Dienstag, 2. Oktober 2012

Wo liegt nur das Problem?


Diese Frage beziehe ich neuerdings auf meine geistige Aufnahmefähigkeit und Flexibilität im Verhältnis zu den Themen, die tagtäglich auf einen engagierten und interessierten Menschen eindringen. Nämlich dann, wenn er es nicht damit bewenden lassen will, sie lediglich zur Kenntnis zu nehmen, sondern zumindest auch versucht, sie zu überdenken und auszuloten, ob sie mit der eigenen Auffassung in Einklang zu bringen sind. Oder auch nicht.

Ein sehr aktueller Vorgang lässt mich die Frage nach dem Problem dabei stellen: der 30. Jahrestag des Amtsantritts als Bundeskanzlers von Helmut Kohl. Das mag für jemanden, der das liest, vermessen klingen, denn was habe ich schon mit Helmut Kohl zu tun? Die Antwort ist eigentlich banal und sehr subjektiv: Helmut Kohl ist gerade mal vier Wochen älter als ich. Und die anlässlich dieses Festaktes gezeigten Bilder drängen mir die Überlegung auf, ob oder inwieweit ich seine Erscheinung und Darstellung auf mich beziehen muss!? In der „Süddeutschen Zeitung“ wird er als „Alter Mann...“ apostophiert, was durch seine Erscheinung meines Erachtens bestätigt wird. Und wenn ich seine kurze Ansprache anlässlich dieses Festaktes rekapituliere, frage ich mich schon, ob es insoweit Parallelen gibt!?

Ich lasse diese Frage (natürlich) offen, fühle mich aber doch angeregt, selbstkritisch damit umzugehen. Und zu überlegen, ob es da noch Potenziale oder Reserven gibt, die ich aktivieren kann?

Und damit komme ich zu der eingangs gestellten Überlegung. Weil ich den Eindruck habe, dass manche Themen oder Probleme an mit vorbeiziehen wie ein ablaufender Film. Und ich keine Möglichkeit finde, irgendwo einzuhaken oder ihn anzuhalten, um eine eigene Einstellung dazu zu bekommen. Das trifft etwa auf so unterschiedliche Themen zu wie der (Dauer-)Problematik der rechtsextremen NSU ebenso wie auf das Betreuungsgeld, auf die Euro-Krise wie auf die Gorleben-Erkundung. Bevor ich zu überlegen vermag, wie man sich dazu stellen kann oder muss, gibt es neue Mitteilungen und Überlegungen dazu und der Film läuft weiter. Verzettle ich mich, lässt meine geistige Flexibilität nach oder liegt es an den Themen, deren Vielzahl und dauernder Fortführung? Dabei brauche ich noch nicht einmal versuchen, mich mit Themen der wirklich großen Politik zu befassen, aber „verbandelt“ ist ja doch alles, sobald man über den Tellerrand der lokalen Geschehnisse hinaus schaut.

„Osten liegt weiter denn je hinter dem Westen zurück“ titelte am Mittwoch vergangener Woche die „WELT“. Und das ist nun mal ein Thema, das einen zumindest vorläufigen Abschluss gefunden hat, denn es ist ein Thema – wie viele andere auch – das heute aktuell und schon Tage später in den Hintergrund gerückt ist. Und wie die WELT argumentieren andere große Zeitungen über das Gefälle im Wohlstand von West nach Ost. Manfred Grund, ostdeutscher Bundestagsabgeordneter meint zwar, dass man das so sehen könne wie in gemeinten Zeitungen beschrieben, stellt aber seine eigene Einschätzung dagegen.

Die sich deutlich von denen der meist westdeutschen Zeitungen unterscheidet, denn er meint, dass die wirtschaftliche Angleichung auch in der Krise nicht unterbrochen worden ist! Es sind Änderungen an der statistischen Ermittlung vorgenommen worden, die zu den sinkenden Werten für den Osten geführt haben. Doch selbst wenn der Angleichungsprozess gegenüber dem letzten Jahr prozentual niedriger bewertet wird, ist die absolute Wirtschaftskraft Ost größer als vor einem Jahr. Dies ist ein Phänomen, dass auch schon beim „Armuts- und Reichtumsbericht“ vor wenigen Tagen auftrat: Die Spreizung der Einkommen ist größer geworden und trotzdem haben wir alle mehr: sowohl die „Reichen“ als auch die „Armen“ beziehen höhere Einkommen als noch vor zwölf Monaten.
Auch diese Zahl muss beachtet werden: Während der Osten nur 71 Prozent der Wirtschaftsleistung der alten Bundesländer erreicht, stehen die Lohneinkommen bei 85 Prozent des Westwertes, die Renten bei 89 Prozent.
Natürlich sind Privatvermögen 2012 noch immer ungleich zwischen Ost- und West verteilt. Dies erklärt sich aus der unterschiedlichen historischen Ausgangslage. Heute kommt ein durchschnittlicher ostdeutscher Haushalt auf 55.000 Euro Immobilien- und Geldvermögen. Das entspricht zwar nur 42 Prozent des Betrages der westdeutschen Haushalte. Aber vor 14 Jahren betrug der Wert nur 35 Prozent.
Die Leistungen der Grundsicherung sinken kontinuierlich. Der Ost-Wert lag zu Jahresbeginn mit 11,9 Prozent fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland mit 6,4 Prozent. Der Anteil ist von 14,3 Prozent im Juni 2007 stärker gesunken als der Anteil in Westdeutschland, der damals 7,1 Prozent betrug. Die Zahl erwerbsfähiger Langzeitarbeitsloser sank im Osten von 1,8 auf 1,5 Millionen, mithin 19 Prozent, im Westen von 3,3 Millionen auf drei Millionen (~ 10 Prozent).
Alles in allem bleibt ein positives Fazit zu ziehen. Allerdings ist der „Aufbau Ost“ noch nicht am Ende angekommen. Ziel muss sein, eine selbsttragende Wirtschaftsstruktur in den neuen Ländern zu schaffen. Noch dominieren im Osten zu kleinteilige Wirtschaftsstrukturen, wird zu wenig auf wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung gesetzt und setzen die kleinen und mittelständischen Unternehmen noch zu wenig auf Exporte.Soweit MdB Manfred Grund.
Und das lässt mich nun doch mal ruhig überlegen, wie man sich dazu zu stellen hat. Und ich denke, so langsam bekomme ich meine Denke wieder in den Griff. Mal sehen, wie es weiter geht. Mit dem Aufschwung Ost und meinem Denkvermögen.

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