Freitag, 21. September 2012

Wie groß ist das Bedürfnis zur wirtschaftlichen Gemeinsamkeit wirklich?


Gestern fand in der Fachhochschule Nordhausen das 2. Südharzer Wirtschaftstreffen von Vertretern und Mitgliedern der IHK Erfurt und der IHK Halle-Dessau statt, nachdem das 1. Treffen dieser Art im vergangenen Jahr in Rottleberode in Sachsen-Anhalt stattfand.

Das Anliegen, das mit diesen Treffen verfolgt wird, lässt schon der Text der Einladung sehr deutlich erkennen: „Für eine stetige wirtschaftliche Entwicklung sind verlässliche Rahmenbedingungen von größter Bedeutung. Das gilt insbesondere für Regionen an Landesgrenzen wie dem Südharz.“ Und weiter: „Die Zusammenarbeit von Unternehmen in diesem Teil Mitteldeutschlands kommt voran. Auch entwickeln sich die Beziehungen zwischen den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Nordhausen zunehmend positiv.“

Legt man den chronologischen Verlauf zugrunde, gibt die nnz über das 1. Terffen dieser Art in Rottleberode einigen Aufschluss, Dazu heißt es einführend zu den Teilnehmern dieses Treffens u.a.: „. . .Das alles nannte sich „1.Südharzer Wirtschaftstreffen“. Und die Unterschrift zum Bild der versammelten Teilnehmern liest man: „Beim ersten Wirtschaftstreffen blieben viele Stühle leer.“ (nnz vom 06. Sept.2011 unter „Wieder verbunden“). Beide Feststellungen trafen auch auf dieses 2. Treffen ebenso zu wie einige der weiteren Aussagen dieses Berichtes. Im Grunde ergab sich auch diesmal der Eindruck, dass die Beziehungen zumindest zwischen den IHK's Halle-Dessau und Erfurt und deren Mitgliedern nicht so gut voran kommen, wie man das nach dem Einladungstext annehmen könnte. Auch diesmal blieben viele Stühle im Audimax leer, und wenn man auch von vornherein nicht annehmen konnte, dass der Festsaal voll sein würde, bleibt festzustellen, dass selbst von den gemeldeten Teilnehmern – besonders aus dem thüringischen Teil des Südharzes – eine ganze Anzahl fern blieben. Und selbst von den Vorstandsmitgliedern der IHK Erfurt – soweit sie im Südharz ansässig sind – war außer dem Vizepräsidenten Ulrich Schlegel, und natürlich Udo Rockmann, Leiter des Service-Zentrums Nordthüringen, kaum jemand erschienen. Ich vermeide zwar tunlichst zu spekulieren, nur drängt sich nach dem gewonnenen Eindruck die Vermutung auf, dass das Interesse an einer gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden genannten IHK's und deren Mitgliedern zumindest im Norden Thüringens noch nicht wirklich ausgeprägt ist.
Obwohl es eine sehr gut organisierte und vorbereitete Veranstaltung war, für die offenbar das Service-Zentrum in Nordhausen verantwortlich zeichnete. Es bliebe danach auch auszuloten, wie gut oder intensiv die behauptete gute Zusammenarbeit im kommunalpolitischen Bereich – etwa zwischen Sangerhausen und Nordhausen - wirklich ist. Ich denke da nur als Beispiel an die Industriegebiete in Sangerhausen und Nordhausen.

Nachdem also das 1. Treffen dieser Art im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt stattfand. war nun Nordhausen Tagungsort dieses zweiten Treffen . Und hier war das Audimax Tagungsstätte und damit die Fachhochschule Nordhausen. Dabei zeigte sich, dass die Hochschule schon thematisch der richtige Gastgeber war, ist sie doch inzwischen der größte Trumpf, den der Norden Thüringens ins Feld führen kann, wenn es um bildungs- und wirtschaftspolitische Themen geht (nnz hatte ja gerade gestern im Zusammenhang mit der Immatrikulationsfeier über die Bedeutung der Fachhochschule als hervorragende Bildungsstätte berichtet). Diesmal stand die Vorstellung der Fachhochschule als potentieller Partner der Unternehmer in Sachsen-Anhalt im Vordergrund, nachdem sie im thüringer Teil des Südharzes längst 1. Adresse für Kooperationen ist. Und FH-Präsident, Prof. Dr. Jörg Wagner, konnte in seinem Vortrag nicht nur die Bedeutung und den Ruf seiner Hochschule – national und international – ins Feld führen, den die Bildungsstätte inzwischen erworben hat, sondern hatte allein schon im Forschungsbereich viel anzubieten, was für jedes ambitionierte Unternehmen interessant sein muss. Drei Forschungsinstitute (August-Kramer-Institut, inRet-Institut für Regenerative Energietechnik und das Sensorik-Labor) anerbieten mit ihren qualifizierten Fachkräften ihre Forschungskapazitäten. Im übrigen ist die bisherige Zahl ihrer Kooperationspartner beeindruckend groß.

Vor dem Initiativvortrag Prof. Wagners hatte der Vizepräsident der IHK Halle-Dessau, Dr. Hans-Peter Rasenberger die Teilnehmer der Tagung begrüßt, die eben und allerdings – allein schon gemessen an der Liste der angemeldeten Teilnehmer - einige Fragen offen ließ. Immerhin aber handelte es sich bei den tatsächlich gekommenen Teilnehmern um hoch qualifizierte Vertreter der IHK's bzw. der Unternehmen, wie sich spätestens bei den Diskussionen erkennen ließ.

Über den Inhalt der Ansprache des FH-Präsidenten muss hier nicht viel erklärt werden, das ist in zahlreichen Berichten der nnz schon getan worden. Interessant ist immerhin, dass inzwischen 40% der Studierenden aus Thüringen kommen, weitere 40% aus den alten Bundesländern, während die restlichen 20% aus anderen Gegenden oder Ländern die Fachhochschule Nordhausen wählten. 50% der Absolventen bleiben nach bisherigen Erkenntnissen in der Region. Nicht beantworten konnte er in der folgenden Diskussion die Frage, ob man auch wisse, wohin die anderen 50% gegangen sind. Soweit geht die Forschung dann doch nicht. Allerdings könnten die Alumni-Treffen, die inzwischen zur regelmäßigen Einrichtung der FH gehören, einigen Aufschluss darüber geben.

Nach einer ersten Diskussionsrunde folgte der zweite Vortrag des FH-Präsidenten zum Thema Deutschlandstipendium, mit dem an jeder Hochschule bis zu 1% aller eingeschriebenen Studierenden gefördert werden, die besonders begabt, gesellschaftlich engagiert oder aus anderen Gründen förderungswürdig sind. Jeder Studierende kann sich bewerben. Eine Auswahlkommission trifft dann die Entscheidung, wer für bis zu 12 Monate eine Förderung in Höhe von 300 Euro monatlich erhält. Die Summe setzt sich zusammen aus 150 Euro Geld von privaten Förderern und weiteren 150 Euro, die der Bund dazu gibt. Dazu wird es nach dieser allgemeinen (offiziellen) Übersicht sicher noch detailliertere Aufschlüsse geben,, wenn am 25. bzw. 28. Sept. zehn Studierende der FH Nordhausen mit diesen Deutschlandstipendien ausgezeichnet werden.

Im dann folgenden Sachbeitrag referierte der Vizepräsident Forschung und Entwicklung Prof Dr.Ing Viktor Wesselak.zum Thema „Wie sieht die Zukunft der Energieversorgung aus?“ dem Dauerthema also der Energiewende in Deutschland, bei dem – für manche etwas unerwartet – der Wärmebedarf (und nicht die Stromerzeugung) und die Potenziale der Erneuerbaren Energiewende in Thüringen und Szenarien einer zukünftigen Entwicklung im Vordergrund stand. Zu diesem Thema wird nnz noch in einen besonderen
Beitrag berichten und hat deshalb Prof. Wesselak um ein entsprechendes Themengespräch gebeten. Die Ausführungen des Professors waren nicht nur thematisch außerordentlich aufschlussreich und natürlich authentisch, sondern eine konkrete Empfehlung der hohen Kompetenz der Fachhochschule im Lehre- und Forschungsbereich.

Nach einer relativ lebhaften Diskussion und einem Schlusswort des Vizepräsidenten der IHK Erfurt, Ulrich Schlegel, endete die Veranstaltung mit einer zwanglosen Gesprächsrunde, zu dem die Küche der Mensa einen willkommenen kulinarischen (Stimmungs-) Beitrag leistete.

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