Zum dritten bundesweiten Aktionstag
"Kultur gut stärken" am gestrigen 21. Mai 2013 waren
bundesweit rund 300 Veranstaltungen gemeldet. Der Aktionstag wird
seit 2011 vom Deutschen Kulturrat mit Unterstützung der Deutschen
UNESCO-Kommission anlässlich des UNESCO-Welttages zur kulturellen
Vielfalt ausgerufen. Ausstellungen, Lesungen und Konzerte sollen die
kulturelle Vielfalt in Deutschland sichtbar machen und ein deutliches
Zeichen gegen Kulturabbau setzen. Dieses Jahr steht der Welttag unter
dem Motto "Kulturelle Bildung für Alle".
„Wer im Chor singt, auf der
Theaterbühne steht oder in einer Band spielt, erlebt sich immer
wieder neu. Wir brauchen überall Orte, die zur Teilnahme am
kulturellen Leben unserer Gesellschaft einladen", hatte Dr.
Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission
anlässlich dieses Aktionstages gesagt und festgestellt: „Museen,
Theater, Bibliotheken, Orchester, Chöre, Musikschulen, Kulturzentren
und viele andere sind Träger und Ausdruck einer vielfältigen und
lebendigen Kulturlandschaft. Der bundesweite Aktionstag ist eine
tolle Chance, den Stellenwert von kultureller Vielfalt in unserem
Land sichtbar zu machen."
Angemerkt sei hier, das Kulturverbände aus ganz Deutschland - ob sie die Musik, die Architektur, den Tanz oder die Literatur betreffen - auf bundesweiter Ebene im Deutschen Kulturrat organisiert sind. Der Deutsche Kulturrat bildet eine Art Schnittstelle zwischen Kultur und Politik.
Angemerkt sei hier, das Kulturverbände aus ganz Deutschland - ob sie die Musik, die Architektur, den Tanz oder die Literatur betreffen - auf bundesweiter Ebene im Deutschen Kulturrat organisiert sind. Der Deutsche Kulturrat bildet eine Art Schnittstelle zwischen Kultur und Politik.
Nordhausen als „Stadt der Vielfalt“
kann ja in diesem Zusammenhang für sich in Anspruch nehmen, über
nahezu alle diese gerade genannten kulturellen Einrichtungen und
Initiativen zu verfügen, die laufend Programme bieten, die allen
Ansprüchen gerecht werden. Und das Kunsthaus Meyenburg unterstrich
gerade wieder mit der am Freitag eröffneten Ausstellung „Metall +
Email 4“ seinen Anspruch als kulturelles Zentrum Nordthüringens.
Die gestrige Lesung als Beteiligung an dem genannten Aktionstag
wurde vom Förderverein des Kunsthauses initiiert und fand im Keller
des Kunsthauses statt, der inzwischen offenbar ständiger
Veranstaltungsort des Fördervereins ist.
Thema der Lesung, die von der
Chefdramaturgin des Theaters Nordhausen, Dr. Anja Eisner geboten
wurde, war der Aufenthalt des französischen Malers Claude Monet in
Venedig in der Zeit von September bis Dezember 1908. Aufgezeichnet in
Tagebuchform von Monets zweiter Frau Alice. Ein kurzer Zeitabschnitt,
der aber doch eine Einschätzung der Lebens- und Geisteswelt des
Paares zu damaliger Zeit ermöglicht. Und eine kurze Phase des
Schaffens Monets wiedergibt. Nichts Spektakuläres aber hervorragend
gelesen von Anja Eisner. Die emotional das ersetzte, was den
Aufzeichnungen an Spannung fehlte. Die computergestützte
Bildwiedergabe tat ein übriges, um Vorstellungen zu vermitteln, was
Monet in jener Zeit als Maler in Venedig in Angriff nahm und
schaffte.
Immerhin erläuterte Anja Eisner zuvor
zu Monet selbst, dass dessen erste Gruppen-Ausstellung
1874 im Atelier des Fotografen Nadar
am Boulevard des Capucines
in Paris stattfand. Und angelehnt an den Titel des ausgestellten
Werkes Impression – Sonnenaufgang,
das Monet 1872 in Le Havre zusammen mit anderen Bildern gemalt hatte,
wurde diese Ausstellung durch den Kritiker Louis Leroy damals in der
Zeitschrift „Le Charivari“ abwertend als „Die Ausstellung der
Impressionisten“ bezeichnet. So wurde der Begriff des
Impressionismus,
der erst spöttisch von Kritikern, in der Folge auch von den
Künstlern selbst verwandt wurde, durch dieses Bild Monets begründet.
Dazu sollte man nun wissen, dass der
Impressionist Claude Monet als Lesethema gewählt wurde, weil sein
eigentlicher Wohnort Giverny in der Normandie liegt und der Kunsthaus
Meyenburg-Förderverein mit dem Erlös dieser Lesung ein besonderes
Projekt unterstützt, mit dem Jugendliche aus Deutschland und
Frankreich die Reste einer grauen Vergangenheit – gemeint sind die
teils gewaltigen Trümmer der Bunkeranlagen in der Normandie –
farbig gestalten wollen. Dazu heißt es in einer Beschreibung dieses
Projektes, dass die Bunker an der Atlantikküste für das stehen, was
der Idee von einem vereinten Europa noch immer entgegensteht:
betonköpfige Menschenverachtung, Nationalismen, Festungsdenken,
Abschottung, ideologische Stereotype, Feindbilder, Rassen- und
Größenwahn. Das Projekt ist ein Impuls, um der Einigung Europas
eine weitere kulturelle Komponente zu geben, Kulturdiskussionen zu
führen, die ein Bild vom Zukünftigen entstehen lassen.
70 Jahre haben diese Unwesen auf dem
Buckel. Zuerst der Stolz der Besatzer, unüberwindlich, Sperre für
den Angreifer, 3000 km lang – bis zur ersten Granate. Dann im
Granatenhagel zerbarsten so sicher geglaubte Wände, alles zermalmt,
Menschen sterben schon am Luftdruck bei der Detonation der
Riesengranaten aus den Schlünden der Kriegsschiffe. Nach dem
Bombardement – Abschlachten auf kürzester Distanz,
sechszehnjährige Soldaten, tagelanges Wüten. Übrig blieben die
grauen Dinosaurierskelette. Dazwischen – immer auf Sichtweite –
wie Feuertürme der Römer zerfestzte Stahlbeton-Megalithe.
Zeitzeugen einer Periode des Irrsinns in 3000 km Länge vom
militärischen Größenwahn, von Angst in den Sand gesetzt.
Ausharrend seit 70 Jahren – weitere 1000 Jahre noch erkennbar, wenn
sie nicht vom Menschen Stück für Stück mit Kompressoren zernagt
werden.
Es geht dabei konkret um die Initiative
„Erinnerung in Farben e.V.“ von Magdeburger Schülern, die in der
Normandie, zusammen mit Schülern aus Frankreich vorbereitete
Stoffbahnen an Bunkern und Kasematten bemalen und präsentieren
wollen. Die Schirmherrschaft des Projektes haben übernommen: der
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg (Sachsen-Anhalt),
Dr. Putz Trümper und der Bürgermeister der Gemeinde Néville-sur-Mer
an der Atlantikküste, in der sich wesentliche Teile der
Bunkeranlagen befinden. In beiden Regionen engagieren sich mehrere
Künstler verschiedenen Genres in dem Projekt. Und dieses Projekt
also will der Kunsthaus Meyenburg-Förderverein unterstützen.Sei
abschließend bemerkt, dass Dr. Anja Eisner für ihren Lesebeitrag
für dieses Projekt neben den verdienten Beifall der Zuhörer ein
Präsent des Förderverein-Vorsitzenden Dr. Wolfgang Pientka erhielt,
entsprechend der Qualität der Lesung aus dem inzwischen
angewachsenen Weinbestand des Vereins. Auch der gehört ja zur
kulturellen Stärkung.
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