Nachdem
die Pandemie ein wenig im Abklingen ist, haben wir unsere
ausstellerischen und publizistischen Aktivitäten wieder verstärkt
aufnehmen können. Nachfolgend möchten wir Sie über die letzten Projekte
und hinkünftigen Planungen kurz informieren.
Bei uns am Brüder Grimm-Platz zeigen wir noch bis Ende Mai 2022 die
Ausstellung „Українські казки та легенди – Ukrainische Märchen und
Sagen“. Wir möchten damit dem menschenverachtenden und imperialistischen
Narrativ Putins, der das ukrainische Volk physisch vernichten will und
die Existenz einer eigenständigen ukrainischen Kulturtradition
bestreitet, etwas entgegenstellen; – ganz nach dem berühmten Satz (1837)
von Jacob Grimm: „Nur die Wahrheit währt!“ Unsere Ausstellung
will dabei nicht nur die reiche ukrainische Märchen- und Sagentradition
beleuchten, sondern auch die ukrainische Sprache und die ukrainische
Literatur in ihrer Geschichte von der sog. „Kiewer Rus‘“ bis zur
Gegenwart exemplarisch vorstellen. Wir zeigen zahlreiche Dokumente zur
altslawischen und ukrainischen Literaturgeschichte, darunter die
Faksimiles der „Kiewer Blätter“ (Original in der Nationalbibliothek zu
Kiew) und des „Codex Assemanianus“ (Original in der Vatikanischen
Bibliothek zu Rom) oder des „Kiewer Psalters“ (Original in der Russ.
Nationalbibliothek zu St. Petersberg). An historischen Landkarten des
19. und 20. Jahrhunderts wird die Territorialgeschichte der Ukraine
verdeutlicht; aktuelle Photographien wichtiger Kulturdenkmäler des
Landes bezeugen ihren bedeutenden Beitrag zur Kunstgeschichte. Im
Mittelpunkt stehen aber illustrierte Ausgaben ukrainischer Märchen und
Sagen, gestaltet von zahlreichen ukrainischen und deutschen Künstlern.
Am Schluß präsentieren wir noch ukrainische Ausgaben der Grimmschen
Märchen, die auch das Interesse vieler ukrainischer Künstler gefunden
haben. Wir haben das Material inzwischen elektronisch aufgearbeitet und
bieten die Ausstellung in dieser Form zur Weitergabe an; positive
Reaktionen haben wir diesbzgl. schon aus Lettland und Frankreich
erfahren.
Außerhalb
Kassels ist unsere Ausstellung „Unglaublich – Die Märchen der Brüder
Grimm“ mit einem reichen Wochen-Programm für Kinder und Jugendliche
sowie einem wissenschaftlichen Vortrag am 30. April 2022 in
Garmisch-Partenkirchen erfolgreich zu Ende gegangen; wir danken dem
gesamten Team des Museums Aschenbrenner für die herausragende
Zusammenarbeit. Ab dem 12. Mai 2022 zeigen wir nunmehr eine ganz neu
zusammengestellte Ausstellung mit dem Titel „Es war einmal … - Grimms
Märchen in Geschichte in Gegenwart“ im Museum Schwabmünchen bei
Augsburg. Darin behandeln wir in drei großen Räumen im Erdgeschoß nicht
nur die Vorgeschichte der Grimmschen Märchensammlung von der Antike bis
in die Grimm-Zeit, sondern auch ihre Wirkungsgeschichte bis in die
Gegenwart; ganz speziell haben wir dort in den oberen Geschossen des
Hauses einen Raum zur japanischen Märchentradition und einen weiteren
Raum zur weltweiten Rezeption der „Kinder- und Hausmärchen“ gestaltet.
Ergänzt wird die Schau durch lebensgroße Märchen- und Manga-Figuren und
einen vom Kulturbüro Schwabmünchen ausgeschriebenen Märchenwettbewerb
für Kinder und Jugendliche mit schon sehr großer Resonanz.
Im
Rahmen der 2021 in Kassel gezeigten Ausstellung zu den „Träumereien an
französischen Kaminen“ (zuerst: Leipzig 1871) von Richard v.
Volkmann-Leander haben wir interessante Kontakte zu Nachfahren des
berühmten Chirurgen und Märchendichters aufnehmen können, die sicher
demnächst in eine Publikation einfließen werden, zumal wir inzwischen
mehr als fünfzig illustrierte Ausgaben dieser Märchen aus der
Gründerzeit für die Kasseler Sammlungen zusammengetragen haben.
Vielleicht kann diese Ausstellung ja hinkünftig auch noch weiter
wandern.
An
weiteren Ausstellungen bei uns am Brüder Grimm-Platz in Vorbereitung
ist für den Sommer eine Darstellung der Geschichte des Kasseler Brüder
Grimm-Platzes, der hinkünftig neu gestaltet werden soll und eine sehr
kontroverse Diskussion in der Stadt ausgelöst hat. Wir möchten dabei den
besonderen Bezug zu den Brüdern Grimm herstellen, zumal bisher auf dem
Platz das weltweit kleinste Denkmal der Kasseler Märchensammler und
Sprachforscher steht. In Zusammenarbeit mit zwei Kasseler Sammlern wird
sich daran eine Ausstellung mit dem Titel „Perlen aus Papier“
anschließen, in der die Wirkungsgeschichte der Grimmschen Märchen auf
Briefmarken, Postkarten, Sammelbildern, Werbemarken, Notgeldscheinen und
anderen kleingraphischen Objekten aufgezeigt werden soll. Im Rahmen der
Erarbeitung einer größeren Dokumention zu dem Märchen „Der Gestiefelte
Kater“ werden die wichtigsten und wertvollsten Objekte nochmals auch in
Kassel präsentiert. Schließlich runden weitere Ausstellungen unser
Programm für 2022 ab: aus Anlaß des 200. Todestages von E.T.A. Hoffmann
werden wir die Märchendichtungen des berühmten Königsberger Dichters
präsentieren; und im Blick auf den 150. Geburtstag des bekannten
Illustrators Hanns Anker zeigen wir seine wichtigsten Arbeiten zu den
Grimmschen Märchen; gleichzeitig ist diesbzgl. auch wieder ein
Märchenkalender (für 2023) in Vorbereitung, der allen Mitgliedern
unserer Gesellschaft übersandt werden wird.
Der
Sender ARTE hat zuletzt unter der Regie von Gabriele Rose eine
filmische Produktion zu den Brüdern Grimm erstellt, in der ihr
politisches Wirken mit einem Interview unseres Vorsitzenden Ewald
Grothe gewürdigt wurde; Näheres findet man unter: https://a-o-buero.de/grimms-maerchen/.
Die
Sammlungen im Kasseler Brüder Grimm-Zentrum konnten zuletzt wiederum
erheblich vermehrt werden; dabei wurden nicht nur zahlreiche neue
Dokumente zur weltweiten Wirkungsgeschichte der Märchen und Sagen
erworben, sondern auch hochinteressante (teils sehr opulente) Dokumente
des 17., 18. und 19. Jahrhunderts aus der Geschichte der Germanistik, –
dabei das vor fast 300 Jahren erschienene zweibändige große Sammelwerk
(Würzburg 1729) des Historiographen Johann Georg Eckhart (1674–1730) mit
der ersten (vorwissenschaftlichen) Abbildung und Diskussion des
Kasseler Hildebrandliedes.
Im
nächsten Jahr jährt sich zum zweihundertsten Mal das Erscheinen der
ersten englischen Teilübersetzung der „Kinder- und Hausmärchen“ mit den
Illustrationen des berühmten Karikaturisten George Cruikshank; es ist
gut möglich, daß wir mit unseren amerikanischen Grimm-Freunden, die
kürzlich eine eigene Gesellschaft in den USA begründet haben, das
Jubiläum zum Anlaß für weitere ausstellerische und andere Aktivitäten
nehmen werden.
Gearbeitet
wird aktuell am nächsten Heft unseres „Brüder Grimm-Journals“ (Nr. 12 /
2022), das nach seiner Fertigstellung demnächst an alle Mitglieder
versandt werden wird.
Bleiben Sie uns verbunden und bleiben Sie vor allem gesund!
Mit freundlicher Empfehlung und den besten Grüßen vom Kasseler Grimm-Platz
Vorstand und Sekretariat der Brüder Grimm-Gesellschaft
Ewald Grothe · Bernhard Lauer · Marco Benderoth · Daniel Stein · Ewald Griesel · Martin John
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