NGG: Ernährungsbranche ist Wirtschaftsfaktor | Kritik an Einzelhandel
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Sattelschlepper voll mit Schokolade: So groß ist der Hunger auf Süßes
im Landkreis Nordhausen pro Jahr. Von der Tafel über die Praline bis zum
Riegel: 810 Tonnen Schokolade aßen die Menschen hier zuletzt rein
statistisch – gut 9,5 Kilo pro Kopf. Beim Käse waren es 2.090 Tonnen –
24,5 Kilo pro Einwohner. Und beim Bier wurden 89.000 Hektoliter im Jahr
getrunken (104 Liter pro Kopf). Schokolade, Käse, Bier – nur drei
Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung Lebensmittelindustrie und
-handwerk haben, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Rund
570 Arbeitsplätze hängen im Kreis Nordhausen laut Arbeitsagentur an der
Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. „Die Branche ist aber
nicht nur regional ein Schwergewicht. Nimmt man den Umsatz, ist sie der
drittgrößte Industriezweig in Deutschland – ein Großteil der Produktion
geht in den Export – und schafft es damit auf die internationalen
Teller“, sagt Jens Löbel von der NGG Thüringen. So seien Hersteller aus
der Region auch regelmäßig auf der Grünen Woche – der weltgrößten Agrar-
und Verbrauchermesse – in Berlin präsent.
Neue
Food-Trends wie gluten- oder laktosefreies Essen seien eine
Herausforderung auch für die heimische Ernährungswirtschaft, so Löbel.
Die sei gut aufgestellt und belege bei Produktions- und Hygienestandards
weltweit einen Spitzenplatz. „Kaum irgendwo ist die
Lebensmittelsicherheit höher als bei uns“, sagt der Geschäftsführer der
NGG Thüringen.
Eine
Voraussetzung für gutes Essen und Trinken sei jedoch, dass dieses fair
produziert werde – angefangen vom Anbau der Zutaten bis hin zu den
Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung. Dazu hat die NGG eine
lebensmittelpolitische Initiative gestartet. Jens Löbel: „Gute Ernährung
und gute Arbeit gehören zusammen. Hygiene unter Zeitdruck – das kann
zum Beispiel nicht gut gehen.“ Dies bedeute auch, dass Unternehmen
Tarifverträge einhielten und sich an der Berufsausbildung beteiligten,
betont der Gewerkschafter.
Mit
Sorge sieht die NGG den Trend zur Verramschung: „Gerade bei Getränken,
Fleisch und Süßwaren erleben wir regelrechte Rabatt-Schlachten in den
Supermärkten. Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft“,
kritisiert Löbel. Weniger als 70 Cent für eine Tafel Marken-Schokolade
sei in einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. Solche
Preise erhöhten den Druck auf die Beschäftigten und ihre
Arbeitsbedingungen.
An
die Verbraucher appelliert die NGG daher, nicht nur auf den günstigsten
Preis zu achten. „Gute Lebensmittel sollten den Menschen beim Einkauf
etwas wert sein. Gleichzeitig können sie damit die heimische Wirtschaft
stärken – und beim Essen neben dem Genuss auch noch ein gutes Gewissen
haben.“
Jens LöbelGeschäftsführer der
NGG-Region Thüringen
NGG-Region Thüringen
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