Eine
Vorbetrachtung zu der am 24. März beginnenden Ausstellung im
Kunsthaus Meyenburg
Verfolgt
man die Einträge in den sozialen Netzwerken, kennt die Bilder,
beispielsweise „Schädel auf Papierstapel“ von Gerd Mackensen,
dann kann man den Eindruck gewinnen, dass Tod eben nicht nur düster
oder wie bei Barlach und Kollwitz meist sehr dunkel, abschreckend
dargestellt ist. Oft in der Kunst explodierend farbig oder in
Pastelltönen daherkommend oder mit Musikgruppen, die dem Leichenzug
vorausziehen wie beispielsweise in New Orleans. Vielfältig sind die
Formen und Vorgehensweisen beim Abschiednehmen. Doch faszinierend,
wie ein Eintrag in einem sozialen Netzwerk lautet? Im Frühjahr 2018
kann man sich an mehrere Ereignisse der Menschheitsgeschichte
erinnern, die vor genau 100 Jahren millionenfach mit Tod einhergehen.
Auch ein faszinierendes Jubiläum? In dem auf die Oktoberrevolution
folgenden Russischen Bürgerkrieg, der im Frühjahr 1918 begann,
verloren 8 bis 10 Millionen Menschen ihr Leben. Am 21. März 1918
begann an der Westfront die Frühjahrsoffensive, dem letzten Versuch
der deutschen Führung an dieser Front die Oberhand zu gewinnen. In
den fünf Teiloffensiven mit solch markigen Namen wie „Gneisenau“
oder „Blücher-York“ betrugen die Verluste mehr als eine halbe
Million – allein auf deutscher Seite. Die Spanische Grippe kam mit
den amerikanischen Truppen im Frühjahr 1918 nach Europa und forderte
in den folgenden zwei Jahren weltweit 50 bis 100 Millionen
Menschenleben. Anlässlich des 100. Jahrestages dieser Pandemie ist
das sehr lesenswerte, vor allem aber informative Buch „1918 – Die
Welt im Fieber“ erschienen. Auf die Millionen Opfer durch Hunger,
Unterernährung und Tuberkulose soll an dieser Stelle nicht
eingegangen werden. Zu jedem dieser Toten gehören Angehörige, die
trauern. Wer seine Mutter und Vater in der Endphase der Demenz hat
sterben gesehen, die Tochter oder Sohn nicht mehr erkennend, dem
fehlt jegliche Faszination am Tod! Und die Mutter, die nachts am Bett
ihres Kindes saß und Stunden, oft Tage der Angst durchlitt, hoffte,
dass ihr Kind überleben würde, die denkt auch mit anderen Gefühlen
zurück an diese Traumata der Vergangenheit. Umso mehr ist es
notwendig, sich dem Thema „Tod in der Kunst“ zuzuwenden. Mit dem
Begriff ‚Sensenmann‘ hat man schon in früheren Zeiten Tod und
Sterben beschrieben - Themen, die noch heute tabuisiert sind. Der
‚Sensenmann‘ ist gerade in den Gemälden der Renaissance und des
Barocks ein häufig zu findendes Motiv. Der Tod und damit der
Sensenmann steht aber immer auch für einen Neuanfang – sowohl im
christlichen Glauben als auch im ewigen Lebenszyklus. In diesem
Zusammenhang kann der Titel der Ausstellung „Der schöne
Sensenmann“ verstanden werden. In der Traumdeutung steht der
Sensenmann für fehlendes Leben in zwischenmenschlichen Beziehungen,
für erkaltete Gefühle. Auch dieser Aspekt sollte beim Besuch der
Ausstellung ab kommendem Wochenende im Kunsthaus Meyenburg Beachtung
finden. Lohnenswert ist diese Schau allemal und so ist dem Kunsthaus
bei all dem Tod an den Wänden viel Leben durch die Besucher zu
wünschen. Ob der Tod aber faszinierend ist, das mag jeder für sich
entscheiden!
Dr.
Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein
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