Montag, 8. Oktober 2018

Wie Picasso, Chagall und Dali Literatur sehen

So kündigte die Stadtverwaltung Nordhausen jüngst die öffentliche Führung durch die derzeit im Kunsthaus Meyenburg laufende Sonderausstellung „Vom Buch zum Bild“ für Sonntag, den 07.10. 2018 an. Und wie anlässlich der Vernissage zu dieser Ausstellung bereits berichtet, präsentiert das Kunsthaus Meyenburg erstmals „Weltliteratur zum Sehen“, unter anderen mit Werken von Max Beckmann, Marc Chagall, Salvador Dalí, Max Ernst, Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso. Das alles sind Namen, die wohl selbst die Menschen kennen, die sonst wenig oder gar nichts mit Kunst und Malerei im Sinn haben.
Dass dann aber zu dieser Führung nicht mehr Teilnehmer kamen als wirklich gezählt werden konnten, ist meines Erachtens sehr zu bedauern, schöpft die vom Nordhäuser Kunsthaus konzipierte Ausstellung doch aus einer der ergiebigsten Quellen des künstlerischen Schaffens: der
bildhaften Umsetzung von großen Themen der Weltliteratur, wie es in der Ankündigung zu dieser Führung heißt. Damit werden auch Vortragspassagen  aus der Laudatio Susanne Hinschings anlässlich der Eröffnung dieser Ausstellung in Erinnerung gebracht. Und Hinsching machte eingangs der Führung auch erneut deutlich, dass es sich bei den in der Ausstellung gezeigten Bilder um keine Buchillustrationen im klassischen Sinne handelt, vielmehr stammen sie aus sogenannten Maler- oder Künstlerbüchern, die als eigenständiger Bereich der Kunst vor allem in Frankreich entstanden sind. Es handelt sich dabei (auch) nicht um Bücher mit eingedruckten Bildern, wie wir sie alle kennen, sondern um Bücher oder eher Mappen mit Originalgrafiken der Künstler. Die von Verlegern oder Kunsthändlern in kleinen Auflagen herausgebracht wurden. Ziel dieser Malerbücher war es , durch die Kombination von Text, Illustration und Aufmachung den höchsten Ansprüchen vornehmlich von Grafiksammlern zu genügen. Meist erschienen sie in einer Auflage von 60 bis 250 Exemplaren. Und die in dieser Ausstellung gezeigten 100 originalen Kunstwerke verdeutlichen demzufolge, wie Maler und Grafiker der klassischen Moderne mit den literarischen Themen umgingen. Der besondere Reiz dieser Ausstellung besteht ja (auch) darin, dass der Betrachter über das Bild auch einen unerwarteten Bezug zum literarischen Text zu finden vermag.



Und dass die Malerei wirklich eine stumme Poesie und die Poesie tatsächlich eine beredte Malerei ist (Zitat des Dichters Simonides von Keos) wie die Kunsthistorikerin Hinsching in ihrer seinerzeitigen Laudatio ausführte, klang nun in den Erläuterungen Hinschings während der Führung wiederholt an. Wobei sich mir als Zuhörer schon die Frage aufdrängte, wie viel Zeit die Erklärende trotz ihrer fachlichen Kompetenz aufgewendet haben mag, um angesichts der zahlreichen künstlerischen Interpreten und deren Bilder – insgesamt doch 100 an der Zahl – teilweise sogar Details darin ausmachte. Auf die sie nun während der Führung hinwies und diese beschrieb. Dass auch von den ZuhörerInnen einzelne von sich aus ähnlich sachverständig auf manche Details in den Bildern aufmerksam machten ließ immerhin erkennen, dass auch sie über thematische Kenntnisse verfügten. Jedenfalls erhielten die Zuhörer während der gut einstündigen Führung einen inhaltlich anschaulichen Überblick mit zahlreichen detaillierten Hinweisen über und in die ausgestellten Werke und ihre literarischen Zusammenhänge. Die für mich allerdings nur einen weiteren Anreiz schafften, auch an einer der nächsten Führungen (am 11. Oktober, um 17 Uhr und/oder am 4. November, um 11 Uhr) teilzunehmen. Um mich dadurch tunlichst mit dem Thema und dem damit verbundenen hohen Anspruch dieser Ausstellung weiter bekannt zu machen. Und um konkreter über einzelne Themen und deren künstlerische Interpreten berichten zu können.

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