Mittwoch, 27. November 2019

In der "HDI Berufe-Studie 2019" ergaben sich folgende interessante Erkenntnisse für:

Thüringen
Keiner wechselt häufiger den Beruf als die Thüringer. Das Thema Geldverdienen hat bei der Ausübung des Berufs nur einen geringen Stellenwert. Bei der Berufswahl geht es Thüringern darum, es nicht so weit zu haben zur Arbeitsstelle und auch die Selbstverwirklichung im Beruf ist wichtiger als bei allen anderen Bundesbürgern. Und Thüringer wählen die Art ihres Berufes im Deutschland-Vergleich auch häufiger mit dem Motiv, weil sich dort Familie und Beruf gut vereinbaren lassen. Zeitdruck im Job mag man hingegen gar nicht.

Ausgewählte Thüringen-Ergebnisse im Detail: 
  • In Thüringen sagen die wenigsten Berufstätigen, dass sie ihren derzeitigen Beruf primär nur wegen des Geldverdienens ausüben. Dort sind es 29 Prozent, im Bundesdurchschnitt 34 Prozent.
  • In Thüringen, Bayern und Hessen wechseln die Menschen am häufigsten ihren Beruf. In diesen drei Bundesländern liegt die Häufigkeit des Berufswechsels im Durchschnitt aller Berufstätigen bei 2,2 Wechseln. Im Schnitt aller Bundesländer beträgt der Wert 2,0.
  • In keinem anderen Bundesland stimmen so wenige Berufstätige der Aussage zu, dass ihr derzeitiger Beruf für ihr Leben keine zentrale Rolle spielt. In Thüringen erklären das 19 Prozent, im Bundesdurchschnitt 25 Prozent.
  • In keinem anderen Bundesland haben so viele Berufstätige bereits intensiv über die ganz konkreten Konsequenzen nachgedacht für den Fall, dass sie ihren Beruf verlieren. In Thüringen liegt dieser Wert bei 75 Prozent, im Bundesdurchschnitt bei 66 Prozent.
  • In Thüringen und Brandenburg hat die soziale Anerkennung als Berufstätiger die höchste Bedeutung:  je 69 Prozent der Erwerbstätigen ist das „eher wichtig“ oder „sehr wichtig“. Der Bundesschnitt liegt bei 63 Prozent. Zum Vergleich: Die niedrigste Bedeutung hat dieses Kriterium in NRW mit nur 58 Prozent.
  • In keinem anderen Bundesland ist der Anteil derjenigen Berufstätigen, die ihren derzeitigen Beruf wegen der räumlichen Nähe zum Wohnort gewählt haben, so groß wie in Thüringen: 36 Prozent in Thüringen taten dies. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 24 Prozent.
  • Die Bedeutung eines „geregelten Tagesablaufs“ durch den Beruf ist im Bundesländervergleich am häufigsten den Berufstätigen in Thüringen (77 Prozent) wichtig. Der Bundesschnitt liegt bei 71 Prozent. Zum Vergleich: Am seltensten erklären dies die Beschäftigten in Berlin (60 Prozent).
  • In keinen anderen Bundesländern können sich so viele Berufstätige ein Leben ohne ihren Beruf nicht vorstellen wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort sind es jeweils 56 Prozent, im Bundesdurchschnitt 49 Prozent.
  • Unter allen Bundesländern die wenigsten Befürworter hat hier die Devise, dass man arbeiten sollte um zu leben, und nicht leben um zu arbeiten. In Thüringen denken 67 Prozent so, im Bundesschnitt 71 Prozent.
  • Mehr als überall sonst in Deutschland stimmen die Thüringer der Aussage zu, dass sie ihre Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft erachten. Hier sind es 49 Prozent der Berufstätigen, im Rest der Republik durchschnittlich 41 Prozent.
  • In keinem anderen Bundesland erklären so viele Berufstätige, dass es Ihnen beim Beruf wichtig ist, etwas Wichtiges für die Gesellschaft zu tun. In Thüringen erklären das 69 Prozent der Berufstätigen. Im Bundesschnitt liegt der Wert bei 56 Prozent.
  • 36 Prozent der berufstätigen Thüringer sagen, dass ihr Beruf ihr Lebensinhalt ist – Höchstwert. Im Bundesdurchschnitt liegt der Wert bei 29 Prozent.
  • Nirgendwo in Deutschland ist Berufstätigen Selbstverwirklichung wichtiger als in Thüringen. 76 Prozent sind es dort, im Bundesdurchschnitt 67 Prozent.
  • In keinem anderen Bundesland erklären so viele Berufstätige, dass von Ihnen persönlich der Zeitdruck als einer der Hauptgründe für die eigene, aktuelle berufliche Belastung empfunden wird. In Thüringen erklären das 50 Prozent, im Bundesdurchschnitt liegt dieser Wert bei 41 Prozent.
  • In keinem anderen Bundesland sind so viele Berufstätige der Meinung, dass sie ihre sozialen Kontakte verlieren, wenn sie ihren derzeitigen Beruf komplett nicht mehr ausüben können. 29 Prozent der Berufstätigen in Thüringen erklären das, im Bundesschnitt 22 Prozent.
  • Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil der Berufstätigen, die ihren derzeitigen Beruf wegen der guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewählt haben, größer als in Brandenburg und Thüringen. 22 Prozent sind es dort. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 17 Prozent.


Diese Bundesländer-Auswertung bezieht sich auf die "HDI Berufe-Studie 2019" und die dazu gehörige Pressemitteilung, die Sie im Folgenden nachrichtlich erhalten. Diese ist auch im Internet mit zahrleichen Zusatz-Informationen zu finden: https://www.berufe-studie.de

PRESSEMITTEILUNG – 27.11.2019                               
                                                             
Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt -
Neue repräsentative HDI Berufe-Studie 2019
  • 60 Prozent befürchten Jobverluste durch die Digitalisierung in Deutschland - aber 72 Prozent halten den eigenen Arbeitsplatz für ungefährdet
  • Fast zwei Drittel lehnen bundesweit einen Wohnortwechsel für den Beruf ab - die meisten in Sachsen, die wenigsten in Hessen und Hamburg
  • Das Risiko einer beruflich bedingten Erkrankung wird unter allen Berufsgruppen im Schnitt auf 36 Prozent geschätzt, Mediziner sehen die Gefahr in ihrem Beruf sogar bei 53 Prozent
  • Nur fürs Geld wird am häufigsten in Bayern und Nordrhein-Westfalen gearbeitet

Die Berufstätigen in Deutschland registrieren tiefgreifende Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt insbesondere durch die Digitalisierung. Konsequenzen für sich persönlich ziehen daraus aber nur wenige. Doch es gibt teilweise große Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen, Jüngeren und Älteren sowie innerhalb der einzelnen Bundesländer. Das deckt jetzt die erstmals in jedem Bundesland repräsentativ durchgeführte bundesweite HDI Berufe-Studie 2019 auf.

Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender HDI Lebensversicherung AG, erklärt die Intention der HDI Berufe-Studie: „Wir wollen eine gesellschaftliche Debatte rund um das Thema Arbeitskraftabsicherung anstoßen. Wer sich, wie HDI, als lebenslanger Begleiter der Menschen und Partner seiner Kunden versteht, muss ihre Sorgen und Nöte kennen. Deshalb haben wir nachgefragt. Die HDI Berufe-Studie liefert uns Fakten, Trends und Tendenzen.“

Mit sehr gemischten Gefühlen betrachten Berufstätige die Digitalisierung. „Durch die Digitalisierung werden in Deutschland mehr Arbeitsplätze verschwinden als neue entstehen“ - sechs von zehn Berufstätigen sind dieser Meinung, bei den über 45-Jährigen (65 Prozent) noch mehr als unter den Jüngeren (57 Prozent). Interessant aber ist: Dass der eigene Job durch die Digitalisierung bedroht ist, halten drei Viertel (75 Prozent) der über 45-Jährigen für unwahrscheinlich, bei den jüngeren sind es 69 Prozent. Die Befürchtung schmerzlicher Veränderungen in der Arbeitswelt ist also um ein Vielfaches höher als die Sorge um den eigenen Beruf.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland hat im Auftrag der Versicherung HDI über 3600 Berufstätige ab 15 Jahren in umfangreichen Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ sowohl für Berufstätige in Deutschland insgesamt als auch in den jeweiligen Bundesländern.

Eine ähnliche Diskrepanz wie bei der Digitalisierung zeigt sich beim Thema Flexibilität im Job. Drei Viertel der Erwerbstätigen (76 Prozent) halten Fort- und Weiterbildung zur ständigen Anpassung an Veränderungen in ihrem Beruf für wichtig oder sehr wichtig. Auf der anderen Seite sind fast zwei von drei Berufstätigen aber ausdrücklich nicht bereit, für ihren Beruf den Wohnort zu wechseln. In Sachsen sind es sogar 75 Prozent, noch am wenigsten sind es in Hessen und Hamburg mit 57 Prozent.

Das Risiko Berufsunfähigkeit wird erkannt, ohne zu handeln
Widersprüchlichkeit herrscht schließlich auch bei der Absicherung gegen den Verlust der eigenen Arbeitskraft. Nahezu alle Alters- und Berufsgruppen nennen eine Police für diesen Fall als wichtigste aller Versicherungspolicen - gleich nach der Krankenversicherung. Das persönliche Risiko, aufgrund eines Unfall oder einer Erkrankung den Beruf nicht mehr ausüben zu können, wird im Schnitt mit 36 Prozent veranschlagt, unter Medizinern sogar mit 53 Prozent. In der Praxis haben aber Policen zur Absicherung der Arbeitskraft - sogenannte Berufsunfähigkeitsversicherungen - bei weitem nicht diese Bedeutung.

Patrick Dahmen: "Die Ergebnisse der Studie haben uns selbst überrascht. Erkenntnisse und Handeln klaffen bei vielen Berufstätigen weit auseinander. Frappierend ist etwa, wie stark gerade junge Berufstätige eine Absicherung gegen den Verlust der Arbeitskraft wegen Unfall oder Krankheit befürworten, aber in der Praxis viel zu selten besitzen."

Soziale Anerkennung und Geld dominieren - besonders in Bayern und in Nordrhein-Westfalen
Der Wunsch nach einer "Work-Life-Balance" ist populär. "Man sollte arbeiten, um zu leben - nicht leben um zu arbeiten!" Sieben von zehn Berufstätigen (71 Prozent) pflichten dieser Forderung bei. Im Arbeitsalltag aber ist gut zwei Drittel von ihnen ihre soziale Anerkennung als Berufstätiger "wichtig" oder sogar "sehr wichtig" (62 Prozent). Besonders ausgeprägt ist das in Ostdeutschland und tendenziell unter jungen Berufstätigen noch intensiver als unter älteren.

Wie stark sich die Deutschen insgesamt über Beruf und Einkommen definieren, zeigen weitere Befunde. So gibt mit 42 Prozent der Großteil aller Industrie-Beschäftigten an, "primär nur wegen des Geldverdienens den Beruf ausüben". Bei Handwerkern und Dienstleistern sind es mit 33 Prozent die wenigsten. Regional zählt das Gehalt am meisten in Bayern und NRW. Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) arbeitet hier "nur fürs Geld".

Zudem nennen die Bayern mit 55 Prozent am häufigsten ein höheres Gehalt als Top-Grund für einen Arbeitsplatzwechsel. Bundesweit sagen das knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen. Nur etwa halb so wichtig als Grund für einen Wechsel ist "eine interessantere berufliche Aufgabe". Damit liegt diese Begründung auf Platz zwei (28 Prozent) knapp vor "besseren Arbeitskonditionen, etwa flexible Arbeitszeitmodelle" (27 Prozent).

Digitaler Wandel erleichtert die Arbeit“
Nach Angaben der Berufstätigen entfällt heute im Schnitt die Hälfte ihrer Arbeit auf digitale Tätigkeiten. Dass das Arbeitsleben durch die Digitalisierung in den letzten fünf Jahren "rauer geworden ist", sagen 39 Prozent. Aber für sich persönlich ziehen sie auch hier eine positive Bilanz: 44 Prozent der Erwerbstätigen empfinden "unterm Strich den digitalen Wandel insgesamt als Erleichterung der Arbeit". Nur etwa halb so groß ist mit 25 Prozent der Anteil derer, die eine Verschlechterung sehen, für 24 Prozent hat sich nichts verändert.

Patrick Dahmen resümiert: "Ein gespaltenes Verhältnis zur Digitalisierung zeigt sich quer durch unsere gesamte Studie. Einerseits spüren die Berufstätigen, dass hierdurch starke Veränderungen in der Arbeitswelt anstehen - stärker oft als in allen anderen Lebensbereichen. Andererseits sorgen digitale Vereinfachungen und die bisher gute Lage am Arbeitsmarkt aber offenbar dafür, dass die meisten noch keinen persönlichen Handlungsbedarf erkennen und die Entwicklung einfach abwarten."

Tatsächlich haben sich laut neuer HDI Studie drei von zehn Erwerbstätige in Deutschland noch nie konkreter damit beschäftigt, welche Konsequenzen der Verlust ihres Berufes haben könnte. Eine Verarmung in diesem Fall halten aber immerhin 29 Prozent für möglich.


Weitere Informationen und Zusatz-Material: https://www.berufe-studie.de

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