1. Nordharz I: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz wohl nur die Spitze des Unfähigkeits-Eisbergs (Stand: 26.07.2022)
2. Nordharz II: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz: Hier sind die Alternativen (Stand: 26.07.2022)
Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!
1. Nordharz I: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz wohl nur die Spitze des Unfähigkeits-Eisbergs (Stand: 26.07.2022)
Im
Nordharz ist östlich von Vienenburg seit gestern Abend kein geordneter
Bahnverkehr mehr möglich. Gleich reihenweise nimmt DB Netz – ohne
Vorankündigung, die einen halbwegs sinnvollen Bus-Ersatzverkehr unter
Umständen ermöglicht hätte – Strecken aus dem Betrieb heraus – angeblich
wegen Hitzeschäden, die erst wieder repariert werden müssen. Das ist
vermutlich sogar richtig, doch hätte die extreme Hitze der letzten
Wochen einen intakten und gut gepflegten Gleisnetz vermutlich weniger
geschadet als jetzt, wo die Hitze auf ein, wie überall in Deutschland,
vernachlässigtes und marodes Schienensystem trifft.
Die
Zeche zahlen, wie üblich, natürlich nicht die gut verdienenden Manager
an der Bahnspitze, die auch nicht um ihre Boni fürchten müssen. Die sind
gesichert, solange das Ergebnis unter dem Strich stimmt, Und wer die
Instandhaltung über Jahre hinweg grob vernachlässigt, verdient
vorübergehend gut. Durch die Ereignisse von Garmisch-Partenkirchen wohl
aus dem Bonus-Tiefschlaf geweckt, wird nun allenthalben ausgeschwärmt,
um unter irgendwelchen Begründungen die Strecken dichtzumachen. Nicht
nur am Nordharz. In Niedersachsen ist die Strecke Elze – Voldagsen schon
seit Tagen gesperrt, ebenfalls wegen „Hitzeschäden“ –
Wiederinbetriebnahme ungewiss. Es fehlt ja an Baukapazitäten!
Ein
ähnliches, mehrwöchiges Schicksal droht nun allen Kunden am Nordharz.
Man kann nur hoffen, dass der Druck aus Salzgitter wenigstens bei
einigen Strecken hilft, denn nun können ja auch keine Kalkzüge aus
Rübeland und keine Stahlzüge nach Ilsenburg fahren. Denn wer immer noch
glaubt, dass nach Sperrung umgehend die Gleisbaurotten ausschwärmen, um
schnellstmöglich Ordnung zu schaffen, der übersieht, in welch
erbärmlichen personellen und finanziellen Zustand die Bahn ist. Die
letzten Millionen sind gerade in den Zukauf einer Logistik-Tochter in
den USA gegangen, da bleibt für das deutsche Schienennetz halt nichts
übrig…
Wir
erinnern uns: Bei Schneefall werden Strecken tagelang für unbenutzbar
erklärt, weil es keine Pflüge mehr gibt – abgeschafft. Bei Stürmen
werden Strecken tagelang gesperrt, weil es an Geld für die Pflege der
Grünstreifen fehlt. Übrigens immer noch. Und nun: Sperrungen wegen
Hitze. Nochmal: Ein intaktes Gleis verwirft sich nicht.
Bei
der Bahn bestimmen schon lange Öffentlichkeitsarbeit und Pressestellen,
wo es langgeht, nicht mehr die Fachleute, die nach und nach das Weite
gesucht haben. Das deutsche Schienennetz ist nach jahrzehntelanger
CSU-Misswirtschaft im Verkehrsministerium, inzwischen würdig nachgefolgt
von FDP-Minister Wissing, am Ende.
Im Nordharz Ersatz durch dichtes Linienbusnetz
Gottseidank
gibt es am Nordharz ein ziemlich dichtes Linienbusnetz, welches
immerhin Fahrten zwischen den Orten und eine grundsätzliche
Erreichbarkeit der nächsten Bahnknoten sicherstellt, denn bis es einen
brauchbaren SEV geben wird, vergehen noch Tage oder Wochen. Busfahrer
und Busse sind inzwischen ja auch Mangelware in Deutschland.
Wer
im Besitz eines Harz-Kursbuchs, Band 2 Busverkehr, ist, hat derzeit
klare Vorteile, denn er kann nachsehen, welche Alternativen es gibt. Im
INSA gibt es inzwischen auch „Tipps“ fürs Weiterkommen. Wir haben die
verbliebenen Reisemöglichkeiten in einem zweiten Beitrag
zusammengestellt.
Michael Reinboth
2. Nordharz II: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz: Hier sind die Alternativen (Stand: 26.07.2022)
Auch
wir wissen nicht, welche Strecken im Netz der Deutschen Bahn als
nächste zur Stilllegung wegen Hitze anstehen. Ausgehend von dem, was wir
wissen, bieten sich bis auf weiteres folgende Ersatzmöglichkeiten an,
aufgelistet von West nach Ost.
Goslar – Vienenburg Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Da
fahren noch Züge (wenn nicht gerade andere Bauarbeiten angesagt sind…),
nämlich die stündlichen Regionalbahnen Goslar – Vienenburg –
Braunschweig und zurück. Außerdem verkehrt die Buslinie VRB-822
(HarzBus) Mo bis Sa alle 2 Stunden von Goslar über Wöltingerode nach
Vienenburg und zurück.
Vienenburg – Halberstadt Harz-Kursbuch Tabellen B.2 und B.3
Ab
Vienenburg Bahnhof verkehrt Mo-Fr alle 2 Stunden mit einigen
Zusatzfahrten, am Wochenende grundsätzlich alle 2 Stunden die HVB-Linie
210 Vienenburg – Osterwieck – Halberstadt, die in Halberstadt Anschluss
an die Züge nach und von Magdeburg und Quedlinburg hat. Mo-Fr bestehen
in Osterwieck einige Anschlüsse nach und von Wernigerode (HVB-273). Die
Anschlüsse in Vienenburg sind wegen des Ausfalls der Halberstädter Züge
nicht optimal, aber man kommt sowohl von Goslar als auch von Bad
Harzburg bis Vienenburg und von dort weiter, ebenso umgekehrt.
Bad Harzburg – Wernigerode Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Es
verkehren Mo-Fr 6 HVB-Kurse pro Richtung (Linie 270). Am Wochenende
kann das Reisen nicht wirklich empfohlen werden, da der Verkehr in
Stapelburg gebrochen wird und von Bad Harzburg dorthin ein Kleinbus der
KVG pendelt.
Stapelburg – Ilsenburg – Wernigerode Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Da
kommt schon deutlich mehr Freude auf. Die HVB-Linie 270 verkehrt Mo-Fr
ab Stapelburg praktisch stündlich, am Wochenende alle 2 Stunden. Mo-Fr
verkehrt ab Ilsenburg zusätzlich die HVB-Linie 271 mit 7 Fahrten pro
Richtung über Wasserleben. In der Woche gibt es mithin zwischen
Ilsenburg und Wernigerode fast 30 Kurse pro Richtung.
Wernigerode – Halberstadt Harz-Kursbuch Tabelle B.3
Da
ist ausreichend vorgesorgt. Einmal verkehrt Mo-Fr mit 15 Fahrten pro
Richtung, am Wochenende alle 2 Stunden die HVB-Linie 231 über Derenburg
und Langenstein nach Halberstadt und zurück. Mo bis Fr gibt es dann noch
stündliche Verbindungen mit Umstieg in Athenstedt, wobei diese Kurse
über Heudeber-Danstedt verkehren.
Wernigerode – Blankenburg Harz-Kursbuch Tabellen B.4 und B.5
Kein
Problem. Mo bis Fr alle halbe Stunde eine Fahrt pro Richtung, immer im
Wechsel nach Quedlinburg oder Thale bzw. zurück mit den HVB-Linien 230
und 250. Am Wochenende stündliche Verbindungen, ebenfalls im Wechsel
nach Quedlinburg oder Thale und zurück.
Blankenburg – Thale Harz-Kursbuch B.4
Siehe
oben, in Fortsetzung der Linie von Wernigerode Mo-Fr stündliches, am
Wochenende zwei-stündliches Angebot pro Richtung (HVB-250).
Thale – Quedlinburg Harz-Kursbuch B.4
Mo-Fr
dichtes Angebot mit gleich drei HVB-Linien. Am Wochenende verkehrt die
Linie über Warnstedt alle zwei Stunden pro Richtung.
Quedlinburg – Aschersleben Harz-Kursbuch B.6
Hier
gibt es zwei Linien. Die eine (über Hoym) ist schneller, weil direkter
(KVG Salzland 140) und bietet Mo-Fr 10 Fahrten pro Richtung, wobei diese
in Quedlinburg mit den Zügen nach und von Magdeburg – Halberstadt
verbunden sind (so lange diese noch fahren). Die andere (über Gernrode –
Ballenstedt, HVB 240) braucht länger, verkehrt dafür aber Mo-Fr jede
Stunde pro Richtung und am Wochenende alle 2 Stunden. In der Richtung
Aschersleben – Quedlinburg ergibt sich am Wochenende hierdurch ein
Programm mit stündlich ähnlichen Abfahrtszeiten, in der Gegenrichtung
mit stündlich ähnlichen Ankunftszeiten.
Aschersleben – Lutherstadt Eisleben Harz-Kursbuch B.7
Sollte
DB Netz auf die Idee verfallen, auch noch zwischen Aschersleben und
Halle die Strecke dichtzumachen, verbleibt als letzter Anker noch die
Buslinie 410 der VGS, welche Mo-Fr stündlich, am Wochenende
zweistündlich zwischen Aschersleben und dem Bahnhof Lutherstadt Eisleben
pendelt. Die Hauptbahn Eisleben – Halle ist zweigleisig und sollte
insoweit noch eine Weile durchhalten können!
Trotz
der vielen Buslinien muss man Reisenden aus Richtung Ruhr, Hamburg oder
Bremen nach Wernigerode wohl den Weg über Magdeburg empfehlen, so lange
die Strecke Magdeburg – Halberstadt noch läuft. Auf diese Weise kommt
man ja auch nach Quedlinburg. Aus Richtung Berlin nach Goslar – Bad
Harzburg seien die Wege über Braunschweig (wenn die Weddeler Schleife
frei ist, denn auch die wird ja immer wieder baubedingt dichtgemacht)
oder Hannover empfohlen. Berlin – Aschersleben ist derzeit kaum
irgendwie zu empfehlen, da die eigentlich freie Strecke von Dessau nach
Aschersleben ist wegen planmäßiger Bauarbeiten bei Baalberge dicht, und
über Magdeburg geht es ja wegen der Sperrung ab Staßfurt ja auch nicht.
Da bleibt einstweilen nur der weite Bogen über Halle.
Michael Reinboth
Viele Grüße
Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
Silkeroder Str. 14 b
37431 Bad Lauterberg
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