Die
Ankündigung zur gestrigen „Kunst & Kaffee“-Veranstaltung kam
zwar etwas spät, doch ist der Freundeskreis des Kunsthauses
Meyenburg inzwischen so groß, dass man um Besucher zu den
Veranstaltungen nicht unbedingt besorgt sein muss. Und so verlief der
Nachmittag zum Thema „Email-Kunst“ ebenso informativ wie
unterhaltsam.
Es
war diesmal eine Gemeinschaftsveranstaltung von Kunsthaus Meyenburg
und des Fördervereins des Kunsthauses. Deren Leiterin,
Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, sich nach der Begrüßung der
Gäste und den einführenden Gesprächen recht offen für die Wünsche
der Besucher zeigte, angesichts der vorgesehenen Führung durch die
Ausstellung „Metall + Email 4“ am Sonntag, den 02. Juni diesmal
das Aufkommen des Werkstoffes Email zu erklären. Um dann mit dieser
Kenntnis an der sonntäglichen Führung teil zu nehmen. Zu dieser
„Sesshaftigkeit“ könnte allerdings auch das Angebot an Kuchen
beigetragen haben, diesmal gesponsert vom Immobilien-Service, Frau
Karin Ertmer (Mitglied des Kunsthaus Meyenburg Fördervereins), das
im Kellercafé zum Kaffee angeboten wurde. Und das Zuhören recht
annehmlich werden ließ.
Nachdem
sich im Vorfeld zwar die Kunsthistorikerin und der Vorsitzende des
Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka, mit seiner Frau Hannelore in
einem Sondierungsrundgang zunächst auf das vorgesehene Programm
eingestimmt hatten, entsprach dann der folgende Ablauf offensichtlich
weitgehend den geäußerten Erwartungen der Teilnehmer.
Also
informativ, aber nicht allzu technisch. Was die Kunsthistorikerin
ihren Zuhörern an Wissen zum Werkstoff Email offerierte, war mehr
eine erweiterte Präzisierung dessen, was sie in ihren Laudatien zu
der Ausstellung Lutz-Martin Figullas „Metall + Email III“ am 05.
März in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen und am 17. Mai zu
„Metall + Email 4“ im Kunsthaus vorgetragen hatte. Begrenzt
natürlich auf die Geschichte und Herstellung des Emails. So erfuhr
man als Zuhörer, dass die ältesten Emaillearbeiten aus Grabfunden
der Mykene-Zeit um 1800 v. Chr. bekannt sind. Damals wurden
Goldplatten emailliert. Einen ersten Höhepunkt erreichte die
Emailtechnik bei den Kelten, die sie in ihrem Kunsthandwerk über
1200 Jahre bis 800 n. Chr. verwendeten. Spannend hörte sich die
Beschreibung der keltischen Emailtechnik des Griechen Philostratos
(170 - 249 n. Chr.)an: "Die Barbaren am Ozean gießen Farben auf
glühendes Erz. Die Farben gerinnen dann und werden hart wie Stein."
Meist
wurden Gürtelschnallen, Ketten und vor allem emaillierte Fibeln
hergestellt, die keine besondere Kostbarkeit, sondern wichtiges
Bekleidungsaccessoire der Bevölkerung waren. Emailleerzeugnisse
wurden aber nicht nur für den eigenen Bedarf produziert, sondern
auch in andere Provinzen exportiert. Der Begriff Email aus dem
Französischen stammt und Schmelz bedeutet. Email ist eine
anorganische, glasartige Masse, die bei Temperaturen über 550 °C
meist auf Metall oder Glas aufgeschmolzen wird und mit diesem eine
feste, fast unlösbare Verbindung eingeht. Das technische Verfahren
der Emaillierung ist auch heute noch äußerst kompliziert, ließ die
Kunsthistorikerin wissen.
Damit
streifte sie dann aber doch die technische Seite der Herstellung des
Emails, das also in der Natur als solches nicht vorkommt, aber
vollkommen aus natürlichen Rohstoffen besteht. Bei hohen
Temperaturen werden die Rohstoffe Quarz, Feldspat, Soda, Borax,
Aluminiumoxid und andere Metalloxide zu Email-Fritten geschmolzen.
Diese sind die Grundstoffe,die man zum Emaillieren braucht.
Die
weiteren detaillierten Ausführungen Hinschings werden hier
übergangen, sie interessierten ja wohl doch mehr ihre unmittelbaren
Zuhörer. Jedenfalls eignen sich als Trägermaterial vor allem Stahl,
Gußeisen, Aluminium und Edelstahl. Stahl ist dabei wohl das
wichtigste Basismaterial. Die fertige Emailschicht ist durchweg
spröder als das darunter liegende Metall, wodurch die Gefahr
besteht, dass sie bei unsachgemäßer Behandlung reißen oder
springen kann. Darüber hinaus muss das Email einen deutlich
niedrigeren Schmelzpunkt besitzen als das Trägermaterial. Die
Farbpigmente dürfen sich durch die notwendige Hitzeentwicklung nicht
zersetzen. Also ist nicht nur künstlerische Kreativität gefragt,
sondern auch chemische Grundkenntnisse und handwerkliches Können.
Die Kunsthistorikerin leitete damit über zum Atelier auf Ludwigshall
des Künstlers Lutz-Martin Figulla in Wolkramshausen, in dem
regelmäßig Workshops stattfinden. Und Interessenten durch Teilnahme
die Verarbeitung des Emails und deren künstlerische Gestaltung
praktisch kennenlernen können.
Die
Fachfrau in Sachen Kunst(-materialien) veranschaulichte ihren Vortrag
durch Kunstwerke aus der aktuellen Ausstellung „Metall + Email 4“
von Lutz-Martin Figulla, Martin Schulze, Dietmar Sauer und Annemarie
Timmer. Und regte danach zur weiteren Erörterung dieses Themas an. Tatsächlich entspannen sich auch wirklich in gelöster Atmosphäre an den
Tischen mit seinem verlockenden Kuchenangeboten rege Unterhaltungen.
Mit dem auf so unterhaltsame Art erworbenen Wissen um den Werkstoff
Email dürfte die am Sonntag um 15 Uhr stattfindende Führung durch
die Ausstellung durch die Kunsthistorikerin auf einer recht
fundierten Wissensgrundlage stattfinden. Mitglieder des Fördervereins
und Kunstinteressenten sind herzlich eingeladen.
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