Mit ökologischem Fairen Handel in die Zukunft
Einsatz gegen unfaire Handelspraktiken dringlicher denn je
Berlin, 06.07.2022
– 1,9 Milliarden Euro gaben die Verbraucher*innen in Deutschland im
Geschäftsjahr 2021 für Produkte aus Fairem Handel aus, 7 Prozent mehr
als im Vorjahr. „2021 hat sich der Faire Handel in Deutschland trotz
Pandemie wirtschaftlich behauptet und weiterhin seine Solidarität mit
den Handelspartnern im Globalen Süden und Norden unter Beweis gestellt“,
konstatiert Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel
(FFH). „Während die Klimakrise in Kombination mit der Verteuerung von
Lebens- und Produktionsmitteln die bäuerliche Landwirtschaft weltweit
unter Druck setzt, kommt es erst Recht auf den Fairen Handel und
gerechte Handelsbedingungen an“, betonte Matthias Fiedler auf der
heutigen Jahrespressekonferenz des FFH in Berlin.
Umsatzentwicklungen im Geschäftsjahr 2021
Im
Durchschnitt gaben die Verbraucher*innen in Deutschland pro Kopf 23,5
Euro für faire Lebensmittel und Handwerksprodukte aus. 77 Prozent des
Umsatzes wurden mit fairen Lebensmitteln generiert, 31 Prozent davon mit
Kaffee – weiterhin das umsatzstärkste Produkt im Fairen Handel. Die
Fair-Handels-Unternehmen, welche ausschließlich Fairen Handel betreiben,
erreichten einen Umsatz von 228 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2020
entspricht dies einem Plus von über 10 Prozent. Mit einem Umsatz von 72
Millionen Euro sind die Weltläden und Weltgruppen im zweiten Jahr der
Pandemie wirtschaftlich stabil geblieben. Angesichts der schwierigen
Lage für den innerstädtischen Einzelhandel in Deutschland und
pandemiebedingten Schließungen ist dies eine reife Leistung der über 900
Fachgeschäfte des Fairen Handels. Fast 80 Prozent des Gesamtumsatzes
mit Produkten aus Fairem Handel wurden mit Fairtrade-gesiegelten
Produkten generiert (1,56 Milliarden, + 6,2 Prozent). Der Faire Handel
mit Naturland Fair- und Fair for Life-gesiegelte Produkten aus dem
Globalen Norden setzte seinen Erfolgskurs 2021 weiter fort. Es wurden
fair gehandelte Lebensmittel aus Deutschland und Europa im Wert von über
140,6 Millionen Euro (+ 3,4 Prozent) verkauft.
Bio und fair ernährt mehr
„In
Zeiten, in denen Hunger als Waffe eingesetzt wird und die Klimakrise
nach schnellen Antworten verlangt, kommt es erst recht auf eine
bäuerliche, ökologische und faire Landwirtschaft an, die Menschen gesund
ernährt, den Bäuer*innen ein Leben in Würde ermöglicht sowie kostbare
Böden und die Biodiversität erhält“, erklärt Matthias Fiedler. Bei den
Mitgliedsorganisationen des FFH sind 80 Prozent der Lebensmittel bereits
bio-zertifiziert, denn im Fairen Handel gilt: Umweltschutz gehört
untrennbar zu einer fairen Wirtschaftsweise dazu.
Handelsregeln müssen grundlegend anders gestaltet werden
Eine
konsequente Umstellung auf eine faire und ökologische Landwirtschaft
wird aber nur gelingen, wenn sich auch die politischen Rahmenbedingungen
des Handels ändern. Ein Grund, warum viele Erzeuger*innen weltweit kein
existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften, sind die ruinösen Preise,
die sie für ihre Produkte erhalten. Da der globale Agrar- und
Lebensmittelhandel von extremen Machtungleichgewichten geprägt ist,
stehen Erzeuger*innen in Abhängigkeit von wenigen Unternehmen, welche
die globalen Lieferketten dominieren und ihren Lieferanten
Handelsbedingungen und Preise weitestgehend diktieren können. Das führt
dazu, dass sie häufig gezwungen sind, Preise unterhalb der
Produktionskosten zu akzeptieren. Nur durch verpflichtende
Rahmenbindungen werden Unternehmen entgegen der preislichen
Wettbewerbslogik ihre Einkaufspraktiken ändern und Menschenrechte
inklusive existenzsichernde Einkommen und Löhne in ihren Lieferketten
einhalten. „Das im letzten Jahr in Deutschland verabschiedete
Lieferkettengesetz war dafür ein erster wichtiger Schritt, den die
Bundesregierung nun mit einem ambitionierten EU-Lieferkettengesetz und
einem Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten ergänzen
muss“, fordert Matthias Fiedler im Namen des FFH.
Pressekontakt
Katrin Frank, Forum Fairer Handel e.V.,
Tel.: 030 – 28045259, E-Mail: presse@forum-fairer-handel.de
Service
Die
Broschüre „Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel 2022“, das Factsheet
„Auf einen Blick: Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel“ sowie
Infografiken zur honorarfreien Verwendung stehen Ihnen am 06.07. ab ca.
10:30 Uhr unter www.forum-fairer-handel.de/presse
zum Download zur Verfügung. Dort erhalten Sie auch die Studie „Mit
bitterem Beigeschmack. Faire Handelspraktiken und existenzsichernde
Einkommen – eine Chance für den Kaffeesektor?“, welche wir anlässlich
unserer Jahrespressekonferenz gemeinsam mit Brot für die Welt
herausgeben.
Über das Forum Fairer Handel
Das
Forum Fairer Handel e.V. (FFH) ist der Verband des Fairen Handels in
Deutschland. Sein Ziel ist, das Profil des Fairen Handels zu schärfen,
gemeinsame Forderungen gegenüber Politik und Handel durchzusetzen und
eine stärkere Ausweitung des Fairen Handels zu erreichen. Das FFH
versteht sich als die politische Stimme der Fair-Handels-Bewegung in
Deutschland und setzt sich für veränderte Regeln für Handel und
Landwirtschaft weltweit ein. Das FFH erhebt jährlich umfangreiche Daten
zu Umsätzen und Absatzmengen des Fairen Handels, auf deren Grundlage
sich aktuelle Trends und Entwicklungen des Fairen Handels in Deutschland
einschätzen lassen. Einmal im Jahr veranstaltet das Forum Fairer Handel
die Faire Woche – die größte Aktionswoche des Fairen Handels in
Deutschland.
Die
Mitglieder des Forum Fairer Handel sind Organisationen, die
ausschließlich im Fairen Handel arbeiten, und Akteure, die die Förderung
des Fairen Handels als einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit ansehen: die
Fair-Handels-Unternehmen GEPA – The Fair Trade Company, EL PUENTE,
WeltPartner eG, BanaFair e.V. und GLOBO – Fair Trade Partner; der
Weltladen-Dachverband e.V., außerdem Naturland – Verband für
ökologischen Landbau e.V., FAIR BAND – Bundesverband für fairen Import
und Vertrieb e.V. sowie Ecocert IMO als Fördermitglied. Ein breites
Netzwerk von Partnerorganisationen arbeitet in den Arbeitsgruppen des
Forum Fairer Handel mit. www.forum-fairer-handel
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