Kommunales Wohnungsunternehmen
übernimmt vom Wasserverband das Gelände in der Altendorfer
Kirchgasse
In der Nordhäuser Altstadt soll die
letzte große Brache verschwinden: Die Städtische
Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG) will das alte
Wasserverbandsgelände in der Altendorfer Kirchgasse sanieren. Der
Nordhäuser Wasserverband (WVN), der hier bis 2002 seine Verwaltung
hatte, wird das knapp 6500 Quadratmeter große Grundstück an die SWG
verkaufen. Am Dienstag haben SWG-Chefin Inge Klaan und
WVN-Vorstandsvorsitzender
Frank Rostek den entsprechenden
Notarvertrag unterzeichnet. Noch in diesem Jahr will die SWG
gemeinsam mit der Stadt Nordhausen einen internationalen
Architektenwettbewerb ausschreiben, um für diesen Innenstadtstandort
eine gute und nachhaltige Lösung zu finden. „Wir wollen an diesem
Standort nichts übers Knie brechen, wir sind auf der Suche nach
einem guten Konzept, das Nachhaltigkeit mit modernem, qualitativ
hochwertigem Wohnen verbindet“, sagte Inge Klaan. Der Wettbewerb
wird von der Landesregierung gefördert.
Gemeinsam mit der Stadt Nordhausen soll
das Areal als weiteres IBA-Projekt entwickelt werden. Erstmals soll
an diesem Standort nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft saniert
und gebaut werden. „Zirkuläres Bauen ist hier der Oberbegriff“,
erläutert Klaan. Hinter dem umständlichen Begriff verbirgt sich
eine sortenreine Mülltrennung in der Baubranche. Sprich, verbaute
Stoffe sollen zukünftig besser getrennt werden können, wenn Häuser
abgerissen, saniert oder umgebaut werden. Mit dem Ziel, diese
Baustoffe hochwertig zu recyceln, so dass diese auch wieder zum
Hausbau, und nicht wie aktuell meist nur als
minderwertige Füllstoffe
beispielsweise im Straßenbau, genutzt werden können.
Über die Hälfte des Abfalls in
Deutschland wird im Bausektor produziert. Gebäude nach heutigem
Stand sind für einen Rückbau dieser Art nicht vorgesehen – ein
hochwertiges Recycling ist mit hohem Aufwand verbunden und scheitert
deswegen ökonomisch. „In unserem Landkreis werden unter anderem
Gips, Ton und Kies abgebaut. Was das für unsere Landschaft bedeutet,
sehen wir vor unserer Haustür. Wir müssen zukünftig
ressourcenbewusster bauen. Wie das gehen kann, wollen wir in der
Kirchgasse exemplarisch zeigen“, sagte Klaan. Dabei beginne
recyclinggerechtes Bauen bereits bei der Bauplanung, so die
SWG-Chefin.
Das kommunale Wohnungsunternehmen will
in einem nächsten Schritt den Bestand erfassen und klären, in
welchem Zustand die Gebäude in der Kirchgasse sind. Vorrangig soll
das alte Verwaltungsgelände des WVN als Wohnstandort ausgebaut
werden. Allerdings sind auch andere Nutzungen denkbar, wie kleinere
innerstädtische Gewerbeflächen für die Nahversorgung.
„Mittlerweile leben wieder viele Menschen in der Altstadt, wir
müssen schauen, wie der Bedarf an Bäcker, Friseur oder anderen
Dienstleistungen ist“, sagte Klaan.
„Es freut uns, dass die SWG die
Entwicklung des Gebietes übernimmt. Wir haben viele Jahre
niemanden
gefunden, der sich dieser Aufgabe stellen wollte. Bei der SWG ist das
Gelände in guten Händen“, sagte Frank Rostek. Seit Jahrhunderten
war dort der Sitz der Nordhäuser Wasserversorgung. In der
Altendorfer Kirchgasse befindet sich mit der Oberkunst die Wiege der
kommunalen Wasserversorgung Nordhausens. Ab 1546 wurde über ein
Wasserrad Wasser aus einem Nebenarm des Mühlgrabens über ein
Röhrensystem auf den Geyersberg in das Schöppemännchen gepumpt,
von wo es in die Stadt hinab verteilt wurde. „Ich würde mir
wünschen, dass bei der Gestaltung des Gebietes, insbesondere der
beiden denkmalgeschützten Häuser, etwas von der dortigen
jahrhundertelangen großen Geschichte der Nordhäuser
Wasserversorgung sichtbar gemacht wird“, nannte
Wasserverband-Geschäftsführerin Carmen Lis einen Wunsch.
Foto: SWG-Geschäftsführerin Inge
Klaan erhält von Verbandsvorsitzendem Frank Rostek symbolisch die
Schlüssel für das Wasserverbandsgelände in der Nordhäuser
Altstadt. Foto: Susanne Schedwill
Foto1-2: Noch ist das alte
Wasserverbandsgelände im Dornröschenschlaf. Die beiden
Fachwerkhäuser stehen unter Denkmalschutz. Fotos: Susanne Schedwill
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