Mittwoch, 10. Oktober 2012

Kunst als Mittel zum Zweck?


Wären gestern in der Galerie der Kreissparkasse nicht die Stuhlreihen gewesen wie bei Vortragsveranstaltungen üblich, hätte man leicht annehmen können, es würde eine Date- Party gefeiert werden: der Boden war übersät mit Herzen in roten und rosa Farben und das passte eigentlich zum Motto der Veranstaltung: „Auf der Suche nach Liebe“. Tatsächlich aber das der Titel der Kunstausstellung, die an diesen Abend eröffnet wurde.

Sechs russischen Künstlern ist diese Ausstellung gewidmet, die auf Vermittlung der Kuratorin Nina Modowina zustande kam und die auch die dafür nötigen Vorbereitungen getroffen hatte. Und wie sich alsbald zeigte, war die Akzeptanz durch das Nordhäuser Publikum ganz beachtlich.

Den Auftakt bildete der Liedermacher Ronald Gäßlein mit einigen seiner Kompositionen, denen Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Nordhausen, der die Gäste begrüßte und eine erste Einführung in die Ausstellung gab. Dass er nach wie vor an dieser Übung festhält wird allgemein geschätzt, hatte man doch vermutet, dass er mit der Übernahme der Vorstandschaftschaft diese Übung aufgeben würde.

In seiner Begrüßung hob er besonders die Kuratorin hervor, die die Künstlergruppe ebenso wie deren Arbeiten auswählte. Ständige Besucher der Ausstellungen erinnern sich dabei, dass einzelne der Künstler – wie etwa Olga Kowtun – schon in früheren Jahren in der Galerie ausstellten. Bedauert wurde allerdings in diesem Zusammenhang, dass nur einer – nämlich Waldemar Weimer – bei der Vernissage anwesend war. Der allerdings mit einer ganz beträchtlichen Anzahl an Bildern – und einigen sehr markanten – vertreten ist. Auch ihn galt das Willkommen Asches und schließlich auch dem Laudator Uwe Koch.

Nun fällt es als Berichterstatter zwar nicht schwer, diese Ausstellung nach Bildern, Collagen und Installationen zu beschreiben und auch die Techniken zu benennen, in denen die ilder ausgeführt sind. Über Motivation und Anliegen der Künstler zu ihren Exponaten im Zusammenhang mit dem Titel der Ausstellung deutliche Aussagen treffen zu wollen, dagegen sehr. Es kann nur ein Versuch sein.

Dieser Titel lautet also, wie erwähnt „Auf der Suche nach Liebe“ Es sind Exponate, Malereien und Grafiken, in unterschiedlicher Größe und Techniken ausgeführt (Mischtechnik, Öl auf Leinwand, Acryl auf Karton uam.) Collagen und Installationen, künstlerisch ausgeführt und dargestellt. Sie alle haben das gleiche Anliegen. Bevor darauf näher eingegangen wird, sei angemerkt, dass es bisher in der Galerie der Kreissparkasse wenig Ausstellungen gegeben hat, die in mir derart viele Assoziationen und nachdenkliche Gedanken geweckt haben.

Es sei mir auch nachgesehen, dass ich mich bei der Einschätzung all dessen, was da ausgestellt ist, weniger an der Laudatio des Uwe Koch orientiere, als an der Einführung zu dieser Ausstellung durch Wolfgang Asche. Der immerhin über ein profundes Kunstverständnis und -wissen verfügt. Und ich orientiere mich deshalb an ihm, weil Uwe Koch im Grunde gar keine Laudatio hielt, sondern einen halbstündigen Vortrag, in dem er mehr einen Kreis zog zwischen Physik und Philosophie. Einen guten Vortrag übrigens, wie ich meine, der aber nach Inhalt, Niveau und allgemeinem Verständnis beträchtlich von einer Laudatio abwich. Und über eine solche hinausging. Und einer gesonderten Erörterung wert wäre.

Trotzdem: Koch begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass derjenige, der sucht, einen Mangel hat. Das mag so sein, womit dann aber alles, das er dafür einsetzt, zweckbestimmt sein dürfte. Verliert dann aber das künstlerische Mittel, das hier dafür eingesetzt ist, nicht an seinem eigentlichen Wert?

Wolfgang Asche dagegen zitierte in seiner Einführung die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Ingrid Mössinger, die da meint: „Durch Kunst ergibt sich zwangsläufig eine Annäherung. Die Kunst hat etwas übergreifendes, grenzüberschreitendes. Sie ist ein schöner Anlass, sich zu treffen.“ Auch bei ihr war Anlass dieser Feststellung eine bemerkenswerte Ausstellung russischer Künstler im Frühjahr dieses Jahres.

Asche wies dann auf das Motto dieser Ausstellung hin, unter dem die Arbeiten ausgewählt wurden und führte dazu sinngemäß aus, dass uns dieses Thema doch im Grunde ein Leben lang beschäftigt: sowohl als Kind, als auch als Erwachsene sind wir auf der Suche. Und auch er weist darauf hin, dass die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten das Thema aus unterschiedlichen Richtungen, Techniken und Stilrichtungen beleuchten. Von kleinformatigen Serien bis hin zu großflächigen Werken, von farbintensiver, lebendiger Bildersprache bis hin zu eher leisen, monochromen Arbeiten – die Künstler zeigen sich stilistisch in unterschiedlichen Ausprägungen und ebensolcher Vielfalt.

Dem ist zuzustimmen. Und ermöglicht dem Betrachter, die ausgestellten Bilder und Installationen wohlwollend oder auch kritisch einzuschätzen. Wolfgang Asche kam dabei noch einmal auf Ingrid Mössinger zurück, nach der sich durch die Kunst fast zwangsläufig Annäherung ergibt: Annäherung an die Werke, an die Künstler (so sie anwesend sind), aber auch Annäherung der erschienenen Gäste untereinander - im Austausch der Meinungen – und, wie am gestrigen Abend, mit der Kuratorin Nina Mordowina.
Uwe Koch hingegen animierte in seinem Vortrag nicht zur unmittelbaren Annäherung, sondern brachte im Verlaufe (und im Auszug) neben der Kunst auch Überlegungen des Kitsches zur Sprache. Und tatsächlich drängt manches in dieser Ausstellung zu derart differenzierter Betrachtung. Ist eine solche Sichtweise aber angemessen, wenn es um die Suche nach Liebe geht?

Viele der ausgestellten Bilder wirken durch die gewählte Technik und farbliche Ausführung warm, anheimelnd, ja, auch erotisch. Ihren eigentlichen Ausdruck und ihr Anliegen aber erhalten sie vielfach erst durch die jeweiligen Bildtitel.: „Begegnung mit der Liebe“, „Sehnsucht“, „Auf der Suche“, „Das Haus des Frohsinns“ oder „Ich denke an Dich“ sind einige davon, die emotionale Empfindungen wecken. Verbietet sich dann aber nicht, zu überlegen, ob es sich um Kunst oder Kitsch handelt? Ist die künstlerisch ausgedrückte Suche und Sehnsucht nach Liebe – falls man die nicht schon von vornherein als kitschig bezeichnen mag – nicht immer erst emotional und erst viel später (wenn überhaupt) rational zu verstehen?
So gesehen – meine ich – ist diese gestern eröffnete Ausstellung außerordentlich aufschlussreich, kann auch durchaus emotional wirken und nachdenklich stimmen und ist immer des Besuchens wert. Die Dauer der Ausstellung geht bis zum 09.11.1012

Bevor aber diesmal dieser Eintrag geschlossen wird, soll endlich auch mal den jeweils zwei jungen Servicefrauen aus dem Personal der KSK gedankt sein, die bei jeder Vernissage für das Angebot an Getränken sorgen. Auch diese Annehmlichkeit bedarf des Dankes

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