38 Prozent aller Neueinstellungen haben „Verfallsdatum“
„Karrierefalle“: NGG kritisiert hohe
Zahl befristeter Jobs im Kreis Nordhausen
Ein
Großteil der Neueinstellungen im Kreis Nordhausen hat ein
Verfallsdatum: 752 von insgesamt 1.964 neu abgeschlossenen
Arbeitsverträgen im Landkreis waren im zweiten Quartal des vergangenen
Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 38 Prozent, wie die
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region
Thüringen beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der
Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der
Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das,
obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues
Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs
bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine
langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführer Jens Löbel.
Nach
Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur
„Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben
größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu
bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene
Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Löbel. Jeder Arbeitsvertrag
habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom
Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Wirtinnen oder
Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was
die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein
vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen
vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so
Löbel.
Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere
Nachteile, so der Gewerkschafter. Er verweist auf eine Antwort der
Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418).
Danach arbeitet mehr als ein Drittel aller befristet Beschäftigten in
Thüringen zu Niedriglöhnen (38 Prozent) – unter allen Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern liegt die Quote bei 25,5 Prozent. Für rund 37 Prozent
aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in Thüringen keinen
„Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und
junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit
angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der
Befristungsanteil im Freistaat bei 23,6 Prozent – Auszubildende nicht
mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat fast jeder Siebte eine
befristete Stelle (13,7 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die
Befristungsquote landesweit bei 7,5 Prozent.
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Ihre
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
Region Thüringen
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