Thüringen
Keiner
wechselt häufiger den Beruf als die Thüringer. Das Thema
Geldverdienen hat bei der Ausübung des Berufs nur einen geringen
Stellenwert. Bei der Berufswahl geht es Thüringern darum, es nicht
so weit zu haben zur Arbeitsstelle und auch die Selbstverwirklichung
im Beruf ist wichtiger als bei allen anderen Bundesbürgern. Und
Thüringer wählen die Art ihres Berufes im Deutschland-Vergleich
auch häufiger mit dem Motiv, weil sich dort Familie und Beruf gut
vereinbaren lassen. Zeitdruck im Job mag man hingegen gar nicht.
Ausgewählte
Thüringen-Ergebnisse im Detail:
In
Thüringen sagen die wenigsten Berufstätigen, dass sie ihren
derzeitigen Beruf primär nur wegen des Geldverdienens ausüben.
Dort sind es 29 Prozent, im Bundesdurchschnitt 34 Prozent.
In
Thüringen, Bayern und Hessen wechseln die Menschen am häufigsten
ihren Beruf. In diesen drei Bundesländern liegt die Häufigkeit des
Berufswechsels im Durchschnitt aller Berufstätigen bei 2,2
Wechseln. Im Schnitt aller Bundesländer beträgt der Wert 2,0.
In
keinem anderen Bundesland stimmen so wenige Berufstätige der
Aussage zu, dass ihr derzeitiger Beruf für ihr Leben keine zentrale
Rolle spielt. In Thüringen erklären das 19 Prozent, im
Bundesdurchschnitt 25 Prozent.
In
keinem anderen Bundesland haben so viele Berufstätige bereits
intensiv über die ganz konkreten Konsequenzen nachgedacht für den
Fall, dass sie ihren Beruf verlieren. In Thüringen liegt dieser
Wert bei 75 Prozent, im Bundesdurchschnitt bei 66 Prozent.
In
Thüringen und Brandenburg hat die soziale Anerkennung als
Berufstätiger die höchste Bedeutung: je 69 Prozent der
Erwerbstätigen ist das „eher wichtig“ oder „sehr wichtig“.
Der Bundesschnitt liegt bei 63 Prozent. Zum Vergleich: Die
niedrigste Bedeutung hat dieses Kriterium in NRW mit nur 58 Prozent.
In
keinem anderen Bundesland ist der Anteil derjenigen Berufstätigen,
die ihren derzeitigen Beruf wegen der räumlichen Nähe zum Wohnort
gewählt haben, so groß wie in Thüringen: 36 Prozent in Thüringen
taten dies. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 24 Prozent.
Die
Bedeutung eines „geregelten Tagesablaufs“ durch den Beruf ist im
Bundesländervergleich am häufigsten den Berufstätigen in
Thüringen (77 Prozent) wichtig. Der Bundesschnitt liegt bei 71
Prozent. Zum Vergleich: Am seltensten erklären dies die
Beschäftigten in Berlin (60 Prozent).
In
keinen anderen Bundesländern können sich so viele Berufstätige
ein Leben ohne ihren Beruf nicht vorstellen wie in Sachsen-Anhalt
und Thüringen. Dort sind es jeweils 56 Prozent, im
Bundesdurchschnitt 49 Prozent.
Unter
allen Bundesländern die wenigsten Befürworter hat hier die Devise,
dass man arbeiten sollte um zu leben, und nicht leben um zu
arbeiten. In Thüringen denken 67 Prozent so, im Bundesschnitt 71
Prozent.
Mehr
als überall sonst in Deutschland stimmen die Thüringer der Aussage
zu, dass sie ihre Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft
erachten. Hier sind es 49 Prozent der Berufstätigen, im Rest der
Republik durchschnittlich 41 Prozent.
In
keinem anderen Bundesland erklären so viele Berufstätige, dass es
Ihnen beim Beruf wichtig ist, etwas Wichtiges für die Gesellschaft
zu tun. In Thüringen erklären das 69 Prozent der Berufstätigen.
Im Bundesschnitt liegt der Wert bei 56 Prozent.
36
Prozent der berufstätigen Thüringer sagen, dass ihr Beruf ihr
Lebensinhalt ist – Höchstwert. Im Bundesdurchschnitt liegt der
Wert bei 29 Prozent.
Nirgendwo
in Deutschland ist Berufstätigen Selbstverwirklichung wichtiger als
in Thüringen. 76 Prozent sind es dort, im Bundesdurchschnitt 67
Prozent.
In
keinem anderen Bundesland erklären so viele Berufstätige, dass von
Ihnen persönlich der Zeitdruck als einer der Hauptgründe für die
eigene, aktuelle berufliche Belastung empfunden wird. In Thüringen
erklären das 50 Prozent, im Bundesdurchschnitt liegt dieser Wert
bei 41 Prozent.
In
keinem anderen Bundesland sind so viele Berufstätige der Meinung,
dass sie ihre sozialen Kontakte verlieren, wenn sie ihren
derzeitigen Beruf komplett nicht mehr ausüben können. 29 Prozent
der Berufstätigen in Thüringen erklären das, im Bundesschnitt 22
Prozent.
Nirgendwo
in Deutschland ist der Anteil der Berufstätigen, die ihren
derzeitigen Beruf wegen der guten Vereinbarkeit von Familie und
Beruf gewählt haben, größer als in Brandenburg und Thüringen. 22
Prozent sind es dort. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 17 Prozent.
Diese
Bundesländer-Auswertung bezieht sich auf die "HDI Berufe-Studie
2019" und die dazu gehörige Pressemitteilung, die Sie im
Folgenden nachrichtlich erhalten. Diese ist auch im Internet mit
zahrleichen Zusatz-Informationen zu finden:
https://www.berufe-studie.de
PRESSEMITTEILUNG
– 27.11.2019
Berufstätige
beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt -
Neue
repräsentative HDI Berufe-Studie 2019
60
Prozent befürchten Jobverluste durch die Digitalisierung in
Deutschland - aber 72 Prozent halten den eigenen Arbeitsplatz für
ungefährdet
Fast
zwei Drittel lehnen bundesweit einen Wohnortwechsel für den Beruf
ab - die meisten in Sachsen, die wenigsten in Hessen und Hamburg
Das
Risiko einer beruflich bedingten Erkrankung wird unter allen
Berufsgruppen im Schnitt auf 36 Prozent geschätzt, Mediziner sehen
die Gefahr in ihrem Beruf sogar bei 53 Prozent
Nur
fürs Geld wird am häufigsten in Bayern und Nordrhein-Westfalen
gearbeitet
Die
Berufstätigen in Deutschland registrieren tiefgreifende
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt insbesondere durch die
Digitalisierung. Konsequenzen für sich persönlich ziehen daraus
aber nur wenige. Doch es gibt teilweise große Unterschiede zwischen
den einzelnen Berufsgruppen, Jüngeren und Älteren sowie innerhalb
der einzelnen Bundesländer. Das deckt jetzt die erstmals in jedem
Bundesland repräsentativ durchgeführte bundesweite HDI
Berufe-Studie 2019 auf.
Dr.
Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender HDI Lebensversicherung AG,
erklärt die Intention der HDI Berufe-Studie: „Wir wollen eine
gesellschaftliche Debatte rund um das Thema Arbeitskraftabsicherung
anstoßen. Wer sich, wie HDI, als lebenslanger Begleiter der Menschen
und Partner seiner Kunden versteht, muss ihre Sorgen und Nöte
kennen. Deshalb
haben wir nachgefragt. Die HDI Berufe-Studie liefert uns Fakten,
Trends und Tendenzen.“
Mit
sehr gemischten Gefühlen betrachten Berufstätige die
Digitalisierung. „Durch die Digitalisierung werden in Deutschland
mehr Arbeitsplätze verschwinden als neue entstehen“ - sechs von
zehn Berufstätigen sind dieser Meinung, bei den über 45-Jährigen
(65 Prozent) noch mehr als unter den Jüngeren (57 Prozent).
Interessant aber ist: Dass der eigene Job durch die Digitalisierung
bedroht ist, halten drei Viertel (75 Prozent) der über 45-Jährigen
für unwahrscheinlich, bei den jüngeren sind es 69 Prozent. Die
Befürchtung schmerzlicher Veränderungen in der Arbeitswelt ist also
um ein Vielfaches höher als die Sorge um den eigenen Beruf.
Das
Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland hat im
Auftrag der Versicherung HDI über 3600 Berufstätige ab 15 Jahren in
umfangreichen Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind
repräsentativ sowohl für Berufstätige in Deutschland insgesamt als
auch in den jeweiligen Bundesländern.
Eine
ähnliche Diskrepanz wie bei der Digitalisierung zeigt sich beim
Thema Flexibilität im Job. Drei Viertel der Erwerbstätigen (76
Prozent) halten Fort- und Weiterbildung zur ständigen Anpassung an
Veränderungen in ihrem Beruf für wichtig oder sehr wichtig. Auf der
anderen Seite sind fast zwei von drei Berufstätigen aber
ausdrücklich nicht bereit, für ihren Beruf den Wohnort zu wechseln.
In Sachsen sind es sogar 75 Prozent, noch am wenigsten sind es in
Hessen und Hamburg mit 57 Prozent.
Das
Risiko Berufsunfähigkeit wird erkannt, ohne zu handeln
Widersprüchlichkeit
herrscht schließlich auch bei der Absicherung gegen den Verlust der
eigenen Arbeitskraft. Nahezu alle Alters- und Berufsgruppen nennen
eine Police für diesen Fall als wichtigste aller
Versicherungspolicen - gleich nach der Krankenversicherung. Das
persönliche Risiko, aufgrund eines Unfall oder einer Erkrankung den
Beruf nicht mehr ausüben zu können, wird im Schnitt mit 36 Prozent
veranschlagt, unter Medizinern sogar mit 53 Prozent. In der Praxis
haben aber Policen zur Absicherung der Arbeitskraft - sogenannte
Berufsunfähigkeitsversicherungen - bei weitem nicht diese Bedeutung.
Patrick
Dahmen: "Die Ergebnisse der Studie haben uns selbst überrascht.
Erkenntnisse und Handeln klaffen bei vielen Berufstätigen weit
auseinander. Frappierend ist etwa, wie stark gerade junge
Berufstätige eine Absicherung gegen den Verlust der Arbeitskraft
wegen Unfall oder Krankheit befürworten, aber in der Praxis viel zu
selten besitzen."
Soziale
Anerkennung und Geld dominieren - besonders in Bayern und in
Nordrhein-Westfalen
Der
Wunsch nach einer "Work-Life-Balance" ist populär. "Man
sollte arbeiten, um zu leben - nicht leben um zu arbeiten!"
Sieben von zehn Berufstätigen (71 Prozent) pflichten dieser
Forderung bei. Im Arbeitsalltag aber ist gut zwei Drittel von ihnen
ihre soziale Anerkennung als Berufstätiger "wichtig" oder
sogar "sehr wichtig" (62 Prozent). Besonders ausgeprägt
ist das in Ostdeutschland und tendenziell unter jungen Berufstätigen
noch intensiver als unter älteren.
Wie
stark sich die Deutschen insgesamt über Beruf und Einkommen
definieren, zeigen weitere Befunde. So gibt mit 42 Prozent der
Großteil aller Industrie-Beschäftigten an, "primär nur wegen
des Geldverdienens den Beruf ausüben". Bei Handwerkern und
Dienstleistern sind es mit 33 Prozent die wenigsten. Regional zählt
das Gehalt am meisten in Bayern und NRW. Mehr als jeder Dritte (37
Prozent) arbeitet hier "nur fürs Geld".
Zudem
nennen die Bayern mit 55 Prozent am häufigsten ein höheres Gehalt
als Top-Grund für einen Arbeitsplatzwechsel. Bundesweit sagen das
knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen. Nur etwa halb so wichtig als
Grund für einen Wechsel ist "eine interessantere berufliche
Aufgabe". Damit liegt diese Begründung auf Platz zwei (28
Prozent) knapp vor "besseren Arbeitskonditionen, etwa flexible
Arbeitszeitmodelle" (27 Prozent).
„Digitaler
Wandel erleichtert die Arbeit“
Nach
Angaben der Berufstätigen entfällt heute im Schnitt die Hälfte
ihrer Arbeit auf digitale Tätigkeiten. Dass das Arbeitsleben durch
die Digitalisierung in den letzten fünf Jahren "rauer geworden
ist", sagen 39 Prozent. Aber für sich persönlich ziehen sie
auch hier eine positive Bilanz: 44 Prozent der Erwerbstätigen
empfinden "unterm Strich den digitalen Wandel insgesamt als
Erleichterung der Arbeit". Nur etwa halb so groß ist mit 25
Prozent der Anteil derer, die eine Verschlechterung sehen, für 24
Prozent hat sich nichts verändert.
Patrick
Dahmen resümiert: "Ein gespaltenes Verhältnis zur
Digitalisierung zeigt sich quer durch unsere gesamte Studie.
Einerseits spüren die Berufstätigen, dass hierdurch starke
Veränderungen in der Arbeitswelt anstehen - stärker oft als in
allen anderen Lebensbereichen. Andererseits sorgen digitale
Vereinfachungen und die bisher gute Lage am Arbeitsmarkt aber
offenbar dafür, dass die meisten noch keinen persönlichen
Handlungsbedarf erkennen und die Entwicklung einfach abwarten."
Tatsächlich
haben sich laut neuer HDI Studie drei von zehn Erwerbstätige in
Deutschland noch nie konkreter damit beschäftigt, welche
Konsequenzen der Verlust ihres Berufes haben könnte. Eine Verarmung
in diesem Fall halten aber immerhin 29 Prozent für möglich.