Pressemitteilung
„Ein Öl-Embargo wäre falsch“ – Malte Kaufmann (AfD) im Interview mit der Wochenzeitung „Das Parlament“
Vorabmeldung zu einem Interview in der nächsten Ausgabe der Wochenzeitung „Das Parlament“ (Erscheinungstag 23. Mai 2022)
- bei Nennung der Quelle frei zur sofortigen Veröffentlichung -
Der
AfD-Wirtschaftspolitiker Malte Kaufmann lehnt ein Öl-Embargo, wie von
der EU-Kommission geplant ab. Der Angriffskrieg Russlands auf die
Ukraine sei „ganz klar und scharf zu verurteilen“, ein Öl-Embargo
allerdings halten wir in der AfD-Fraktion für falsch„, sagte der
Bundestagsabgeordnete im Interview mit der Wochenzeitung “Das Parlament„
(Erscheinungstag 2. Mai 2022). Zur Begründung wies Kaufmann darauf
hin, dass ein Energie-Embargo “Russland gar nicht so trifft, wie man
sich das vorstellt„. Russland suche und finde jetzt schon andere
Abnehmer für Öl und Gas und Kohle. Zudem bestehe die Gefahr, dass das Öl
doch Deutschland erreiche, durch Kaskadengeschäfte über Drittstaaten.
Embargos seien nicht gut zu kontrollieren. Das Ziel der Abkoppelung von
russischem Öl und Gas würde so vermutlich nicht erreicht.
“Ein
Öl-Embargo hätte eher negative Effekte für unser eigenes Land und unsere
eigene Wirtschaft„, sagte Kaufmann. So würde ein Embargo die
Energiepreise nochmals stark verteuern. Es fehle an Möglichkeiten,
russisches Öl und Gas zu ersetzen. “Mit einem Embargo bekämen wir ein
Riesenproblem bei der Versorgungssicherheit in Deutschland. Der Schuss
ginge nach hinten los. Ganz zu schweigen von Gegenmaßnahmen, die
Russland einleiten könnte, indem es uns zum Beispiel den Gashahn
zudreht.„
Der AfD-Obmann im Wirtschaftsausschuss des Bundestages
plädierte für die Beibehaltung von Nordstream 2 und Nordstream 1.
Deutschland sollte weiter russisches Gas beziehen. “Denn Russland ist
nicht nur Putin. Wir brauchen eine Vision für die Zeit nach dem Krieg.
Deswegen sollten wir uns nicht komplett von diesem Land abkoppeln und
alle Beziehungen kappen.„
Das Interview im Wortlaut:
Das Parlament:
Herr Kaufmann, die EU-Kommission erwägt ein Öl-Embargo gegen Russland.
Ein richtiges Zeichen nach Putins völkerrechtswidrigem Angriff auf die
Ukraine? Und ein wichtiger Schritt, um vor allem Deutschlands
Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern?
Kaufmann:
Der Angriffskrieg ist ganz klar und scharf zu verurteilen. Ein
Öl-Embargo allerdings halten wir in der AfD-Fraktion für falsch, weil es
Russland gar nicht so trifft, wie man sich das vorstellt. Russland
sucht und findet jetzt schon andere Abnehmer, die Exporte nach Asien
steigt stark, nach Indien, Pakistan, China. Es gäbe zudem die Gefahr,
dass das Öl dann doch noch zu uns kommt, durch Kaskadengeschäfte über
Drittstaaten. Das war bei Embargos in der Vergangenheit oft so, dass sie
nicht gut zu kontrollieren waren. Das heißt, auch das Ziel der
Abkoppelung von russischem Öl und Gas würde so vermutlich nicht
erreicht. Ein Öl-Embargo hätte eher negative Effekte für unser eigenes
Land und unsere eigene Wirtschaft.
Das Parlament: An welche denken Sie dabei?
Kaufmann:
Die Inflation ist schon auf Rekordhöhe, bei 7,4 Prozent, in manchen
Branchen wie dem Bau schon zweistellig, und weiter stark steigend. Ein
Embargo würde unsere Energiepreise nochmals stark verteuern. Wir haben
im Moment keine Möglichkeiten, russisches Öl und Gas zu ersetzen. Es
werden zwar LNG-Terminals geplant, aber damit lassen sich nicht die
Mengen ersetzen, die wir aus Russland beziehen. Mit einem Embargo
bekämen wir ein Riesenproblem bei der Versorgungssicherheit in
Deutschland. Der Schuss ginge nach hinten los. Ganz zu schweigen von
Gegenmaßnahmen, die Russland einleiten könnte, indem es uns zum Beispiel
den Gashahn zudreht.
Das Parlament: Die AfD ist
bekanntermaßen kein Freund der erneuerbaren Energien: Wie soll
Deutschland langfristig seine Energiesouveränität zurückgewinnen?
Kaufmann:
Wir sind nicht per se gegen erneuerbare Energien. Sie müssen sich halt
auf dem Markt behaupten. Vor allem brauchen wir einen gewissen
Prozentsatz an Energie, die grundlastfähig ist, unabhängig davon, ob der
Wind weht und die Sonne scheint. Deswegen sagen wir: Der größte Fehler
war der Atomausstieg. Wir als AfD würden den Wiedereinstieg in die
Atomenergie befürworten und den geplanten Kohleausstieg rückgängig
machen. Das sehen im Übrigen viele europäische Länder genauso: Unter
anderem Holland, Frankreich und Großbritannien setzen auf Atomkraft.
Das Parlament:
Ein großer Teil des in Europa verbrauchten Urans kommt aus Russland und
engen Partnerstaaten wie Kasachstan – würde da nicht eine Abhängigkeit
gegen die andere eingetauscht?
Kaufmann: Wir halten
es auch für einen Fehler, wenn man sich zu abhängig von einem Land
macht, sei es bei Öl, Kohle, Gas aus Russland oder bei Flüssiggas aus
den USA. Vollständige Energiesouveränität wird man wohl nur schwerlich
erreichen können, aber Diversifizierung wäre gut. In Deutschland gibt es
übrigens auch Uran – das ist zwar im Moment nur mit erheblichen Kosten
zu heben, aber technisch wäre es machbar.
Das Parlament: Was gehört aus Ihrer Sicht zur Diversifizierung – außer Atom und Kohle?
Kaufmann:
Nordstream 2 beibehalten. Nordstream 1 auch. Weiter russisches Gas
beziehen. Denn Russland ist nicht nur Putin. Wir brauchen eine Vision
für die Zeit nach dem Krieg. Deswegen sollten wir uns nicht komplett von
diesem Land abkoppeln und alle Beziehungen kappen. Zudem gibt es andere
Länder, aus denen wir Öl und Gas beziehen können. Aber wir müssen auch
mehr Energie im eigenen Land produzieren, durch Atomkraft, durch den
Stopp des Kohleausstiegs. Von mir aus auch mit Flüssiggas, wenn es sich
auf dem Markt behauptet – im Moment ist es exorbitant teuer im Vergleich
zu anderen Quellen.
Das Parlament: Es wären vor
allem Berlin und Ostdeutschland von einem Embargo russischen Öls
betroffen. Deswegen reden derzeit alle von der PCK-Raffinerie in Schwedt
mit ihren 1200 Arbeitsplätzen…
Kaufmann: Wir sind
gegen das Embargo, das zum Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen auch in
der Region führen würde. Wie ist das, wenn der Staat mit solchen
Eingriffen daherkommt? Dann werden Beruhigungspillen verabreicht, von
Weiterbeschäftigung gesprochen, Umschulungsprogramme aufgesetzt, Pläne
entworfen, die Arbeiter in neue Jobs zu drängen und dadurch auch noch
wieder die Energiewende zu forcieren. Das ist aber alles mit immensen
Kosten verbunden, für die am Ende wieder der Steuerzahler aufkommen
muss. Deswegen sind wir dagegen. Wir glauben, Schwedt sollte erhalten
bleiben, samt der Arbeitsplätze auch in den Zulieferbetrieben.
Das Parlament:
Hielten Sie im Falle einer Gasmangelsituation das Mittel der
Treuhandschaft oder gar der Enteignung, als eine Ultima-Ratio-Lösung für
angemessen?
Kaufmann: Ja. Über allem steht die
Versorgungssicherheit in Deutschland und das ist durchaus eine
Ultima-Ratio-Maßnahme, die man sich vorbehalten muss. Es kann ja nicht
sein, dass man die Versorgungssicherheit irgendwelchen
marktwirtschaftlichen Prinzipien opfert – in diesem konkreten Fall.
Das Parlament:
Es gibt bereits Maßnahmen, Unternehmen angesichts der dramatisch
steigenden Energiepreise zu unterstützen. Warum reicht Ihnen das nicht?
Kaufmann:
Unternehmen und Bürger müssen umfangreich entlastet werden. Das war
auch schon vor der aktuellen Krise so. Die Kosten für Unternehmen und
Bürger in diesem Land sind allgemein zu hoch.
Das Parlament:
Das Paket, das die Regierung mit der Streichung der EEG-Umlage, dem
Bürgergeld von 300 Euro und dem Neun-Euro-Ticket auf den Weg gebracht
hat ist ja schon ein Schritt, um die Bürgerinnen und Bürger merklich zu
entlasten…
Kaufmann: … also eine merkliche
Entlastung ist das nicht. Das Neun-Euro-Ticket ist für drei Monate
geplant – da hat man jetzt mal drei Monate eine klitzekleine Entlastung.
Aber bei einer Inflation von 7,4 Prozent hat der Durchschnittsbürger im
Jahr ja tausende Euro an Mehrausgaben.
Das Parlament: Welche Entlastungen fordern Sie?
Kaufmann:
Die CO2-Steuer sollte abgeschafft werden, die Mineralölsteuer sollte
abgesenkt werden – das plant jetzt offenbar auch die Koalition -, und
die Mehrwertsteuer sollte auf 12 Prozent gesenkt werden. Das wäre eine
Entlastung für die Bürger und auch ein Signal, dass der Staat es ernst
meint.
Das Parlament: Ihre Fraktion hat vor
einigen Tagen einen Antrag zu neuen Freihandelsabkommen gestellt, da
wird Südostasien als mögliche Partnerregion in den Blick genommen. Dort
gibt es aber natürlich enge Verbindungen nach China. Macht man sich da
nicht auch wieder von einem mächtigen Staat abhängig?
Kaufmann:
Es kommt ja darauf an, wie Freihandelsabkommen ausgehandelt sind. China
hat teilweise große Staatskonzerne, die Unternehmen in Deutschland
einfach so aufkaufen. Ein Freihandelsabkommen mit China könnte durchaus
zu besseren Wettbewerbsbedingungen unserer eigenen Unternehmen führen.
Und wenn man ein Abkommen mit China oder Südostasien, den USA oder
Kanada abschließt, dann könnte man das auch für Russland in Erwägung
ziehen. Wir sind eine weltoffene Partei und Fraktion, wir würden gerne
mit allen friedliebenden Nationen Handel treiben.
Das Parlament: Friedliebend kann man Russland nun momentan ja nicht nennen.
Kaufmann:
Sie machen wieder den Fehler Russland gleichzusetzen mit Putin. Die
Bevölkerung hat ja auch ein Interesse daran, mit uns in Kontakt zu
bleiben und Handel zu treiben. Ich sehe es sehr kritisch, dass im Moment
in allen möglichen Bereichen die Kontakte nach Russland abgebrochen
werden. Ich verurteile den Angriffskrieg aufs Schärfste. Aber auf der
anderen Seite darf man nicht alle Brücken abbrechen.
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