Sonntag, 7. Oktober 2012

Erntedank, angemessen gefeiert


Wer am Freitag früh die St. Blasii-Kirche betrat, wusste auf den ersten Blick, dass Erntedank gefeiert werden wird. Der gesamte Aufgang zum Altarraum und dieser selbst waren in einer Weise ausgeschmückt der verriet, dass dieser Dank durch die Vielfalt der allein schon hier zusammengestellten Gaben der Natur ebenso berechtigt wie notwendig war. Von Menschen zumindest, die gottgläubig sind. Das tatsächliche Geschehen, das an diesem Vormittag folgte, war dann auch darauf abgestimmt und einfach großartig

Die Lebenshilfe hatte sich diese umfangreiche Erntedank-Ausschmückung angelegen sein lassen und mit ihren Schutzbefohlenen allen Ehrgeiz in diese dekorative Ausgestaltung gelegt. Und viele der Menschen, die unter der Trägerschaft oder auch unmittelbar in ihren Einrichtungen umsorgt und betreut werden, waren auch die Teilnehmer an diesem Gottesdienst, feierten und gestaltete ihn unter der Regie von Pfarrerin Elisabeth Alpers von Biela. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass sie es wie kaum jemand anderer versteht (neben ihren Mann Johannes von Biela), mit Menschen unterschiedlichsten Alters und körperlicher wie geistiger Verfassung umzugehen. Hier waren sie alle versammelt, die jüngsten (mit Müttern oder Vätern), die älteren und viele, viele Menschen mit den unterschiedlichsten Arten von Behinderungen. Und dementsprechend verlief dieser Gottesdienst unter dem Motto „Die Vielfalt der Menschen“.

Entsprechend dem Anliegen dieses Gottesdienstes – und der Tageszeit – wurde zum Auftakt das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ intoniert. Und das nicht nur in deutscher Sprache, die Vielfalt der Menschen bezieht sich ja auch auf ihr Herkommen, sondern auch in englisch, französisch und sogar suaheli. Und schon damit vermochte die Pfarrerin nicht nur Mitsingende, sondern auch eine erheiterte Hörerschaft zu gewinnen. So eingestimmt, gelang es ihr auch leicht und in gleicher Weise, dieser Hörerschaft sowohl den Sinn des Erntedanks zu erklären und unter Hinweis auf die Ausgestalung des Kirchenraumes zu veranschaulichen, und auch die Vielfalt der Menschen zu verdeutlichen.
Dazu trug speziell ein Sketch bei (von Behinderten gespielt), bei dem das Verhältnis des „Irgendwie anders“ (Name der Hauptperson) zu seinen Mitmenschen dargestellt wurde. Das schließlich in dem Lied gipfelte „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“. Und alle Menschen, große und kleine, junge und alte, dünne und dicke, die Pfarrerin von Biela jeweils unter den Teilnehmern zum Aufstehen animierte, um das zu verdeutlichen, was Inhalt dieses – in Variationen gefasste – Lied beinhaltet. Auch dabei fiel auf, wie gekonnt und natürlich die Pfarrerin Regie zu führen und ihre Zuhörer in (fast) lautlose Spannung zu versetzen oder zum Mitmachen anzuregen vermochte. Zumindest phasenweise.
Nach dem Beifall für die Darsteller des Sketches und dem eigene Mitmachen folgte eine etwas tiefergehende – aber immer leicht nachvollziehbare - Erläuterung zu dieser Vielfalt in der Welt und unter den Menschen, die Verständnis und Toleranz auslösen und bewirken sollte. Hier und während dieses Gottesdienstes wurde es anschaulich gelebt und praktiziert. Und dazu passte auch wiederum das Lief „Ich will Dir Danksagen, mein Herr“. Spätestens hier soll auch Kirchenmusiker Michael Kremzow erwähnt sein, der an der Orgel auf der Empore, als auch am Harmonium im Altarraum das musikalische Geschehen bestimmend begleitete und dafür jeweils eilends seine Positionen wechselte.

Und dann bereicherte Tilly Pape, Geschäftsführerin der Lebenshilfe, mit einen ebenso sinnvollen wie auf Heiterkeit gestimmten Vortrag das gottesdienstliche Geschehen. In dem sie die Schöpfungsgeschichte der Welt und der Menschen erläuterte. Wobei ich mich unwillkürlich an einen wenige Tage zuvor in der Fachhochschule gehörten Vortrag erinnerte, in dem Prof. Wesselak über das „Wissen der Welt“ referierte und u.a. die „Schedel'sche Weltgeschichte“ von 1493 vorstellte, in der in einem dicken Folianten in allerdings sehr nüchterner Art des ausgehenden Mittelalters und im Verständnis seiner Zeit eben diese Schöpfungsgeschichte mit der bildlichen Darstellung der Erschaffung Evas aus der Rippe des Adam enthalten ist. Tilly Pape erläuterte diese Geschichte, auf die Aufnahmefähigkeit und -bereitschaft ihre Zuhörer abgestimmt und dabei in heiterer Weise verständlich vorgetragen. In der Vorstellung eines Garten Eden, in dem – zunächst jedenfalls – eitel Friede und Eintracht allenthalben herrschte, wie sich das einstens zugetragen haben könnte. Auch sie erhielt dafür viel Beifall der im Gotteshaus versammelten Gemeinschaft, nachdem sie auch noch auf Tochter und Enkelin (im Kinderwagen) aufmerksam gemacht hatte, die sich ebenfalls unter den Teilnehmern befanden.
Nach dem gemeinsam gebeteten „Vater unser“ und dem Segen durch die Pfarrerin klang der so gestaltete Erntedankgottesdienst mit dem Lied „Sei behütet“ aus und verabschiedete Pfarrerin Elisabeth Aspers von Biela die Teilnehmer, dabei beim Verlassen der Kirche noch ein kleine Überraschung in Aussicht stellend. Die sich für mich als Papierröllchen entpuppte, das noch einmal einen Dank enthielt: Lieber Gott, hab' Dank für die ganze Welt, mit allem, was du uns schenkst!“ Es war ein Gottesdienst mit Menschen, deren Dank unter den unterschiedlichsten Bedingungen bedenkenswert ist. Und mich zutiefst beeindruckte

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen