Freitag, 7. September 2012

Sonnleitner begeisterte in St. Blasii


Wer sich gestern in St. Blasii angesichts des Konzertes Florian Sonnleitners des Denkmaltages im Vorjahr an das damalige Sonnleitner-Konzert in der Kneiff-Villa im Park Hohenrode erinnert, wird einschätzen können, welche Zugeständnisse der Künstlers 2011 machte, um dem damaligen Denkmaltag in Nordhausen Glanz zu verleihen. Überwindung dürfte es ihm hoffentlich nicht gekostet haben, hatte er doch auch schon an anderen Orten zum Denkmaltag unter widrigen räumlichen Umständen gastiert, wie man weiß
Angesichts der gestrigen Spielstätte wird mir – und sicher nicht nur mir - überhaupt erst richtig bewusst, welches Verdienst Gisela Hartmann zukommt, diesen Meister auf seiner Guarneri-Geige, der sonst in den berühmtesten Konzertsälen der Welt seine Konzerte gibt im vergangenen Jahr verleitet zu haben, in der Kneiff-Villa im Park Hohenrode ein Konzert zu geben. Dort nämlich hatte man im vergangenen Jahr überhaupt erst die Innenräume der Kneiff-Villa im Park notdürftig herrichten müssen, um ihm und den Zuhörern Raum und Plätze zu schaffen. Das erwähnte Zugeständnis lässt eigentlich jetzt erst richtig erkennen, wie sehr es Sonnleitner um die Unterstützung der Denkmaltage in Nordhausen und damit in Thüringen geht.
Im Vorfeld dieses gestrigen Konzertes in St. Blasii hieß es, es könne der Feuchtigkeit halber – die der Geige Sonnleitners abträglich sei - nicht erneut in der Villa stattfinden, und würde deshalb in diesem Jahr in die Blasii-Kirche verlegt. Das mag wohl an dem gewesen sein. Richtig aber ist sicher auch, dass der Klang der Guarneri-Geige aus dem Jahre 1674 - von Sonnleitner meisterhaft zum Klingen gebracht – erst in der Weite eines Raumes (Gewölbes) wie der Blasii-Kirche zu einem Klang- und Hörerlebnis wird. Zwar konnte man 2011 in der Villa die Technik und Virtuosität, mit der Sonnleitner sein Instrument beherrscht, fast hautnah verfolgen, die mangelnde Akustik aber ließ den Klang dieser Geige nur sehr eingeschränkt zur Geltung kommen.
Immerhin aber gehörte damals auch der Erfurter Ortskurator der Deutschen Stiftung Denlmalschutz, Dr. Dieter Tettenborn, zu den Zuhörern des Sonnleitner-Konzertes. Und erkannte aus dieser Sicht, wie nötig die weitere Sanierung der Villa ist. Und wie berechtigt damit der zu jener Zeit gestellte Antrag des Fördervereins auf finanzielle Zuwendung durch die Stiftung Denkmalschutz berechtigt war, Der nun mit der Übergabe eines Fördermittel-Bescheides über 16 450 Euro durch Dr. Tettenborn an den Verein von Erfolg gekrönt wurde.
Nun also zum gestrigen Violin-Konzert Sonnleitners in St. Blasii, zu dem viele Mitglieder und Musikliebhaber – meist gesetzteren Alters – gekommen waren. Auf dem Programm standen mit Komponisten wie Heinrich Ignaz Biber (1644-1704), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) berühmte Namen auf dem Programm, die einem Interpreten hohes Können abverlangen. Für den Ersten Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Florian Sonnleitner (natürlich) kein Problem, was durch seine Vita, seine musikalischen Erfolge und sein vielgestaltetes Engagement in Musik und Pädagogik (z.B. bei den Internationalen Meisterkursen der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar) erklärbar und verständlich wird. Sonnleitners Ruf als herausragender Könner auf der Geige und Interpret der berühmtesten Chaconne der Violinliteratur bedarf hier keiner besonderen Erwähnung mehr. Womit der Autor dieses Berichtes auch eine Art Zuflucht sucht, fehlt ihm doch einfach das erforderliche Ausdrucksvermögen – obwohl ihm sonst der Reichtum der deutschen Sprache durchaus vertraut ist - um die Virtuosität so zu beschreiben, wie sie Sonnleitner auf seiner Geige demonstriert. Und wie sie vom Zuhörer gefühlsmäßig aufgenommen und empfunden wird. Sonnleitner scheint ja geradezu eine Einheit mit seinem Instrument zu bilden, die ihm ermöglicht, es bis zu einem Höchstmaß an Perfektion zu nutzen und es zu einer Klangfülle zu bringen, die auch einen Kirchenraum wie den der Blasii-Kirche auszufüllen vermag.
Nach der Begrüßung und Einführung durch Pfarrerin Elisabeth Alpers von Biela, Gisela Hartmann als Vorsitzende des Fördervereins „Park Hohenrode“e.V. und Bürgermeister Matthias Jendricke, gestaltete Florian Sonnleitner selbst sein Programm, indem er zunächst zum 1. Teil seiner Vorträge rhetorisch die Komponisten Biber und Thelemann vorstellte und die ausgewählten Musikstücke erklärte (Biber: Passacaglia g-Moll in der dorischen Krchentonart und von Telemann aus den 12 Fantasien für Violine ohne Bass die Nr. 1, 2, 12 und 4), um sie danach auf seinem Instrument als Musik erklingen zu lassen.
Der 2. Teil war Johann Sebastian Bach gewidmet, offenbar ein von Sonnleitner besonders bevorzugter Komponist, wie sein Vortrag erkennen ließ. Zunächst wieder rhetorisch dessen dritte Sonate C-Dur, BWV 1005, danach musikalisch in einer beeindruckenden Weise, die die ganze Virtuosität des Florian Sonnleitner als Violinist zur Geltung kommen ließ. Und abschließend folgte schließlich noch das „klingende Epitaph“ von Bach, das hellauf begeisterte. Und danach zu stehenden Ovationen führte.
Hatte ich vor diesem Konzert etwas bedauert, dass mit seiner Verlegung in die Blasii-Kirche die eher persönlich wirkende Atmosphäre des vergangenen Jahres in der Kneiff-Villa verloren gehen würde, darf und muss ich nun feststellen, dass Qualität und Klang dieses gestrigen Konzertes bei weitem jede subjektiv anmutende Atmosphäre überwog. Es wird nie wieder ein solches Konzert in der Villa stattfinden können.
Sei schließlich, aber noch ausdrücklich betont, dass Sonnleitner unentgeltlich sein Können demonstrierte und die am Ausgang erbetenen Spenden voll den Denkmalen zugute kommen. Und schließlich sei Gisela Hartmann gedankt, die sich um dieses Konzert besonders verdient machte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen