Gut drei Monate nach den Landtagswahlen in
Thüringen hat Rot-Rot-Grün sich dem Risiko ausgesetzt, mit einer
Minderheitsregierung zur Ministerpräsidentenwahl anzutreten. Wir haben
davor gewarnt. Deshalb mussten die Abgeordneten des Thüringer
Landtags sich heute zwischen dem Kandidaten eines rot-rot-grünen
Minderheitskabinetts, einem Kandidaten der FDP, einer liberalen Partei
der bürgerlichen Mitte oder einem Kandidaten der AfD entscheiden.
Die CDU-Fraktion ist nicht dafür verantwortlich,
welche Kandidaten andere Fraktionen aufstellen und wie Abgeordnete des
Thüringer Landtags aus anderen Fraktionen abstimmen. Wir haben vor und
nach der Landtagswahl zugesichert, keiner
Regierung unter Beteiligung der LINKEN oder der AfD ins Amt zu
verhelfen und Rot-Rot-Grün abzulösen. Der Landesvorstand und die
Landtagsfraktion der CDU Thüringen haben gestern daher einstimmig
beschlossen, keinen Kandidaten der CDU zu benennen, sich im ersten
und zweiten Wahlgang zu enthalten und in einem gegebenenfalls
erforderlichen dritten Wahlgang, falls Rot-Rot-Grün zweimal scheitert,
dem Kandidaten der FDP ihre Stimme zu geben, wenn die AfD an ihrem
Kandidaten festhält. Das ist folgerichtig und unsere Verantwortung.
Die Wahl ist das Ergebnis eines demokratischen Prozesses in einem
Parlament.
Die Wahl des Ministerpräsidenten steht am Ende eines längeren Diskussionsprozesses, in dem die CDU Thüringen bei der SPD,
Bündnis 90/Die Grünen und der FDP zunächst um
die Bildung einer Viererkoalition der bürgerlichen Mitte – eine
sogenannte Simbabwe-Koalition – geworben hat. Auch die Möglichkeit einer
Projekte-Regierung, eines Expertenkabinetts unter
Führung des bisherigen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, ist erörtert
worden. Auch dies ohne Erfolg.
Der Auftrag zum Handeln liegt nun bei dem
gewählten Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich. Jetzt kommt es
darauf an, Gespräche über die Zukunft Thüringens zu führen. Dazu
erwarten wir Vorschläge des neu gewählten Thüringer Ministerpräsidenten.
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag wird damit konstruktiv umgehen,
denn wir sind gewählt, Verantwortung für das Land zu übernehmen. Das
gilt in jeder Aufgabe und Konstellation.
Für uns war und ist klar. Wir werden uns an
keiner Landesregierung unter Einschluss der AfD beteiligen. Die AfD ist
auf absehbare Zeit nicht fähig, in einem deutschen Bundesland
Regierungsverantwortung zu übernehmen, da sie ihr Verhältnis
zum Rechtsextremismus nicht zufriedenstellend geklärt hat.
Ein von Ministerpräsident Thomas Kemmerich
gebildetes Kabinett wird vor der gleichen Situation stehen, wie auch ein
rot-rot-grünes Minderheitskabinett gestanden hätte: Es wird keine
Mehrheit im Thüringer Landtag haben. Das gibt dem Thüringer
Landtag eine starke Stellung. Für jedes denkbare Vorhaben muss diese
Regierung sich eine parlamentarische Mehrheit suchen. Nach Lage der
Dinge werden dies wechselnde Mehrheiten sein.
Über die Zustimmungsfähigkeit parlamentarischer
Vorhaben entscheidet deren Inhalt und Qualität, nicht jedoch, wer sie
eingebracht hat. Wir werden uns an der parlamentarischen Arbeit aktiv
beteiligen und jedes Vorhaben darauf prüfen,
ob es Thüringen nutzt oder nicht. Über den Einfluss der AfD auf die
parlamentarische Arbeit entscheiden die LINKE, die SPD und Bündnis
90/Die Grüne mit, indem sie sich konstruktiv an der parlamentarischen
Arbeit beteiligen. Die CDU-Fraktion hat während ihrer
Winterklausur in Bad Blankenburg erste, fraktionsübergreifend
zustimmungsfähige Vorhaben benannt.
Erfurt, am 05.Feb. 2020
Erfurt, am 05.Feb. 2020
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