Zur aktuellen politischen Lage in Thüringen: Es ist eben nicht egal, wer regiert.
In
einer außerordentlichen Sitzung hat der Geschäftsführende Vorstand der
GEW Thüringen zur aktuellen politischen Lage in Thüringen beraten und
spricht sich für baldige Neuwahlen aus. Die GEW
Thüringen hat die Bildungspolitik der rot-rot-grünen Landesregierung in
den Jahren 2015 bis 2019 begleitet und, im Verhältnis zu den
Vorgängerregierungen, positiv resümiert. Dies macht sich v. a. an
folgenden Punkten fest: Verabschiedung von Gesetzen, die der Gestaltung
von Bildung und Erziehung dienlich sind, u.a. des längst überfälligen
Thüringer Bildungsfreistellungsgesetzes, eines modernen und
mitbestimmungsorientierten Personalvertretungsgesetzes, des Thüringer
Hochschulgesetzes, dass die Demokratisierung der Hochschulen vorantreibt
sowie des Thüringer Schulgesetzes, welches Perspektiven für die weitere
Schulentwicklung ermöglicht. Bei aller Kritik im Detail sind die vielen
Einstellungen von Lehrer*innen und Erzieher*innen, die deutliche
Verbesserung der Finanzierung der Erwachsenenbildung, die Verstetigung
der Hochschulfinanzierung, die Einführung gleicher Bezahlung von
Regelschullehrer*innen und Ein-Fach-Lehrer*innen und der verbesserte
Betreuungsschlüssel in den Kindergärten notwendige Weichenstellungen für
eine positive Weiterentwicklung von Bildung und Wissenschaft.
Bezogen
auf den seit Januar vorliegenden Koalitionsvertrag von Die LINKE, SPD
und Bündnis 90/Die Grünen sieht die GEW Thüringen deutliche Zeichen
einer Weiterführung der Bildungspolitik auf dem eingeschlagenen
positiven Pfad. Gleiches gilt auch für die gesellschaftspolitischen
Reformbemühungen, die seit 2015 unternommen wurden. Hierzu zählen u.a.
die Einführung des vergabespezifischen Mindestlohns, zwei beitragsfreie
Kita-Jahre, das Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und
Weltoffenheit sowie das Landesprogramm für Akzeptanz und Vielfalt.
Am
5. Februar 2020 ist sichtbar geworden, dass es gegen diese
Vorstellungen eine jederzeit mobilisierbare parlamentarische Mehrheit
gibt. Die Weiterführung einer fortschrittlichen Bildungspolitik ist
somit implizit abhängig von der Zustimmung der AfD. Das halten wir für
einen untragbaren Zustand, weil die bildungs- und
gesellschaftspolitischen Vorstellungen der AfD den Werten und
Interessen der GEW und denen anderer Gewerkschaften diametral
entgegenstehen. Es ist kaum anzunehmen, dass die Mehrheit der Thüringer
Wähler*innen sich eine solche Konstellation gewünscht hat. Deshalb ist
es notwendig, dem Souverän möglichst bald eine Neubewertung dieser
Situation zu ermöglichen. Thüringen braucht stabile Regierungsmehrheiten
über eine gesamte Legislaturperiode und keine „mittelfristig“ angelegte
sogenannte Expertenregierung mit jederzeitigem Kündigungsrecht.
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte
Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert
aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer
Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die
Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas,
Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die
Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin
Vitzthum.
|
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen