Freitag, 5. November 2021

 


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Auf der Verbrauchermesse „offerta“ in Karlsruhe hat die Ökumenische Citykirche Karlsruhe eine Segensdusche installiert
Foto: Dirk Keller
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
da staunt man als Pfarrer nicht schlecht, wenn man aus dem Fenster schaut und plötzlich sieht, dass jemand die Kirche ausräumt: Stühle, Noten, Altargegenstände – alles auf dem Weg nach draußen. So geschehen vorige Woche in Nordhausen in Thüringen. Auch ein mittelalterliches Holz-Kruzifix ging zu Bruch. Pfarrer Klemens Müller stellte und stoppte den Räumwütigen bei seiner Aktion. Ein 25-jähriger Afghane befand, dass die christliche Botschaft nicht wahr, Jesus nicht Gottes Sohn sei, und fühlte sich daher berufen, das Gotteshaus „umzudekorieren“. Nur der Islam sei wahr. Der junge Muslim hatte in Deutschland einen Asylantrag gestellt, der jedoch abgelehnt wurde, wie der mdr berichtete.

Die Aktion mag zunächst kurios erscheinen – auf so eine Weise hat wohl noch keiner seine religiösen Differenzen mit dem Christentum zum Ausdruck gebracht. Schmierereien, Diebstahl oder Zerstörung von Inventar kommen da schon eher mal vor. Gleichzeitig macht es sprachlos, wie respektlos sich hier jemand nicht nur an fremdem Eigentum, sondern auch an der Religion anderer Menschen vergreift!

Natürlich steht sofort die Frage im Raum: Was, wenn ein Christ in Afghanistan eine Moschee leer räumen würde? Das hat Pfarrer Müller den Eindringling wohl auch gefragt. „Diesen Gedanken konnte er, meiner Meinung nach, nicht einmal denken“, sagte Müller dem mdr. So naheliegend diese Frage auch ist: Sie führt nicht besonders weit. Denn auch in Deutschland gibt es immer wieder Angriffe auf Moscheen und Muslime. Über 900 waren es im vorigen Jahr. Womöglich gingen sie nicht von gläubigen Christen aus, aber geschahen eben doch in einem Land, das vom Christentum geprägt ist und in dem eigentlich Religionsfreiheit herrscht. Auch gegenüber Kirchen gibt es immer wieder Angriffe und Vandalismus.

Die Frage führt auch deshalb nicht weit, weil es das Wesen des christlichen Glaubens ist, genau das nicht zu tun: Es dem anderen mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Selbstverständlich muss dieser Fall strafrechtlich verfolgt und aufgeklärt werden. Und in Politik und Gesellschaft müssen wir weiterhin diskutieren, nach welchen Regeln wir Asylverfahren, Integration und das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Religion gestalten – und das auch einfordern. Aber aus christlicher Perspektive kann die Antwort nicht heißen: „Stell dir vor, ich mach das mit dir.“ Sondern sie muss heißen: „Ich mache das nicht mit dir, weil du ein Mensch bist, den Gott liebt – so wie ich auch.“ Wie groß diese Herausforderung ist, zeigt sich dann, wenn es konkret wird, wie jetzt.

Eine anregende Lektüre von PROkompakt,

Jonathan Steinert
PRO-Redaktion

Jonathan Steinert

Zitat

„Möge Gott den Planeten retten.“
US-Präsident Joe Biden beim UN-Klimakonferenz in Glasgow
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Im Kontext des „Wartburg Experiment“ hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) in Erfurt mit drei Schriftstellern über die Bedeutung und die Lyrik des Weltbestellers Bibel gesprochen. Deutlich wurde, dass die Bibel auch heute noch eine große Strahlkraft, sowohl für den Glauben, als auch für die Literatur hat.
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Der russische Schriftsteller Fjodor M. Dostojewskij wurde vor 200 Jahren geboren. Der Glaube an Gott und die Auferstehung ist ein wesentliches Motiv in seinen Werken.
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Was wäre, wenn Roboter helfen würden, neue Freunde zu finden? Der neue Kinder-Animationsfilm „Ron läuft schief“ geht dieser Frage auf den Grund.
Echte Gastfreundschaft geht weit über einen wöchentlichen Besuch von Freunden hinaus. Radikal einfache Gastfreundschaft opfert Zeit und Geld, aber sie belebt das Miteinander und das eigene Leben, meint die Autorin Rosaria Butterfield. Eine Rezension.
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Impuls von Egmond Prill

MAUERSPECHTE
9. November 1989: Nach einer denkwürdigen Pressekonferenz am Abend fordern hunderte Ostberliner in der Bornholmer Straße die Öffnung der Grenze. Ein historischer Moment der Weltgeschichte angesichts von Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl. Am Ende entscheidet in eigener Verantwortung der diensthabende Leiter der Grenzübergangsstelle, Oberstleutnant Harald Jäger, dass der Sperrbalken hochgeht. Tausende strömen in den Nachtstunden nach Westberlin. Das war unspektakulär das Ende der Mauer und der Anfang vom Ende der kommunistischen Herrschaft in der DDR. Der Name Harald Jäger gehört in jedes Schulbuch und die selbstbewusste Tat dieses Offiziers in jegliche Polizei-Ausbildung. Am frühen Morgen kommen Leute und schlagen sich Steine aus der Mauer. „Mauerspechte“ durchlöchern in den Tagen danach die Betonplatten. Am 11. November komme auch ich mit Hammer und Meißel, breche mir zwei Edelsteine der Freiheit heraus.

Es geschieht das Heftigste, was einer Diktatur passieren kann: Sie wird lächerlich! Selbst Gott im Himmel lacht über die einst Mächtigen. „Aber der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der HERR spottet ihrer.“ (Psalm 2,4).

Noch mehr: Die Mauer fällt ohne Kampf und Krieg. Gott sei Dank! Es bleibt das Wunder der friedlichen Grenzöffnung nach der Revolution der Kerzen, die in den Kirchen mit Gebeten begann. Der Glaube an Gott bekennt sich zur Verantwortung des Menschen für dessen Tun und betont zugleich, nichts geschehe ohne Gottes Willen und Wirken.

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