Gestern fand im Audimax der Hochschule Nordhausen der Neujahrsempfang der Stadt Nordhausen, gemeinsam mit der Hochschule Nordhausen statt. Anlässlich dieses Ereignisses richtete Oberbürgermeister Kai Buchmann folgendes Grußwort an die Gäste:
"Vergangenen
Donnerstag traf der Sturm „Friederike“ auch unsere Stadt.
Ich möchte
mich bei den Einsatzkräften der Freiwilligen und hauptamtlichen
Feuerwehren, des THW und allen Helferinnen und Helfern für ihre
Arbeit der letzten Tage recht herzlich bedanken.Sehr geehrter Herr
Landrat Jendricke,
sehr
geehrte Landtagsabgeordnete und Ehrenbürger,
sehr
geehrter Herr Präsident Prof. Dr. Wagner,
liebe
Gäste,
weil
das Jubiläumsjahr der Reformation nun gerade zu Ende gegangen ist
und
auch in Nordhausen mit der Statue Luthers vor der Blasii-Kirche ein
nachhaltiges Zeugnis hinterlassen hat, möchte ich meiner
Neujahrsansprache ein Zitat des Reformators voranstellen, der da
ausgerufen hat: „Ihr könnt
predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig
Minuten."
Diese
Gefahr besteht bei mir grundsätzlich nicht, erst recht nicht heute!
Meine
sehr verehrten Damen und Herren, wir leben in einer Zeit großer
Umbrüche und den damit verbundenen Unsicherheiten, die vor unserer
Stadtgrenze nicht Halt machen. Die Zukunft liegt vor uns wie von
einem dichten Nebel verhüllt und wartet darauf, dass wir sie
erhellen und ihr Form und Gestalt geben. Das gilt geopolitisch für
die gesamte Welt, es gilt für ein gar nicht mehr so geeintes Europa
und es gilt auch für Deutschland, in dem es erstmals in der
Geschichte der Bundesrepublik monatelang nicht gelingt, eine stabile
und verlässliche Regierung zu bilden.
Hier
läuft etwas falsch, denn aus erster Hand kann ich sagen: 109 Tage
bin ich im Amt, und ich wurde auch am 24. September gewählt!
Neben
den leider immer aktuellen Fragen von Krieg und Frieden beschäftigen
uns der Klimawandel, Hungersnöte, Bevölkerungsexplosion, der
islamistische Terror, große Flüchtlingsströme weltweit und immer
wieder auch die rasanten Entwicklungen der Globalisierung, der
Digitalisierung und deren Folgen für die Menschheit.
In
unserem kleinen, beschaulichen Bundesland Thüringen ist im
vergangenen Jahr das Großprojekt der regierenden Koalition
gescheitert, eine umfassende Kreisgebietsreform herbei zu führen…
letztendlich am Widerstand der Bürgerinnen und Bürger, die sich von
ihrer Landesregierung nicht richtig informiert und vertreten fühlten
und die Erfurter Vorschläge massiv kritisierten.
Auch
in Nordhausen stießen die Pläne für einen neuen, größeren Kreis
- vor allem aber die Idee, unserer Stadt den Kreisstadtstatus zu
entziehen - auf breite und parteiübergreifende Ablehnung.
Es
war schön, diese gemeinsamen Bemühungen aller Nordhäuserinnen und
Nordhäuser und ihrer politischen Akteure zu beobachten
und
es sollte uns für noch folgende, wichtige Auseinandersetzungen zum
Wohle unserer Heimatstadt Mut machen.
Denn
diese Einigkeit führte uns vor Augen, was wir erreichen können,
wenn wir uns zusammen für eine Sache engagieren.
Als
erst im Herbst gewählter Oberbürgermeister möchte ich mich bei
allen Beteiligten an den diversen Aktionen recht herzlich für ihren
persönlichen Einsatz bedanken, der es uns ermöglicht, auch 2018 und
darüber hinaus von der „Kreisstadt Nordhausen“ zu sprechen. Und
ich wünsche mir für dieses und die kommenden Jahre, dass wir
möglichst oft ein so geeintes Auftreten erleben werden, wenn es
darum geht, unsere schöne Stadt weiter zu gestalten.
Und
damit bin ich bei dem kleinen Fleckchen Erde angekommen, in dem wir
täglich unseren Beitrag leisten: unsere Heimatstadt Nordhausen.
Auch
wenn es sich mitunter so anfühlt, als seien die Probleme, vor denen
wir stehen, unlösbar oder überwältigend, so wissen wir doch, dass
wir sie Schritt für Schritt abarbeiten werden - auch wenn es
manchmal nur sehr kleine Schritte sind.
Bei
allen Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert werden, dürfen wir
niemals unser Ziel aus den Augen verlieren: unsere blühende,
geschichtsträchtige und lebenswerte Kreisstadt ständig weiter zu
entwickeln und zu modernisieren.
Denn
bei allen Unwägbarkeiten und Problemen haben wir eine breit
gefächerte Basis, auf der eine starke Stadt Nordhausen gedeihen
kann.
Wir
verfügen über leistungsstarke kommunale Unternehmen, die von der
Abwasserentsorgung,
über Energieversorgung
bis zur Müllabfuhr und
dem Bereitstellen von Wohnungen sehr verantwortungsvoll für ein
angenehmes
Leben
auf hohem
Niveau sorgen.
Dafür
möchte ich an dieser Stelle Dank sagen und den Unternehmen meine
volle Unterstützung zusichern.
Meine
Aufgabe und die der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der
Stadtverwaltung wird es im eben angebrochenen Jahr sein, den
Bürgerinnen und Bürgern der Stadt eine größtmögliche
Zufriedenheit und ein positives Lebensgefühl in ihrer Heimat zu
vermitteln.
Das
wollen wir schaffen, indem wir Ihnen helfen; sie bei ihren Anliegen
unterstützen; den Menschen dienen und nicht zuletzt auch ihre
Initiativen für die Stadt unbürokratisch fördern. Die
Stadtverwaltung soll eine freundliche, offene Behörde sein, die sich
als Dienstleister versteht.
Wir
wollen stets ein optimistisches und fröhliches Bild unserer Stadt
zeichnen, indem wir voller Selbstbewusstsein und mit Mut an die
anstehenden Aufgaben herangehen und immer das halbvolle Glas vor
Augen haben, das wir weiter füllen wollen.
Nordhausen
hat viel zu bieten und wir müssen diese vielfältigen Angebote über
die Grenzen der Region hinaus bekannt machen.
Nordhausen
ist nicht nur die Hochschulstadt mit vielen jungen innovativen
Entwicklern, es ist auch eine Stadt voller mittelständischer
Unternehmen, die couragiert ihren Geschäften nachgehen und das
professionelle Leben prägen.
Nordhausen
ist auch Kulturstadt mit einem weiten Spektrum v.a. ehrenamtlicher
Angebote.
Und
Nordhausen
hat mit seinem Theater von ausgezeichneter und überregional
geschätzter Qualität ein prächtiges kulturelles Aushängeschild,
das unseren Stadtnamen deutschlandweit bekannt macht.
Nordhausen
ist aber auch eine Sportstadt mit Tausenden aktiven Breitensportlern
und einigen landesweit bekannten Vereinen.
Nordhausen
bleibt dank unseres Vorzeigebetriebes in der Bahnhofstraße auch eine
deutschlandweit berühmte Doppelkornstadt.
Das
„Tor zum Harz“ ist die Stadt der Treppen und Brunnen und
Nordhausen
war schon immer ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt zwischen dem
Osten und dem Westen, zwischen Nord- und Südharz, einer Strecke auf
der eine traditionelle Eisenbahnlinien verkehrt.
Hier
bei uns ist die geografische Mitte Deutschlands,
wir
befinden uns mitten im Zentrum!
Auf
eine atemberaubend spannende, über eintausendjährige Geschichte
können wir verweisen in einer Stadt, in der Reichstage abgehalten
wurden, in der Kaiser aufwuchsen, die sich einst als stolze
Kaufmannsstadt der Hanse anschloss, die jahrhundertelang als freie
Reichsstadt autark von Fürsten und Grafen war, die als erste
protestantisch reformierte Stadt überhaupt in die Geschichtsbücher
einging.
Mit
der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora arbeiten wir heute beispielhaft
die dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte auf.
Unsere
Stadt hat auf vielfältigen geschäftlichen, handwerklichen,
wissenschaftlichen und künstlerischen Gebieten großartige und
bedeutende Menschen hervorgebracht.
Und
schließlich leben wir in einer traumhaftschönen, fantastischen
Landschaft, in der zunehmend viele Menschen gerne Urlaub machen
möchten/ würden? Laden wir sie ein zu uns, zeigen wir ihnen unsere
sehenswerte Stadt und die angrenzende Region.
Wir
alle sind aufgerufen, uns immer wieder Gedanken zu machen, wie wir
das Ansehen und die Ausstrahlung unserer Stadt verbessern und ihre
Popularität erhöhen können.
Doch
verweilen wir noch etwas bei der Landschaft:
in
den nächsten Jahren werden wir darüber befinden müssen, ob unsere
Stadt an ein Biosphärenreservat grenzt oder wie sich der Gipsabbau
in der Karstlandschaft unserer Gemarkung entwickelt.
Wird
es einen sanften, naturbelassenen Tourismus geben, von dem die Stadt
nachhaltig profitiert
oder
schlagen wir ganz andere Wege ein, die ebenfalls der Stadt nicht zum
Nachteil gereichen sollen?
Kultivieren
wir beispielsweise die Bielener Kiesgewässer weiter?
Und
können wir einen umfangreicheren Tourismus überhaupt
infrastrukturell gewährleisten?
Brauchen
wir ein größeres bzw. hochklassiges Hotel in Nordhausen?
Wenn
wir keine adäquaten Unterbringungsmöglichkeiten haben, kommen
vielleicht keine Mitarbeiter von Unternehmen, Touristen oder
Tagungsteilnehmer - wenn keine Gäste kommen, rentieren sich aber
auch die Hotelzimmer nicht. Wie wollen wir diesen gordischen Knoten
lösen?
Lohnt
es sich überhaupt, in Tourismus zu investieren und wenn ja, wie?
Über
all diese Fragen möchte ich gern mit den Nordhäuserinnen und
Nordhäusern ins Gespräch kommen, die eine oder andere Variante zur
Diskussion stellen und allen Interessierten die Gelegenheit
einräumen, sich am Meinungsbildungsprozess direkt
zu beteiligen.
Natürlich
bleibt es eine der Hauptaufgaben der nächsten Monate, hoffentlich
nicht Jahre, endlich Unternehmen für das Industriegebiet „Goldene
Aue“ zu finden,
und
wir werden als Stadt dafür alles erdenklich Mögliche tun.
Aber
wir wissen auch, dass dieses Ziel nicht zu erreichen ist, ohne dass
die Stadt Nordhausen sich einladend und freundlich präsentiert und
ein positives Image verbreitet. Daran
müssen wir alle gemeinsam und effektiv arbeiten.
Ganz
stark im städtischen Fokus stehen in diesem und nächsten Jahr die
drei Großprojekte: „Bau einer neuen Feuerwache“, „Sanierung
des Theaters“ und „Umbau des Albert-Kuntz-Sportparks“.
Exemplarisch
stehen sie für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt, für
Kunst und Kultur und für Sport und Freizeit - wichtige Komponenten
in der Infrastruktur einer gesunden, vitalen Stadt.
Aber
natürlich sollen darüber nicht die Straßen- und
Treppensanierungen, Brückenausbesserungen und-ersatzneubauten und
andere ebenso dringend notwendige infrastrukturelle Maßnahmen
vergessen werden.
Und
auch nicht die gemeinsamen Feste, die wir selbstverständlich auch
2018 mit unseren Gästen feiern wollen.
Sehr
geehrte Damen und Herren, Sie sind alle ausgewiesene Experten auf
Ihrem Gebiet. Die Stadt Nordhausen braucht Sie und Ihre Ideen für
die Gestaltung unserer gemeinsamen, glücklichen Zukunft.
Das
Glück gibt es nicht geschenkt, wir müssen es uns immer wieder
erarbeiten, es wird bestimmt von Diensten, die wir für uns und
andere verrichten. Wir müssen ständig abwägen zwischen dem, was
wir uns wünschen und dem, was davon realisierbar ist. Da sind die
Grenzen leider oft eng abgesteckt, aber wir müssen immer wieder
versuchen, sie mit Innovation, Fantasie und professionellem Geschick
in Richtung Glück zu verschieben.
Indem
wir dies aber tun und die Stadt voranbringen, können wir unser
eigenes Leben bereichern und mit Sinn und Harmonie erfüllen.
Dies
erfordert harte Arbeit in einem geschäftigen und komplexen Leben, in
dem unsere Wünsche und Erwartungen oftmals auf eine ernüchternde
Realität treffen. Und dabei meine ich nicht nur die finanzielle
Situation, mit der wir konfrontiert sind. Es wird auch darauf
ankommen, unsere Bedürfnisse sorgsam zu sortieren und in eine
machbare Reihenfolge zu bringen.
Es
kommt auf uns selbst an, was wir uns vornehmen und erreichen können.
Alle
Initiativen zum Wohle der Stadt Nordhausen, die sie wichtiger,
interessanter und besser macht, will ich gerne unterstützen und ich
freue mich auf Ihre Ideen und Vorschläge.
Ich
lade Sie herzlich ein, sich aktiv an den Prozessen der aktuellen
Stadtentwicklung und den Visionen für eine nahe Zukunft zu
beteiligen.
Wir
wollen eine weltoffene lebendige Stadt mit jungen innovativen
Menschen sein, in der gelebt, geliebt und geboren wird, wie auch eine
Stadt für all diejenigen, die schon mit beiden Beinen im Leben
stehen und täglich unseren Wohlstand erarbeiten. Und wir wollen eine
Stadt sein, in der erfahrene Menschen ihr Wissen weiter geben und
gern ihren Lebensabend verbringen möchten. Wir
laden alle ein, Nordhäuser zu werden, die unsere Ziele teilen und
ebenso gerne hier in der fast elfhundertjährigen Stadt leben wollen
wie wir selbst.
John
F. Kennedy soll einmal gesagt haben: „Einen Vorsprung im Leben hat
jener, der das anpackt, worüber die anderen erst einmal reden.“
Und
obwohl ich dieser Aussage hundertprozentig zustimme, möchte ich Sie
jetzt, sehr geehrte Damen und Herren, doch davon abhalten, sofort
anzupacken
und
Sie stattdessen bitten, den weiteren Abend hier in unserer tollen
Hochschule mit netten und fröhlichen Gesprächen zu verbringen.
Ich
persönlich freue mich sehr auf dieses Jahr voller Arbeit und
hoffentlich vielen Erfolgen und bin schon sehr gespannt auf die
Zusammenarbeit mit Ihnen.
Erheben
Sie bitte mit mir die hoffentlich mehr als halb vollen Gläser und
lassen Sie uns anstoßen auf ein friedliches und erfolgreiches Jahr
für die Stadt Nordhausen
und
ein glückliches, gesundes und erfülltes Jahr für uns alle!
Vielen
Dank.
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