Derartige Gedanken und Überlegungen drängen sich mir auf, wenn ich seit nunmehr acht Jahren zur Vorweihnachtszeit die Adventausstellungen in der Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei in Nordhausen besuche. Es ist keine Veranstaltung, die sich aus der Vergangenheit heraus zu dem entwickelt hat was es heute ist, sondern – soweit mir bekannt – ein vor Jahren geborenes Projekt ist, das das an sich schon reiche kulturelle Angebot eines Jahres in der Traditionsbrennerei abschließt. (Nicht zu vergessen allerdings das Konzert des „Cantamus“-Chores am 16.12.) Deren jeweilige besondere Themen doch stets in irgendeiner Weise der vorweihnachtlichen Zeit angepasst sind. Und der Wettbewerb der Nordhäuser Floristen um den jeweils schönsten Adventkranz, der gesondert im Fasskeller des Museums der 500jährigen Nordhäuser Kornbrennereigeschichte seinen festen Platz gefunden hat, ist offensichtlich zur Grundlage dieser Ausstellungen geworden.
Deren feierliche Eröffnungen inzwischen bemerkenswerte gesellschaftliche Ereignisse in der doch sicher an kulturellen Ereignissen nicht armen Rolandstadt geworden sind. Und die Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei hat sich als Museum – auch im touristischen Sinne - einen Ruf geschaffen, der weit in die deutschen Bundesländer reicht. Und Anziehungspunkt vieler Besucher aus diesen Ländern ist. Die Sonderausstellungen, zu denen diese Adventausstellungen gehören, sind zusätzliche Höhepunkte im Jahresverlauf der Traditionsbrennerei. inzwischen auch Grundlage der unterschiedlichsten – vornehmlich floristisch betonten – Ausstellungen, die dort im Laufe eines Jahres stattfinden, wie ja zum Beispiel auch die Fuchsien-Ausstellungen. Und jeweils gekonnt mit der Brennereigeschichte in Einklang gebracht werden.
Die gestern eröffnete Adventausstellung ist dafür einmal mehr anschauliches Beispiel. Viele Gäste aus der Bürgerschaft waren gekommen, um diese Eröffnung – die also von den Nordhäuser Floristen geprägt ist – mitzuerleben. Die in diesem Jahr unter dem Motto „Die faszinierende Welt der Gewürze“ steht. Und Diplomdesignerin Marion Baumert machte ihrer Profession alle Ehre durch die erneut gekonnte Gestaltung dieser ausgesprochen vielfältigen Welt einheimischer wie fernöstlicher Gewürzpflanzen, die in gemahlener oder auch gestoßener Form ausgestellt sind. Und dadurch ihre Gerüche freigeben, von denen eine große Zahl „erschnuppert“ werden kann. Bildtafeln und ein im Tagungsraum der Traditionsbrennerei zudem laufender Film über die einheimische (Gewürz-)Pflanzenwelt rundet das Angebot dieser Ausstellung ab.
Und weil zu dieser so gestalteten Ausstellung die Mitwirkung der Kreismusikschule - wie in den vergangenen Jahren - wohl als weniger sinnvoll angesehen wurde, ließ man diesmal orientalisches Flair einziehen mit einer Bauchtänzerin, die zu entsprechender Musik eine wirklich gute Tanzvorstellung bot. Kein Wunder, kennt man die schlanke, junge Frau doch als Bauchtanzlehrerin an der Volkshochschule Nordhausen. Und Jochen Einenckel, Leiter der Traditionsbrennerei, meinte schließlich auch amüsiert, dass der Beifall für diese Vorführung um einiges lebhafter war wie der für die Weihnachtslieder in den Jahren davor. (nnz bietet eine ganze Serie an Bildern dieses Vortrags.)
Jochen Einenckel wurde im übrigen als Gastgeber der Besucher und Moderator der Vernissage seiner Aufgabe vollauf gerecht, ob es nun die Begrüßung der Gäste war, die Erläuterung zu der Ausstellung nach Beteiligten – zum Beispiel des Gewürzmuseums Schönbrunn (am Rennsteig), der Dank an Designerin Marion Baumert oder die Überleitung zur Preisverleihung der Floristinnen für ihre Adventkranzgestaltungen. Es sind sehr unterschiedliche „Kreationen“, von der eigentlich jede zumindest der Erwähnung wert wäre. Nachdem mir die zugesagte Liste der Preisträgerinnen bisher nicht zugegangen ist, beschränke ich mich hier auf Bilder der drei erstplatzierten Kränze (und zum Vergleich den Kranz Nr.11) und werde eine namentliche Vorstellung der Preisträgerinnen und die weiter zum Wettbewerb angebotenen Kränze später folgen lassen.
Und weil dieses gesellschaftliche Ereignis der gestrigen Vernissage eine ruhige Betrachtung der ausgestellten Adventkränze und in allen Ausstellungsräumen gestaltete Blumengebinde und Arrangements und natürlich der Gewürzausstellung insgesamt erschwerte, besuchte ich die Ausstellung heute noch einmal und profitierte dabei von einer Führung von Besuchern aus dem Jugenddorf in Sangerhausen durch Heinz Degner, Mitglied der Gästeführergilde. Der seine Gäste in unterhaltsamer Weise durch die Ausstellung führte. Kleiner Wermutstropfen für einen der Teilnehmer, dessen Körperbehinderung den Besuch des Fasskellers und damit die Adventkranzausstellung verhinderte. Er nahm es gelassen und wandte sich den Gewürzen zu, während die anderen Gäste die Wettbewerbsobjekte der Floristinnen in Augenschein nahmen. Und die sind es wert – wie natürlich jedes Jahr um diese Zeit – eingehend betrachtet zu werden.
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