Freitag, 2. Februar 2018

Steigendes Vertrauen in die Medien?

Nach einem Bericht des Instituts für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ist die „Lügenpresse“-Hysterie, die in den vergangenen Jahren vornehmlich in Ostdeutschland grassierte, abgeebbt. Siehe Eintrag von gestern . Dort heißt es u.a.:“Demnach stimmen nur noch 13 Prozent der Bürger in Deutschland der Aussage zu, dass die Bevölkerung von den Medien systematisch belogen wird. Ein Jahr zuvor waren es noch fast 20 Prozent. Zudem zeigen die neuen repräsentativen Daten der Forschergruppe, für die im November und Dezember 2017 1.200 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt wurden, dass 42 Prozent der Deutschen den etablierten Medien in wichtigen Fragen vertrauen. Nur 17 Prozent äußern grundsätzliches Misstrauen, weitere 41 Prozent nehmen eine Zwischenposition ein. Insgesamt zeigt sich damit im Vergleich zu den Vorjahren ein leicht positiver Trend. Der Eindruck, dass die Mehrheit den Medien nicht mehr vertraue, stimmte bereits in den vergangenen Jahren nicht. Die Vertrauensbasis ist in Deutschland relativ stabil. Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Telefon-Umfrage (CATI), die das Meinungsforschungsinstitut IFAK im Auftrag der Forschergruppen am Institut für Publizistik der JGU durchgeführt hat.“ (Ende des Auszugs)

Die Frage bleibt, wie ich finde, inwieweit dieses Schlagwort „Lügenpresse“ überhaupt jemals eine wirkliche Berechtigung hatte, oder nur bei Demonstrationen – vornehmlich von „Pegida“ - mehr als Aufhänger benutzt wurde.

Wenn andererseits jetzt mit erwähnter Studie versucht wird, das Verhältnis der Bürger zu den Medien in ein „richtiges“ Verhältnis zu setzen, dann bleibt auch dazu festzustellen, was in besagter Studie an deren Ende ausgedrückt wird: Dass nämlich 38 Prozent der Deutschen irrtümlich glauben, dass Journalisten berichten dürften, was sie wollen, weil es keine gesetzlichen Schranken gäbe. Das ist natürlich falsch. Richtig ist wohl demgegenüber, was kürzlich in „Tichys Einblick“ ausgeführt wurde: „Es gibt keine objektive Berichterstattung. Jede Nachricht ist zugleich auch Meinung. Jede Nachricht ist allein schon deshalb Meinung, weil vorher (in den Redaktionen) entschieden wird, über welches Ereignis berichtet und zu welchen Ereignissen geschwiegen wird. Es wird auch entschieden, wer zu einem Thema berichten darf. All diese Entscheidungen sind subjektiv.
Die verschiedenen Tageszeitungen in Deutschland beweisen ja, wie unterschiedlich der Blick auf die Welt ausfallen kann. Objektivität ist bestenfalls die Summe aller subjektiv berichtenden Medien. Es wäre fatal, wenn ein Staat erklären würde, welche Zeitungen wahrhaft objektiv sind und seine Bürgerinnen und Bürger dann zwänge, diese Zeitungen zu abonnieren. Bei Fernsehanstalten allerdings macht der Staat genau das.“ (Ende des angelehnten Auszugs).

Was sich allerdings seit den Jamaika- Verhandlungen und den derzeitigen Gesprächen zur GroKo zeigt, ist weniger eine sachliche, auf Fakten beruhende Berichterstattung, sondern sind Argumente oder gar Urteile denen zumindest teilweise überhaupt die erforderliche Sachkenntnis fehlt. Bei „Cicero“ etwa hieß es dazu neulich (Auszug): „ Wie die DSDS-Jury des Dieter Bohlen, so fällen Nachrichtenmacher frei von Sachkenntnis ihre Urteile: Lindner, der böse Bube, Merkel, die verzagte Versagerin, Schulz, der Naivling, Göring-Eckardt die (klammheimliche) Siegerin, Seehofer der Zombie. Man mag solche Rollenzuschreibungen witzig finden – dem Politikverständnis dienen sie nicht, weil den Bürgern die Informationen fehlen: Welche Positionen waren bei wem strittig? Welche Unterhändler haben den Kompromiss gesucht, wer wurde wann wortbrüchig, wer blieb stur? 20 Stunden nach dem Jamaika-Ende kommentiert ein Spiegel-Journalist: „Woran es wirklich lag, wer die Verantwortung für das Scheitern trägt, darüber kann und muss geredet werden.“ (Ende des Auszugs) Und der Autor dieses Berichtes stellt demgegenüber fest: Nicht geredet, sondern recherchiert müsste werden. Also hinter die Kulissen der parlamentarischen Gesellschaft geschaut, die Akteure ausquetschen, deren Manöver rekonstruieren. Die Leser und Zuschauer - dies belegt die Leserforschung immer wieder aufs Neue – erwarten von den tagesaktuellen Medien genau diese Handwerksarbeit. Stattdessen wurden Prophetien feilgeboten, die den Realitätsbegriff der Kaffeesatzleser folgen: sollte, würde, könnte, müsste. (Ende des Auszugs). Es gab und gibt Ausnahmen, wie ausdrücklich festgestellt werden kann. Standard aber ist das leider längst nicht (mehr). 

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