IG BAU warnt vor Bezahlung zum Mindestlohn | „13,73 Euro als Minimum“
Mehr Geld für 250 Reinigungskräfte im Landkreis Nordhausen gefordert
Sie
reinigen Schulen und Büros, sorgen für Hygiene in Krankenhäusern und
Pflegeheimen: Die 250 Reinigungskräfte im Landkreis Nordhausen machen
nicht nur in Pandemie-Zeiten einen unverzichtbaren Job. Doch bei der
Bezahlung droht den Beschäftigten ein herber Rückschritt. Davor warnt
die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU. „Aktuell erhalten
Reinigungskräfte mindestens 11,55 Euro pro Stunde – also weit mehr als
den gesetzlichen Mindestlohn. Aber der wird schon im Oktober auf 12 Euro
steigen. Passiert bis dahin nichts, würden Gebäudereinigerinnen dann
mit dem absoluten Lohn-Minimum nach Hause gehen. Für die wichtige und
fachliche Arbeit, die sie leisten, ist das eindeutig zu wenig“, sagt
Matthias Lötzsch.
Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Nordthüringen fordert deshalb,
dass Beschäftigte auch weiterhin „deutlich mehr als den gesetzlichen
Mindestlohn bekommen sollen“ – und zwar mindestens 13,73 Euro pro
Stunde. Eine konkrete Zahl, für die der Gewerkschafter klare Gründe
nennt: „Der spezielle Branchenmindestlohn in der Gebäudereinigung lag
bisher 1,73 Euro über der gesetzlichen Lohnuntergrenze. Das muss auch so
bleiben. Nur wenn die Bezahlung weiter attraktiv ist, wird es Firmen
gelingen, überhaupt noch Personal für die Branche zu finden“, so
Lötzsch. Die IG BAU fordert, dass gleichzeitig die Einkommen für
Fachleute – etwa in der Glas- und Fassadenreinigung – deutlich zulegen.
Auch mit Blick auf die Preissteigerungen komme es jetzt darauf
an, dass die Beschäftigten ein kräftiges Lohn-Plus erhielten. Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte die Inflationsrate im
April mit 7,4 Prozent einen neuen Höchststand seit der
Wiedervereinigung. „Menschen mit kleinem Geldbeutel wissen oft nicht
mehr, wie sie bis zum Monatsende durchkommen sollen. Teure Energie und
Lebensmittel machen gerade auch Reinigungskräften zu schaffen. Sie
arbeiten oft in Teilzeit und müssen jeden Cent zweimal umdrehen“, so
Lötzsch.
Bei der letzten Tarifverhandlung am 23. Mai habe der
Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) jedoch „nichts
vorgelegt, was auf einen schnellen Tarifabschluss hoffen lässt“. Die
Arbeitgeber sollten ihre Offerte nun rasch aufbessern – um Ärger mit
ihren Beschäftigten zu vermeiden, so die IG BAU Nordthüringen. Unter dem
Motto „Wir schwitzen nicht für Mindestlohn“ bereiteten sich
Reinigungskräfte in der Region schon auf Protest-Aktionen vor. Die
Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 700.000 Beschäftigten gehen
am 2. Juni in Frankfurt am Main in die nächste Runde.
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