Mittwoch, 31. Juli 2019

Problem Einsamkeit?

Nach den Vorstellungen einiger Politiker soll die Bundesregierung für die Belange einsamer Menschen einen Beauftragten der Bundesregierung bestellen. Das jedenfalls berichtete „Deutschlandradio“ unter Hinweis auf „Bild am Sonntag“ am vergangenen Sonntag (siehe meinen Beitrag von gestern,den ich hier weiter fortzusetzen beabsichtigte). Mit dem Hinweis „Das Thema Einsamkeit werde von der Politik unterschätzt, begründet der Gesundheitsexperte der SPD, Heiner Lauterbach, seine (erneute) Forderung nach einen solchen Bundesbeauftragten für die Belange einsamer Menschen. Ob der CDU-Abgeordnete Marcus Weinberg, der die Forderung aus der Sicht seiner Partei erhebt und begründet, dabei das gleiche meint wie Lauterbach, kann ich zunächst nicht erkennen. Dabei schicke ich voraus, dass ich das Thema lediglich aus meiner ganz persönlichen Sicht und Erfahrung als betagter Mensch einzuschätzen vermag, denn die Ursachen, die zu Einsamkeit führen (können)sind ja nicht nur altersbedingt. Und können u.U. schon sehr früh eintreten, etwa durch Ausgrenzung (Mobbing)oder auch durch Krankheit. Ursachen gibt es also viele. Ob und wie ein Bundesbeauftragter da wirklich helfen könnte, vermag ich aus meiner Froschperspektive nicht zu erkennen.
 Und wenn ich also aus meiner ganz persönlichen (unmaßgeblichen)Erfahrung schreibe, ist es die Einsicht, dass sich die Entwicklung zu möglicher Einsamkeit bei ganz normalen (alltäglichen) Verlauf ganz allmählich vollzieht: Man lebt ja im praktischen Leben zunächst in der Gesellschaft, hat Angehörige, Verwandte, Freunde und Bekannte um sich – auch in erweitertem Rahmen – mit denen man sich versteht, austauscht und kommuniziert. Man besucht Veranstaltungen und findet seinen Platz. Mit zunehmenden Alter wird dieser gesellschaftliche Kreis durch natürliche Abgänge dann halt zunehmend kleiner. Und bei sich selbst stellen sich körperliche Mängel ein, die den gesellschaftlichen und kommunikativen Umgang zunehmend erschweren (können). Man nimmt an Veranstaltungen teil und ist – wie etwa im Kunsthaus – dankbar, wenn man eine reservierte Sitzgelegenheit nutzen kann. Um dann zu erleben, dass sich genau vor dem Sitzplatz ein Bildreporter aufbaut, weil er dahinter wohl den geringsten Widerstand vermutet. Denn im Grunde hat kein Journalist oder Bildreporter Vorrechte gegenüber anderen, zumal behinderten Teilnehmern. Mir aber wird als behinderten und betagten Menschen bewusst, dass Teilnahme nicht gleichzeitig auch Teilhabe ist. Womit jeder öffentliche Appell der Medien um Rücksicht gegenüber Behinderten zur Heuchelei gerät.

Und nachdem sich diese Vorgänge wiederholen, zieht man sich schließlich enttäuscht und verbittert zurück. Und sucht Zuflucht beim Fernsehen und/oder im Internet. Um bei den Öffentlich-rechtlichen Sendern oder Kanälen zwar auf eine Flut von Mitteilungen, Kommentaren und Meinungen zu stoßen, aber Fakten weitgehend vermisst. Um ansonsten bei den Programmen eine Verdummung oder Banalitäten mit Krimis oder „Bares für Rares“ u.ä. zu erleben, angesichts dessen die Vermutung aufkommt, dass die Programme auf die vermuteten anspruchslosesten Nutzer zugeschnitten werden. Die Konsequenz? Man verliert das Interesse an Politik und Gesellschaft, zieht sich auf sich selbst zurück und läuft tatsächlich Gefahr, zu vereinsamen.

Wenn man nicht das Glück hat, doch noch auf Menschen zu treffen, mit denen man doch wieder „auf Augenhöhe“ Umgang pflegen und kommunizieren kann. Und die einen auch Orientierung sind.Ich habe das Glück und bin sehr, sehr froh darüber

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