Nordhausen
(psv) Das Kunsthaus Meyenburg präsentiert noch bis zum 2. September 2018 eine
außergewöhnliche Ausstellung mit 80 Werken der Thüringer Künstler Karl-Heinz
Bastian, Beate Debus, Michael Ernst, Elvira Franz, Cordula Hartung sowie
Marita Kühn-Leihbecher. Unter dem Titel „Mit der Wachheit der Sinne – aus
der Tiefe der Stille“ sind die verschiedensten Formen von Abstraktion zu sehen.
Was die in ihrer äußeren Erscheinung so unterschiedlichen künstlerischen
Positionen der sechs ausstellenden Künstler, allesamt Mitglieder des Verbandes
Bildender Künstler Thüringen e.V., verbindet, ist der Weg zur
Bildfindung.
Die
Malereien von Elvira Franz bestechen durch das Gegenüber und
Nebeneinander von Farbflächen, die sowohl aus der gleichen Farbfamilie stammen,
als auch komplementär sein können. Geometrisch exakt konstruiert Elvira Franz
ihre Arbeiten, fächert die Farbflächen auf oder lässt sie gespiegelt
gegenüberstehen, wie bei dem Gemälde „Doppelspiegelung“. Ihre Bildtitel bestehen
häufig nur aus dem Datum ihrer Entstehung und lassen so viel Möglichkeiten der
Interpretation. Wie in der Op-Art ziehen ihre Werke den Betrachter stets magisch
an und in sich hinein.
Die
Papierarbeiten von Marita Kühn-Leihbecher überzeugen schon durch ihre
Materialität. Ihre ungewöhnlichen Strukturen, die die Künstlerin durch das
handgeschöpfte Papier und die Collagetechnik bewusst erzeugt, bieten Räume zum
Verweilen, manche sind labyrinth-artig, wie in „Unter die Haut“ oder „System“,
andere eindeutig auf ein Zentrum gerichtet, wie in der Arbeit „Öffnung“.
Blickrichtungen werden vorgegeben, aber nicht erzwungen. Titel wie „Der Tag geht
zur Neige“ ermöglichen es dem Betrachter, der vorgegebenen Bildgeschichte eigene
Gedanken beizusteuern.
Die
Arbeiten aus Textil und Japanpapier von Cordula Hartung faszinieren schon
auf den ersten Blick durch das Spiel mit Strukturen und Dreidimensionalität,
beispielsweise in den Arbeiten „Torso“ oder „Rolling Rolls“. Fast monochrom,
aber gleichzeitig vielfarbig ist ihre zweiteilige Arbeit „Biorhythmus, bei der
man die Vibrationen regelrecht spüren kann. Trotz ihres Minimalismus erzeugen
die Arbeiten von Cordula Hartung eine unglaubliche Energie, die sich auf den
Betrachter überträgt, wenn er es nur zulässt.
Michael
Ernst
formt und biegt Eisen und Vierkantstahl zu eigenwilligen abstrakten Gebilden.
Seine „Knoten“ sind sowohl filigran als auch raumgreifend. Sie laden wie
Schwingen aus, halten den Betrachter auf Abstand und ziehen uns doch auch
gleichermaßen in das innere Zentrum. Michael Ernst betont in seinen Werken den
Gegensatz zwischen der Schwere und Derbheit des Materials und der Leichtigkeit
der Formen. Besonders faszinierend sind auch seine kinetischen Arbeiten, die
durch ihre Bewegung eine besondere Räumlichkeit und Präsenz im Raum einnehmen.
Dabei sind die Skulpturen – wie „Kleine Raumschwinge“ oder „Nautilus“ so
filigran ausgeführt, dass sie fast zerbrechlich wirken.
Karl-Heinz
Bastian
erschafft Gemälde, die ebenfalls eigene Räume und Welten bilden. Mit sehr
bewusst aufeinander abgestimmter Farbigkeit konstruiert er geometrische Formen,
die zwar auf der zweidimensionalen Fläche gemalt sind, aber für das Auge des
Betrachters durchaus mehrere Ebenen erzeugen können. Seine „Konstellationen“ und
„Kontemplationen“ haben meditative Wirkung, die sowohl beruhigend als auch
energetisch-anregend sein kann. Sie zeigen ausgewogene Balance in sich selbst
und vermitteln diese auch an den Betrachter weiter.
Die
Kunst von Beate Debus fasziniert durch Gegensätze. Sie zeigt einerseits
filigrane Grafiken, wie die Aquatinta-Radierungen mit Prägedruck „Verlorener
Raum“ oder „Apokalyptischer Tanz“, die durch Flächigkeit und Formen aber auch an
ihr bildhauerisches Werk erinnern. Große expressive Formen, die raumgreifend
sind, und den Kampf zwischen zwei Seiten zeigen, bilden den Kern ihrer häufig
großformatigen Holzarbeiten. Schwarz kämpft mit Weiß oder wird umschlungen, Weiß
tanzt mit dem eigenen schwarzen Schatten, der auch - wie in „Überschatten“ -
erdrückend und allmächtig sein kann. Ihre Skulpturen brauchen Raum, füllen ihn
aus, teilen den Raum aber auch mit dem Betrachter.
Die
Ausstellung ist bis zum 2. September 2018 im Kunsthaus Meyenburg zu sehen.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr
(Foto: Arbeiten von Michael Ernst,
Kunsthaus Meyenburg)
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