
Diskriminierung von Christen wurde nachdrücklich auch in einer Begegnung
mit den Alumni des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes
(KAAD), die ihre Studienzeit in Deutschland verbracht haben,
hingewiesen.
Trotz
ihrer Minderheitensituation – nur 3,5 Prozent der Indonesier sind
katholisch – arbeitet die Kirche engagiert an der gesellschaftlichen
Entwicklung mit. Davon konnte
sich Bischof Meier insbesondere bei einem Besuch in der Diözese Maumere
auf der Insel Flores ein Bild machen. Sozialökologische Projekte
unterstützen die lokale Bevölkerung dieser Pazifikinsel beim Schutz der
Küste vor Erosion, fördern eine nachhaltige Landwirtschaft,
die die Einkommenschancen verbessert, und stärken die
Dorfgemeinschaften dabei, ihre Rechte gegenüber den staatlichen Behörden
wahrzunehmen. Aufmerksamkeit richtet die Kirche auch auf die
gesellschaftlich wenig beachtete Gruppe behinderter Menschen. „Besonders
beeindruckt hat mich aber eine Initiative, die sich für Frauen
einsetzt, die Opfer häuslicher Gewalt und von Menschenhandel geworden
sind. Zu diesem Projekt, das aus Deutschland auch von Caritas
international, mehreren Ordensgemeinschaften und dem
Entwicklungsministerium
unterstützt wird, gehört auch ein Frauenhaus, das ich in Augenschein
nehmen konnte: eine Zufluchtsstätte für Mädchen und junge Frauen und
ihre Kinder, die dort einen neuen Start ins Leben finden können“,
berichtete Bischof Meier, der den ganzheitlichen Ansatz
der kirchlichen Arbeit hervorhob: „Glaube und Leben, soziale Praxis und
Pastoral denkt und lebt die Kirche in Indonesien als Einheit. Diese
Elemente gehören untrennbar zusammen, um der Glaubwürdigkeit des
Evangeliums zu dienen.“
Bei
der Feier von Gottesdiensten, zuletzt am gestrigen Weißen Sonntag in
der Kathedrale von Jakarta, dankte Bischof Meier für das Glaubenszeugnis
der indonesischen Katholiken.
„Sie zeigen uns: Man kann als zahlenmäßig kleine Kirche ein großes und
großartiges Zeugnis geben, das in die ganze Weltkirche hineinstrahlt.
Wir brauchen uns und können voneinander lernen!“
Hinweis:
Bildmaterial
der Reise steht für die Berichterstattung unter Nennung des Copyrights
kostenfrei in der Bildergalerie dieser Pressemitteilung unter
www.dbk.de zur Verfügung.
Die Deutsche Bischofskonferenz
ist
ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in
Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: April 2023) aus
den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an.
Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben,
zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von
Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen.
Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz
ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und
Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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