Bundesweit natürlich, wie die
überregionalen Medien in Wort und Bild berichteten. Und Bilder waren
in diesem Fall schon wichtig, um sich vergewissern zu können, dass
es tatsächlich Städte gab, in denen es noch
Kundgebungen und
Demonstrationen mit einigen hundert Teilnehmern gab. Weil sich mir
unwillkürlich zum Vergleich die Vorstellung vom Geschehen in
Nordhausen aufdrängte. Da nämlich sah ich nur einen Menschen, der
den Anschein eines Demonstranten machte.
Ich bin auch dabei ansonsten und im
wesentlichen auf die in den Zeitungen erschienenen Berichte
angewiesen, weil ich zwar frühzeitig zum Rathausplatz kam, aber
diesen wieder verließ, bevor der Hauptredner Matthias Altmann,
Gewerkschaftssekretär der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
ans Mikrofon trat. Und ich verließ die Veranstaltung nicht etwa,
weil ich Repressalien von irgend einer Seite befürchtete, sondern
weil mein gewerkschaftliches Bewusstsein, das ich einmal besass,
soweit nachgelassen hat, dass ich bestenfalls noch ein
jurnalistisches Interesse an dieser Veranstaltung habe. Über die
„meine“ Gewerkschaft (Verdi) sogar verwundert ist.
Und das hat Gründe. Bevor ich aber
darauf eingehe, wundert mich etwas anderes mehr in diesem
Zusammenhang: in den Kommentaren der Internet-Zeitung zum Geschehen
an diesem 1. Mai finde ich Bemerkungen von Repressalien, die jene
befüchten müssten, die sich „zu offensichtlich“ oder auffällig
zur Gewerkschaft bekennen. Ähnlich lautet ja auch die Begründung
derer, die sich bei Kommentaren hinter Pseudonymen verstecken. Als
unbefangener Leser stellt sich da leicht und unwillkürlich die
Vorstellung ein, dass man inzwischen schon wieder in einem Staat
leben würde, in dem man bespitzelt und als Arbeitnehmer mit
Repressalien zu rechnen hat, wenn man sich gewerkschaftlich (oder als
Kommentator mit vollen Namen) engagiert. Ich halte das weitgehend für
unbegründete, vorgeschobene Behauptungen. Die immerhin bequem sind.
Und zu meiner persönlichen Einstellung
zur Gewerkschaft: früher, und solange es eine IG Medien gab,
identifizierte ich mich als Mitglied mit ihr. Mit der Absorbierung
durch Verdi verflachte das Profil der IG Medien. Ich erhielt seit
jenem Vorgang nie eine Einladung von Verdi zu einer Versammlung oder
Veranstaltung. Und die Beantragung des jährlich zu erneuernden
Presseausweises stößt auf altersbedingte Verwunderung und sogar
Befremden. Warum also sollte ich dann trotz Mitgliedschaft noch
engagiert sein!?
Die „Thüringer Allgemeine“
schreibt von „rund 200 Zuhörern“, die es zum Zeitpunkt meines
Weggangs noch nicht waren. Und die da waren, hielten einen gehörigen
Abstand zum Bühnen-LKW. Vielleicht auch, um nicht in „falschen“
Verdacht einer zu großen gewerkschaftlichen Nähe zu geraten. Der
eigentliche Zulauf muss also wohl erst später eingesetzt haben.
Immerhin aber war die Szenerie umrahmt
von Ständen der Einzelgewerkschaften, des DGB und nahezu aller
etablierten Parteien. Deren Vertreter untereinander doch recht
kollegialen Umgang pflegten. Und das war ja nun schon wieder für
manche Kommentatoren der Internetzeitung eine „verdächtige“
Annäherung. Man findet doch eigentlich in jeder Suppe Haare. Wenn
man sie nur sehen will. Um 13 Uhr hörte ich mir jedenfalls die
Ansprache des DGB-Chefs Michael Sommer an. Und war mit mir doch
wieder zufrieden.
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