Mittwoch, 26. Dezember 2012

Das Jahr 2012 ausklingen lassen . . .


. . . und dabei bin ich mit meinem Wust an gespeicherten und archivierten Berichten zu den unterschiedlichsten Themen, die ich lesen und über die ich nachdenken wollte, noch mitten im laufenden Jahr. Über die Weihnachtsfeiertage wollte ich nachholen, was an Lektüre und Überlegungen aufgeholt werden sollte. Und muss doch inzwischen einsehen, dass ich kaum weitergekommen bin. Ich müsste mir für kommendes Jahr etwas einfallen lassen – also Vorsätze fassen - um nicht so hoffnungslos wie bisher in Verzug zu geraten. Und wüsste doch, dass ich sie nicht einhalten könnte.

Dabei kommt mir bei meiner archivierenden Tätigkeit mitunter die Frage, ob es in meinem fortgeschrittenen Alter keine sinn- und gehaltvolleren Tätigkeiten gibt als vor dem Rechner zu sitzen, im Internet Zeitungen aufzurufen und Artikel zu den unterschiedlichsten Themen zu archivieren!? Das Ganze ist mehr zum Selbstzweck geworden, denn ich archiviere in der Vorstellung, irgendwann auch zu lesen, was ich da sammle. Und weiß doch, dass ich über diese Sammeltätigkeit nie die Zeit aufbringen werde, das auch mit der nötigen Sorgfalt zu lesen, was ich in der Vielzahl von Themenordnern gespeichert habe und noch speichern werde. Und die Antwort kann im Grunde nur sein, mich mit dieser Tätigkeit geistig fit zu halten. Allein schon damit, dass ich tagsüber -zig Mal möglichst schnell entscheide, was ich aus den Zeitungen und an Publikationen festhalte und welchen Ordner ich es zuordne. Kreativ sein, mitreden und mitgestalten wollen war gestern, heute geht es nur noch darum, im Kopf (und mit den Beinen) beweglich zu bleiben, um nicht senil zu werden. Und die noch vorhandenen Reserven zu mobilisieren.

Wen aber interessiert das überhaupt, oder wen geht das etwas an? Gedanken dieser und ähnlicher Art kommen mir schon mitunter, wenn ich zum Beispiel auf Abhandlungen stoße, die sich mit Sozialen Netzwerken, mit Twitter und ähnlichem befassen. Und die Vorstellung vermitteln, dass man sich da in einer Weise mittelt und offenbart, die schon an Exibitionismus grenzt. Das Bedürfnis, sich in diesen Netzwerken und Info-Kanälen zu begegnen und mitzuteilen, scheint ja nahezu grenzenlos zu sein, wobei es auf wirkliche Inhalte und niveauvolle Kommunikation scheinbar gar nicht ankommt. Ich kann da nicht mitreden, ich bin da absolut unbeteiligt und habe auch nicht das Bedürfnis, daran etwas zu ändern.

Ich wundere mich ja schon, wenn ich in den Internet-Zeitungen unter jedem Artikel eine „Gefällt mir“-Anregung und eine Aufforderung finde, den Artikel zu kommentieren oder mitzureden. Und frage mich, was damit bezweckt wird? Wenn ich nämlich meine, als Redakteur oder Journalist der Öffentlichkeit etwas mitzuteilen, kann es mir mE gleichgültig sein, ob der Artikel jemanden gefällt. Nirgendwo habe ich noch die Anregung „Gefällt mir nicht“ gefunden. Man kokettiert da scheinbar mit seinen Ergüssen. Und was das Kommentieren betrifft, vermisse ich oft genug jede Sachlichkeit und jedes Niveau. Es gibt ja doch auch beim Kommentieren eine Kultur, von der wohl viele noch nie etwas hörten. Und meinen, Kommentieren bestünde vor allem im Niedermachen des Autors eines Artikels. Aber das alles ist schon oft genug behandelt worden und niemand versucht, wie es scheint, daran etwas zu ändern

Insofern kann ich der Besorgnis der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nur beipflichten, die sie gerade an Weihnachten äußerte. Konkret nämlich das „ausgehöhlte Wertesystem" vor allem im Internet beklagte, in dem die Verrohung mitunter schon schlimme Formen angenommen hat. Und Anstand und Respekt zunehmend verloren gehen. Bezeichnend, wenn man es wenigstens in Nordrhein-Westfalen inzwischen als nötig erachtet, an den Schulen regelmäßig eine "Woche des Respekts" einzuführen. Das Elternhaus scheint es nicht mehr zu schaffen.

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