Mittwoch, 29. August 2012

Noch immer laboriere ich


Unlängst hatte ich beklagt, dass ich durch mein Interesse und dem Verfolg der Olympiade im Fernsehen den Faden am sonstigen Geschehen in allen den Bereichen verloren habe, die mich im allgemeinen übers Internet interessieren. Und muss mir eingestehen, dass ich diesen Faden noch immer nicht richtig wiedergefunden habe. Noch immer laufe ich der Entwicklung in allen diesen Bereichen hinterher. Und archiviere was mich interessiert, obwohl ich längst weiß, dass ich noch nicht einmal die Zeit aufbringe, um das dann irgendwann auch mit der erforderlichen Aufmerksamkeit und Konzentration zu lesen, was ich da sammle. Und bekomme in dieser Einsicht ein Gefühl der Hilflosigkeit diesem Wust an archivierten Berichten und Kommentaren gegenüber.

Es liegt vielleicht an meiner geistigen Aufnahmefähigkeit, zumindest an meiner Konzentrationsfähigkeit, die möglicherweise oder sogar sicher nachgelassen hat. Und dabei – um an den Anfang dieses Eintrags zurück zu kommen – beginnen heute die Paralympics – und die interessieren mich ja schon wegen der Art, wie Behinderte mit ihren körperlichen (und teils auch geistigen) Einschränkungen umgehen. Umso mehr, als ich ja auf meine Art in ganz anderer Weise damit zu tun habe.

Dabei wundert mich immer mehr, wenn es um Demografie und/oder körperliche Behinderungen geht, dass die Menschen, die sich sozial mit dieser Gesellschaftsgruppe befassen, selbst weder alt noch behindert sind. Und schon deshalb nur bedingt beurteilen können, was nötig ist, um (Lebens-)Verhältnisse zu schaffen, die jenen Menschen angemessen sind. Und das sind nicht gesellschaftliche und soziale Einrichtungen, es ist das Leben in der Gesellschaft, das Zusammenleben von jungen und/oder gesunden Menschen mit behinderten und/oder alten Menschen.

Ein Beispiel? Ich besuchte neulich das Lese-Cafe im Park Hohenrode, als Schirmherrin Katrin-Göring-Eckardt den Park und das Cafe besuchte. Man bot mir rücksichtsvoll einen Platz an, der mir eine gute Übersicht ermöglichte. Als aber die Schirmherrin ihre Ansprache begann, drängten sich gleich mehrere fotografierende Besucher vor mich, obwohl sie ja auch über mich hinweg hätten fotografieren können. In wesentlichen oder entscheidenden Phasen des Zusammenseins (die tatsächliche Bedeutung spielt hier keine Rolle) vergisst man diese vorgebliche Rücksicht mit der Folge, dass man in den Hintergrund gerät. Und wenn einen derartiges wiederholt passiert ist, meidet man solche Gelegenheiten und Situationen. Während der Paralympics stehen Behinderte im Mittelpunkt, werden beachtet und teils auch bewundert – danach und im täglichen Leben und im Umgang miteinander ist es mit der Beachtung oder Rücksicht nicht mehr weit her.

In den vergangenen Tagen – Pardon, es war wohl nur gestern – schrieb nahezu jede größere Zeitung über alternde Menschen, die noch arbeiten müssen oder wollen. Und auch da sind es meist Leute (Redakteure) die von der Situation alternder Menschen keine wirkliche, unmittelbare Ahnung haben und deren Lebensumstände und -phasen kaum nachvollziehen können. Und entsprechend liest man es dann in der Zeitung. Ich komme noch darauf, nur muss ich mich damit wohl eilen, sonst ist das Thema so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen ist.

Und das lässt mir die Vermutung (oder Hoffnung), dass es gar nicht so sehr an mir und meiner aktuellen Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit liegt, dass ich nicht nachkomme, sondern an der Art, wie mit Themen umgegangen wird: sie tauchen auf, werden kurz beleuchtet und sind wieder verschwunden. An einer Verfolgung des Themas bis zu einem Ergebnis ist man immer weniger Interessiert. Beispiele gibt es beliebige.

Eine letzte Bemerkung: In meinem Bericht für die nnz zum Besuch Katrin Göring-Eckardt hatte ich mitgeteilt, dass Erika Schirmer das Lied "Ännchen vonTharau" intonierte. Tatsächlich war es "Sah' ein Knab' ein Röslein steh'n". Sollte es wirklich niemanden aufgefallen sein?

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