Der heutige vorgebliche Weltuntergangstag (der Maja) scheint ein geeigneter Zeitpunkt, dem Kantor von St.Blasii in Nordhausen für die Leitung des Kantoreichores seit 2009 und die mit ihm seitdem gebotenen Konzerte – mit welchem Begleitorchester auch immer – Dank zu sagen. Und die Hoffnung zu verbinden, dass uns die Welt als Ganzes und der Kantoreichor mit seinem Leiter im Einzelnen noch lange erhalten bleibt.
Abgesehen von dieser allgemeinen Einschätzung aber ist es das gestrige Weihnachtsoratorium, das den Berichterstatter drängt, Kantor Michael Kremzow für die erneute, begeisternde Aufführung des von Johann Sebastian Bach 1734 komponierten Werkes Dank zu sagen. Mit dem eigentlich nur der Beifall in Worte gefasst wird, den Kremzow am Ende der Aufführung von den Teilnehmern dieses Konzertes in der dicht besetzten St.Blasii-Kirche in Nordhausen erhielt. Die ganz sicher alle gekommen waren, um sich auf diese gehaltvolle Weise auf Weihnachten einstimmen zu lassen
Im Laufe der Zeit ging man dazu über, bei Konzerten die Kantaten 1 - 3 mit einer Gesamtdauer von knapp 90 Minuten aufzuführen. So geschehen bisher auch in Nordhausen. Wohl gerade deshalb wollte Michael Kremzow wohl eine Abwechslung schaffen und studierte mit dem Chor der Kantorei die Kantate I + IV, ein und ließ danach die Weihnachtskantate BWV 63 „Christen, ätzet diesen Tag in Metall und Marmorsteine“ folgen, die Bach Jahre zuvor (1713 oder 1716) in Weimar komponierte und ebenfalls der Geburt Jesu gewidmet ist.
Man kennt den Chor und weiß, zu welch hohen gesanglichen Leistungen er fähig ist. Man kennt auch das Mitteldeutsche Kammerorchester, deren Besetzung allerdings schon mal wechselt. Und was die Solisten betrifft, kann man jeweils gespannt sein, wer – neben der Altistin Viola Kremzow – von Michael Kremzow dazu „auserwählt“ wurde, um die angesagte Aufführung entsprechend wirkungsvoll mit zu gestalten. Diesmal waren es die Sopranistin Eike K. Dyk, der Tenor Sebastian Hübner - dem der Part des Evangelisten zukam - und Florian F.Görtz, Bass. Von dessen volltönender Stimme man mitunter meinte, er wolle mit ihr der phasenweise begleitenden Trompete noch Paroli bieten. Dazu kam noch – stimmlich natürlich etwas bescheidener wirkend - der Kinderchor von St. Blasii
Spätestens hier muss der Berichterstatter einräumen, dass ihm für eine qualifizierte Rezension die entsprechende Ausbildung und das nötige musikalische Gehör fehlt. Immerhin aber vermochte er festzustellen, dass die Orchesterbesetzung, Chor- und SolistInnenstimmen dieses Weihnachtsoratoriums überaus gut harmonierten, ja begeisterten. Das begann mit den von Horn und Trompete eingeleiteten und vom Chor überzeugend vorgetragenen „Jauchzet, frohlocket! Auf preiset die Tage. . .“ und setzte sich über das Recitativ des Tenors fort, der das Gebot des Kaiser Augustos verkündete. Und von der Altistin Viola Kremzow mit dem Recitativ „Nun wird mein liebster Bräutigam.. .“fortgesetzt wurde.
Chor und Solisten wechselten sich nun ab, jeweils begleitet vom Orchester. Bis dann von der Geschichte der Geburt Jesu übergeleitet wurde zum vierten Teil des Oratoriums, der Kantate zum Neujahrstag „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ die nicht weniger mitreißend und überzeugend gesanglich thematisch interpretiert wurde. Bemerkenswert in diesem Teil die Echo- Sopran-Arie, der Bach eine besondere Bedeutung beimaß (das Echo kam hier von einer Choristin von der Empore aus).Unter dem Namen „Echo-Arie“ ist sie eine der bekanntesten und beliebtesten des Weihnachtsoratoriums geworden. Und erzielte auch in St. Blasii den offenbar ursprünglich angestrebten, überraschenden Effekt.
Und schließlich die ins Programm genommene Kantate BWV 63, zu der Michael Kremzow im Vorfeld dieser Aufführung in einer Mitteilung Kantorei und Zuhörer anregte, als Einstimmung auf das Konzert aus dem Internet ein Video anzuhören, in dem diese Kantate „Christen, ätzet diesen Tag“, in sehr eindrücklicher Weise erklärt und erläutert wird. Es erübrigt sich also, auf diese Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,1-14 hier näher einzugehen. Sie harmonierte jedenfalls ausgezeichnet zu den Teilen 1+4 des eigentlichen Weihnachtsoratoriums zuvor und begeisterte nicht weniger. Die Gesamtleistung der Mitwirkenden unter der leicht anmutenden Stabführung Michael Kremzows, die natürlich nichts von der höchst anspruchvollen Einstudierung des Werkes erkennen ließ, vermittelte jedenfalls einen sichtlich tiefen Eindruck beim Publikum, der durch minutenlangen Beifall seinen Ausdruck fand. Nach dieser begeisternden Einstimmung auf Weihnachten dürfte zumindest von den Zuhörern kaum noch jemand an Weltuntergang denken. Dafür aber an weitere Konzerte dieser Qualität der Nordhäuser Kantorei.Sei abschließend unter subjektiven Gesichtspunkten bemerkt, dass unter den Choristen etwas ungewöhnlich GMD Markus Frank auszumachen war, während im Auditorium vom Berichterstatter u.a. Ex-OB Barbara Rinke registriert wurde.
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