Nach
einem Bericht des Instituts für Publizistik der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ist die
„Lügenpresse“-Hysterie, die in den vergangenen Jahren
vornehmlich in Ostdeutschland grassierte, abgeebbt. Siehe Eintrag von
gestern . Dort heißt es u.a.:“Demnach stimmen nur noch 13 Prozent
der Bürger in Deutschland der Aussage zu, dass die Bevölkerung von
den Medien systematisch belogen wird. Ein Jahr zuvor waren es noch
fast 20 Prozent. Zudem zeigen die neuen repräsentativen Daten der
Forschergruppe, für die im November und Dezember 2017 1.200
Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt wurden,
dass 42 Prozent der Deutschen den etablierten Medien in wichtigen
Fragen vertrauen. Nur 17 Prozent äußern grundsätzliches
Misstrauen, weitere 41 Prozent nehmen eine Zwischenposition ein.
Insgesamt zeigt sich damit im Vergleich zu den Vorjahren ein leicht
positiver Trend. Der Eindruck, dass die Mehrheit den Medien nicht
mehr vertraue, stimmte bereits in den vergangenen Jahren nicht. Die
Vertrauensbasis ist in Deutschland relativ stabil. Die Angaben
basieren auf einer repräsentativen Telefon-Umfrage (CATI), die das
Meinungsforschungsinstitut IFAK im Auftrag der Forschergruppen am
Institut für Publizistik der JGU durchgeführt hat.“ (Ende des
Auszugs)
Die
Frage bleibt, wie ich finde, inwieweit dieses Schlagwort
„Lügenpresse“ überhaupt jemals eine wirkliche Berechtigung
hatte, oder nur bei Demonstrationen – vornehmlich von „Pegida“
- mehr als Aufhänger benutzt wurde.
Wenn
andererseits jetzt mit erwähnter Studie versucht wird, das
Verhältnis der Bürger zu den Medien in ein „richtiges“
Verhältnis zu setzen, dann bleibt auch dazu festzustellen, was in
besagter Studie an deren Ende ausgedrückt wird: Dass nämlich 38
Prozent der Deutschen irrtümlich glauben, dass Journalisten
berichten dürften, was sie wollen, weil es keine gesetzlichen
Schranken gäbe. Das ist natürlich falsch. Richtig ist wohl
demgegenüber, was kürzlich in „Tichys Einblick“ ausgeführt
wurde: „Es
gibt keine objektive Berichterstattung. Jede Nachricht ist zugleich
auch Meinung. Jede Nachricht ist allein schon deshalb Meinung, weil
vorher (in den Redaktionen) entschieden wird, über welches Ereignis
berichtet und zu welchen Ereignissen geschwiegen wird. Es wird auch
entschieden, wer zu einem Thema berichten darf. All diese
Entscheidungen sind subjektiv.
Die
verschiedenen Tageszeitungen in Deutschland beweisen ja, wie
unterschiedlich der Blick auf die Welt ausfallen kann. Objektivität
ist bestenfalls die Summe aller subjektiv berichtenden Medien. Es
wäre fatal, wenn ein Staat erklären würde, welche Zeitungen
wahrhaft objektiv sind und seine Bürgerinnen und Bürger dann
zwänge, diese Zeitungen zu abonnieren. Bei Fernsehanstalten
allerdings macht der Staat genau das.“ (Ende des angelehnten
Auszugs).
Was
sich allerdings seit den Jamaika- Verhandlungen und den derzeitigen
Gesprächen zur GroKo zeigt, ist weniger eine sachliche, auf Fakten
beruhende Berichterstattung, sondern sind Argumente oder gar Urteile
denen zumindest teilweise überhaupt die erforderliche Sachkenntnis
fehlt. Bei „Cicero“ etwa hieß es dazu neulich (Auszug): „ Wie
die DSDS-Jury des Dieter Bohlen, so fällen Nachrichtenmacher frei
von Sachkenntnis ihre Urteile: Lindner, der böse Bube, Merkel, die
verzagte Versagerin, Schulz, der Naivling, Göring-Eckardt die
(klammheimliche) Siegerin, Seehofer der Zombie. Man mag solche
Rollenzuschreibungen witzig finden – dem Politikverständnis dienen
sie nicht, weil den Bürgern die Informationen fehlen: Welche
Positionen waren bei wem strittig? Welche Unterhändler haben den
Kompromiss gesucht, wer wurde wann wortbrüchig, wer blieb stur? 20
Stunden nach dem Jamaika-Ende kommentiert ein Spiegel-Journalist:
„Woran es wirklich lag, wer die Verantwortung für das Scheitern
trägt, darüber kann und muss geredet werden.“ (Ende des Auszugs)
Und der Autor dieses Berichtes stellt demgegenüber fest: Nicht
geredet, sondern recherchiert müsste werden. Also hinter die
Kulissen der parlamentarischen Gesellschaft geschaut, die Akteure
ausquetschen, deren Manöver rekonstruieren. Die Leser und Zuschauer
- dies belegt die Leserforschung immer wieder aufs Neue – erwarten
von den tagesaktuellen Medien genau diese Handwerksarbeit.
Stattdessen wurden Prophetien feilgeboten, die den Realitätsbegriff
der Kaffeesatzleser folgen: sollte, würde, könnte, müsste. (Ende
des Auszugs). Es gab und gibt Ausnahmen, wie ausdrücklich
festgestellt werden kann. Standard aber ist das leider längst nicht (mehr).
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