Stahl trifft Pappelholz und Theaterlatte
Wer kennt ihn nicht, den unsterblichen Ohrwurm
„Don’t Cry For Me, Argentina“! Am 29. November feiert EVITA, eines der
Erfolgsmusicals von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, welches untrennbar
mit dieser Melodie verbunden ist, im Theater
Nordhausen Premiere.
Das Musical erzählt die Geschichte der bereits mit
33 Jahren verstorbenen Eva Perón, die sich aus kleinsten Verhältnissen
in die Zentren der politischen Macht katapultierte und als argentinische
Präsidentengattin zur Legende wurde. Von
den einen wurde sie als Heilige verehrt, für andere jedoch galt sie als
machtgierig und fanatisch. Dieser Zwiespalt bot den beiden Autoren den
perfekten Stoff für ein Musical, das Tragik und Komödie, Märchenhaftes
und Wirklichkeit in sich vereint.
In einer spektakulären Inszenierung von Anette
Leistenschneider werden Femke Soetenga (Evita), Marc Lamberty (Che),
Jörg Neubauer (Perón), Marian Kalus (Magaldi), Caroline Schumann
(Geliebte) der Opern-, der Extra- und der Kinderchor, das
Ballett TN LOS! und die Statisterie auf der Bühne zu erleben sein. Das
Loh-Orchester Sondershausen, unter der musikalischen Leitung von Henning
Ehlert, komplettiert das mitreißende Musicalerlebnis. Das Bühnenbild,
verantwortet von Wolfgang Kurima Rauschning,
zeigt eindrucksvoll die historische Kulisse der „Casa Rosada“, des
Präsidentenpalastes von Buenos Aires und bringt den wohl
geschichtsträchtigsten Balkon Argentiniens auf die Nordhäuser Bühne. Von
diesem hielt Anfang der 50er Jahre Eva Perón leidenschaftliche
Ansprachen an das argentinische Volk. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Theaterwerkstätten haben für das Bühnenbild von EVITA
wieder einmal mehr ihr handwerkliches und künstlerisches Geschick unter
Beweis gestellt.
Aber wie entsteht ein derartiges Bühnenbild?
Genauso wie es zum Gelingen einer großen Produktion
auf der Bühne eine Vielzahl von Akteuren erfordert, so sind auch
„Hinter den Kulissen“ eine Menge Gewerke nötig, um ein Theaterstück
schlussendlich so auf die Bühne zu bringen, dass es
das Publikum in seiner Ganzheit zu begeistern vermag. In den
Theaterwerkstätten, deren Leiter Jonny Wilken ist und zu denen die
Schlosserei, die Tischlerei, der Malsaal, die Theaterplastik- und
Dekorationswerkstatt gehören, werden die Bühnenbilder gefertigt.
Diese Gewerke sind zurzeit in der Loge untergebracht, werden aber nach
den baulichen Maßnahmen alle im Theateranbau unter einem Dach ihre neue
Heimat finden.
Der berühmte „Evita-Balkon“, der ein wichtiger
Bestandteil des Bühnenbildes ist, wurde nach den Plänen des
Ausstattungsleiters, Wolfgang Kurima Rauschning, nachgebaut. In der
Schlosserei, die am Theater beheimatet ist, wurde zuerst das
„Skelett“ der Fassade und des Balkons des Präsidentenpalastes aus Stahl
von Uwe Bräuer und Dominik Rieger zugeschnitten und zusammengeschweißt.
Dann wurde dieses Stahlgerüst in die Loge verfrachtet und dort von den
Tischlern Jens Grabe und Dominik Siebert
mit Pappelholz, Brettern und Latten so verkleidet, dass alle baulichen
Elemente, wie Türen, Fenster, Mauerstrukturen und das Dach als
Andeutung, klar erkennbar waren. Nachdem der Gesamteindruck in dieser
Rohfassung alle befriedigt hatte, wurde das Bühnenbild
wieder so zerlegt, dass es über die engen Treppen der Loge in den
Malsaal geschafft werden konnte. Dort haben die
einzelnen Teile ihren
passenden Anstrich bekommen, wobei die Farbe rosa dominierte, denn es
handelt sich beim Präsidentenpalast ja schließlich
um die „Casa Rosada“.
Nach dem Transport in das Theater wurde unsere
fertige Fassade mit dem perfekt gestalteten „Evita-Balkon“ auf der Bühne
wieder zusammengebaut und auf einen fahrbaren Wagen gestellt, denn der
imposante Bau von knapp 6 Metern Höhe ist nicht
das einzige Bühnenbildelement und soll, wie von Geisterhand gesteuert,
auch anderen Kulissenteilen Platz machen.
Obwohl diese Schritte schon mal geschafft sind,
haben trotzdem alle auf und hinter der Bühne noch weitere Tage harter
Arbeit vor sich. Dann aber heißt es am 29. November um 19.30 Uhr:
Vorhang auf für EVITA, die Musicalpremiere in Nordhausen.
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