Kreis Nordhausen: Aktuell 45 offene Stellen in Hotels und Gaststätten
Gewerkschaft sieht Job-Perspektive für Geflüchtete aus der Ukraine im Gastgewerbe
„Bezahlung und Arbeitsbedingungen müssen stimmen“ | Firmen in der Pflicht
Helfende
Hände gesucht: Viele Hotels und Gaststätten im Kreis Nordhausen sind
derzeit dringend auf neues Personal angewiesen – und könnten dabei auch
Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive bieten.
„Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und
bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits
nach Arbeit“, sagt Jens Löbel von der Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten. Der Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen
verweist auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Danach zählte das
Gastgewerbe im Landkreis Nordhausen im April 45 offene Stellen – 19 mehr
als noch vor einem Jahr.
„Das ist auch eine Chance für die
Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten“, so Löbel. Gerade
das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen
unterschiedlichster Herkunft – auch aus Osteuropa. „Die Branche ist
ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben
auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte
werden ohnehin dringend gebraucht – vom Barkeeper bis zur
Hotelfachfrau“, betont Löbel.
Der Gewerkschafter verweist
darauf, dass sich die Bezahlung im heimischen Gastgewerbe zuletzt
deutlich verbessert habe. Nach dem aktuellen Tarifvertrag, den die NGG
mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt
hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Thüringen ab Oktober
bei 12,30 Euro pro Stunde – weit mehr als bislang. Fachkräfte kommen
dann auf einen Stundenlohn von mindestens 13,20 Euro.
„Diese
Einkommen machen die Arbeit an Theke und Tresen deutlich attraktiver.
Nicht nur Beschäftigte aus dem Kreis Nordhausen, sondern gerade auch
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die einen Job suchen, sollten darauf
bestehen, nach Tarif bezahlt zu werden“, rät Löbel. Tipps gibt es bei
der NGG vor Ort. Infos rund um die Arbeitsrechte, die Nicht-EU-Bürger
haben, bieten die Beratungsstellen des gewerkschaftsnahen Netzwerks
„Faire Integration“ – auch in ukrainischer Sprache
(www.faire-integration.de).
Jetzt sei die Politik in der
Pflicht, rasch die Weichen zu stellen, um das Fußfassen auf dem
deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Wichtig ist, dass die
ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden. Und es
muss einen vereinfachten Zugang zu Sprachkursen geben. Denn die Sprache
ist der Schlüssel, um zurechtzukommen“, so Löbel.
Angesichts des
hohen Anteils an Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten müsse sich
der Staat zudem um genug Kita- und Schulplätze kümmern. „Denn ohne
Betreuungsangebote kommt für die Eltern maximal ein Minijob mit wenigen
Wochenstunden infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte
berufliche Integration vertan“, warnt Löbel. Das Potential der
Geflüchteten sei enorm: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren
92 Prozent der Ukrainerinnen in ihrer Heimat erwerbstätig oder befanden
sich in der Ausbildung.
An die Adresse der Unternehmen macht der
Gewerkschafter deutlich: „Das Gastgewerbe steht für Gastfreundschaft
und Willkommenskultur. Dazu gehört in dieser Situation, dass die
Menschen, die in der Branche arbeiten wollen, fair bezahlt und behandelt
werden. Gleichzeitig sollten die Firmen Geduld haben, gerade wenn am
Anfang Deutschkenntnisse noch fehlen.“ Das Hotel- und Gaststättengewerbe
habe das Zeug dazu, ein „Integrationsmotor“ zu werden. Diese Chance
sollte die Branche nutzen.
Wir
danken für Ihr Interesse und stehen für Rückfragen zur Verfügung.
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Ihre
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
Region Thüringen
Jens Löbel
Geschäftsführer
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