Sonntag, 14. Oktober 2012

Die Zeichen mehren sich . . .


die mir bewusst werden lassen, wie entbehrlich man doch in der Welt ist. Das klingt nach Bitternis, die es aber nicht sein soll. Dagegen empfinde ich eine Art Ironie oder gar Zynismus, dass diese Zeichen von einer Seite kommen, von der ich es eigentlich nicht erwartete. Ich will das hier nicht weiter ausführen um mich nicht selber zu verdächtigen, in Selbstmitleid verfallen zu wollen. Zumal es ja noch Betätigungsfelder gibt, die mir die Möglichkeit geben, Profil zu zeigen. Ein von mir sehr geschätzter Kollege empfahl mir, nicht mehr alles machen zu wollen. Das tue ich doch eigentlich schon lange nicht mehr. (Wenn diese Empfehlung auch in eine andere Richtung gemeint ist.) Ich nehme sie aber als Gelegenheit, die gemeinte Richtung in meinem Sinne zu ändern. Damit soll es hier sein Bewenden haben. Es reicht, wenn ich selber weiß, was gemeint ist.

Am Freitag fand im Audimax der Fachhochschule eine Graduiertenfeier statt, während der sowohl Bachelor- wie Masterabsolventen der verschiedenen Studiengänge ihre Zeugnisse erhielten und verabschiedet wurden. Ich war der Einladung gefolgt und nahm daran teil, um zu berichten, wie das angeregt worden war. Auch diese Veranstaltung nahm einen Verlauf, der mich bewusst werden ließ, dass meine Verfassung nicht mehr reicht, um mit anderen in Bezug auf körperliche Flexibilität mithalten zu können. Auch wenn, oder gerade weil sich diese anderen darauf beschränken (müssen), den Verlauf bildlich festzuhalten. Das reicht allerdings, um mein eigenes Sichtfeld empfindlich zu beeinträchtigen.

Ich beschränke mich deshalb hier auf Auszüge der Festansprache des Präsidenten der Fachhochschule, Prof. Dr. Jörg Wagner, die er nach dem musikalischen Auftakt hielt. Und die er mit einem Zitat von Antoine de Exupèry begann: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“. Um dann den Absolventen zu bestätigen, dass sie in ihrer Studienzeit solides und umfassendes Wissen, jeweils in ihrem Studienfach, vermittelt bekamen. Und ihnen damit der Weg ins Berufsleben offen steht. Wobei die bisherige Erfahrung zeige, dass etwa die Hälfte der Absolventen in einem Umkreis von 50km um die Fachhochschule bleibt, während die andere Hälfte anderswo in Deutschland oder weltweit eine berufliche Karriere beginnt. Wobei der Hochschulpräsident die zunehmende Internationalität sowohl deutscher Wirtschaftsräume als auch die der anderen Länder hervorhob, die sich gut ausgebildeten Fachkräften erschließt. „Aber“, so der Präsident, „eines kann ich Ihnen jetzt schon sagen: Sie sind von uns zwar gut ausgebildet worden, aber dieses Wissen reicht nicht für den gesamten Berufsweg. Sie werden öfter in die Verlegenheit kommen, sich weiterbilden zu müssen...Das, was Sie heute gelernt haben, ist der Stand der Dinge, natürlich auch mit einigen Zukunftsperspektiven, aber wir wissen nicht, wohin die Entwicklung führt, wo die Gesellschaft in zehn Jahren stehen wird. Es wird Veränderungen geben und Sie sind selber ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft und Sie haben die Möglichkeit, diese Veränderungsprozesse mit anzustoßen, zu gestalten und zu moderieren...“ Prof. Wagner zitierte dann Seneca, der einmal gesagt habe: „Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Und animierte damit die zuhörenden Absolventen, auch mal ein Wagnis und ein Risiko einzugehen... auch ideell.“

Damit soll es hier sein Bewenden haben. Der Hochschulpräsident erläuterte dann zwar noch dem Dogmatismus in seiner Denk- und Verhaltensform und -weise, auf die ich aber aus sensiblen Gründen nicht mehr eingehe. Die Rede des Professors war außerordentlich ausführlich, überaus anschaulich und bedenkenswert. Für die Graduierten aber auch in gewisser Weise für mich.

Ich weiß zunächst einmal nichts mit seiner Feststellung anzufangen,„Sie werden öfter in die Verlegenheit kommen, sich weiterbilden zu müssen.“ Warum „Verlegenheit“? Weiterbildung ist heutzutage eine elementare Notwendigkeit, die sich nicht aus einer Verlegenheit heraus ergibt, sondern eben aus dem systematischen Bestreben, mit der beruflichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten.

Zum anderen erinnerte ich mich während der Rede des Präsidenten an einen kürzlich gelesenen Artikel in einer Zeitung, in der es hieß: Viele Angsthasen, wenig Unternehmergeister. Deutschlands Studenten eint ein gemeinsames Ziel: die Festanstellung. Eine Unternehmensgründung wagen die wenigsten. Es wurde beklagt, dass Hochschulen interessiert sind, möglichst schnell dem Arbeitsmarkt zunächst einmal Bachelors zuzuführen. Unternehmensgeist aber wird dort kaum angeregt und entwickelt. Nun weiß ich zwar - auf die Fachhochschule Nordhausen bezogen - dass die Studienzeit für Bachelors durchweg von sechs auf sieben Semester verlängert wurde, aber Wagnisbereitschaft für Unternehmensgründungen scheint auch dort nicht vermittelt zu werden. Obwohl ja Prof. Wagner in seiner Rede von gewissen Wagnissen sprach, zu denen die Absolventen Mut haben sollten. Dass sich die aber auf Unternehmensgründungen beziehen könnten, kam dabei nicht zum Ausdruck. Und das ist eigentlich schade, wie ich meine.

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