Freitag, 3. Mai 2013

Hunderttausende demonstrierten am 1. Mai


Bundesweit natürlich, wie die überregionalen Medien in Wort und Bild berichteten. Und Bilder waren in diesem Fall schon wichtig, um sich vergewissern zu können, dass es tatsächlich Städte gab, in denen es noch
Kundgebungen und Demonstrationen mit einigen hundert Teilnehmern gab. Weil sich mir unwillkürlich zum Vergleich die Vorstellung vom Geschehen in Nordhausen aufdrängte. Da nämlich sah ich nur einen Menschen, der den Anschein eines Demonstranten machte.
Ich bin auch dabei ansonsten und im wesentlichen auf die in den Zeitungen erschienenen Berichte angewiesen, weil ich zwar frühzeitig zum Rathausplatz kam, aber diesen wieder verließ, bevor der Hauptredner Matthias Altmann, Gewerkschaftssekretär der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ans Mikrofon trat. Und ich verließ die Veranstaltung nicht etwa, weil ich Repressalien von irgend einer Seite befürchtete, sondern weil mein gewerkschaftliches Bewusstsein, das ich einmal besass, soweit nachgelassen hat, dass ich bestenfalls noch ein jurnalistisches Interesse an dieser Veranstaltung habe. Über die „meine“ Gewerkschaft (Verdi) sogar verwundert ist.
Und das hat Gründe. Bevor ich aber darauf eingehe, wundert mich etwas anderes mehr in diesem Zusammenhang: in den Kommentaren der Internet-Zeitung zum Geschehen an diesem 1. Mai finde ich Bemerkungen von Repressalien, die jene befüchten müssten, die sich „zu offensichtlich“ oder auffällig zur Gewerkschaft bekennen. Ähnlich lautet ja auch die Begründung derer, die sich bei Kommentaren hinter Pseudonymen verstecken. Als unbefangener Leser stellt sich da leicht und unwillkürlich die Vorstellung ein, dass man inzwischen schon wieder in einem Staat leben würde, in dem man bespitzelt und als Arbeitnehmer mit Repressalien zu rechnen hat, wenn man sich gewerkschaftlich (oder als Kommentator mit vollen Namen) engagiert. Ich halte das weitgehend für unbegründete, vorgeschobene Behauptungen. Die immerhin bequem sind.

Und zu meiner persönlichen Einstellung zur Gewerkschaft: früher, und solange es eine IG Medien gab, identifizierte ich mich als Mitglied mit ihr. Mit der Absorbierung durch Verdi verflachte das Profil der IG Medien. Ich erhielt seit jenem Vorgang nie eine Einladung von Verdi zu einer Versammlung oder Veranstaltung. Und die Beantragung des jährlich zu erneuernden Presseausweises stößt auf altersbedingte Verwunderung und sogar Befremden. Warum also sollte ich dann trotz Mitgliedschaft noch engagiert sein!?

Die „Thüringer Allgemeine“ schreibt von „rund 200 Zuhörern“, die es zum Zeitpunkt meines Weggangs noch nicht waren. Und die da waren, hielten einen gehörigen Abstand zum Bühnen-LKW. Vielleicht auch, um nicht in „falschen“ Verdacht einer zu großen gewerkschaftlichen Nähe zu geraten. Der eigentliche Zulauf muss also wohl erst später eingesetzt haben.

Immerhin aber war die Szenerie umrahmt von Ständen der Einzelgewerkschaften, des DGB und nahezu aller etablierten Parteien. Deren Vertreter untereinander doch recht kollegialen Umgang pflegten. Und das war ja nun schon wieder für manche Kommentatoren der Internetzeitung eine „verdächtige“ Annäherung. Man findet doch eigentlich in jeder Suppe Haare. Wenn man sie nur sehen will. Um 13 Uhr hörte ich mir jedenfalls die Ansprache des DGB-Chefs Michael Sommer an. Und war mit mir doch wieder zufrieden.

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