Lehrereinstellungen haben weiter oberste Priorität
Unterrichtsausfall erstmals in Abstimmung mit Bildungsgewerkschaften sowie Eltern- und Schülervertretung erfasst
Der
Unterrichtsausfall in Thüringen wird ab diesem Schuljahr mit einer
überarbeiteten Methode gemessen, die das Bildungsministerium mit den
Bildungsgewerkschaften GEW Thüringen und tlv thüringer lehrerverband
sowie der Eltern- und der Schülervertretung gemeinsam erarbeitet hat.
Eine entsprechende Arbeitsgruppe hatte mehrere Monate beraten, wie sich
die Erhebung gestalten lässt, damit sie aus Sicht aller Akteure ein
realistisches Bild der Situation an den Schulen zeichnet. Es wurde sich
darauf verständigt, die drei Erhebungswochen pro Schuljahr
beizubehalten, um den Schulen keinen zusätzlichen bürokratischen Aufwand
zuzumuten. Neu ist die gesonderte Erfassung von sogenannter
„Stillarbeit“ als Unterrichtsausfall sowie eine Erhebung über
Klassenzusammenlegungen.
In der Erhebungswoche im September
betrug der Unterrichtsausfall an allgemeinbildenden Schulen 5,2 Prozent.
Davon waren 0,5 Prozent Stillarbeit. Der Wert ist eine leichte
Verschlechterung im Vergleich zur Messung im September 2017, als es 4,1
Prozent Unterrichtsausfall gab. Im Vergleich zur Erhebung aus dem
Frühjahr 2018, die mitten in der Grippewelle 8,3 Prozent
Unterrichtsausfall stattfand, zeigt sich eine Verbesserung. Vertreten
wurden im September 2018 5,5 Prozent des Unterrichts. Dies entspricht
genau dem Wert aus dem September 2017. Hier gab es keine Veränderung.
Aus
Sicht des Ministeriums, der Bildungsgewerkschaften sowie der Eltern-
und Schülervertretung zeigen die statistischen Zahlen, dass
Lehrereinstellungen weiter oberste Priorität haben müssen. Mit der
Wiedereinführung der Verbeamtung, der Verbesserung der Besoldung für
Regelschullehrer, Änderungen beim Einstellungsverfahren und den
Verabredungen für ein Personalentwicklungskonzept wurden wichtige
Schritte gegangen. Weitere müssen folgen.
Bildungsminister Helmut Holter: „Bei
meinem Amtsantritt vor 14 Monaten habe ich gesagt, dass wir uns ehrlich
machen müssen. Die gemeinsame Verständigung, wie wir Unterrichtsausfall
messen, ist dabei ein zentraler Punkt. Deswegen gilt GEW, Thüringer
Lehrerverband, Eltern- und Schülervertretung mein Dank für die
vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Statistik über den
Unterrichtsausfall zeigt, dass wir kontinuierlich weiter arbeiten
müssen, um Lehrerinnen und Lehrer für den Thüringer Schuldienst zu
gewinnen. Wir haben eine Reihe von Maßnahmen angepackt und werden weiter
anpacken. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat den besten Unterricht
verdient.“
Kathrin Vitzthum, Vorsitzende der GEW Thüringen: „Das
veränderte Erhebungsverfahren offenbart einmal mehr die
Herausforderungen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer und deren
Schülerinnen und Schüler konfrontiert sind: Die Kürzungen der
Stundentafeln zum Schuljahresbeginn steigen deutlich an, mehr als 3.000
Unterrichtsstunden pro Woche konnten nicht geplant werden, weil die
Lehrkräfte fehlen. Klassenzusammenlegungen werden von rund 40 Prozent
der Grundschulen genutzt, um Unterricht zu vertreten. Dies betrifft rund
1.700 Unterrichtsstunden. All dies geht zu Lasten der Qualität von
Bildung und zu Lasten der Beschäftigten. Schülerinnen und Schüler haben
das Recht auf die Erteilung des Unterrichts nach der Stundentafel. Die
Konsequenz kann nur lauten, dass Thüringen noch mehr Lehrerinnen und
Lehrer einstellt als es bislang tut und sich intensiver um Entlastungen
der Lehrkräfte bemüht, um Unterricht dauerhaft abzusichern.“
Rolf Busch, Vorsitzender des tlv thüringer lehrerverbandes: „Wir
bekommen mit der geänderten Erfassung endlich ein realistischeres Bild
vom Unterrichtsausfall und dies mit gleichzeitig geringerem Aufwand für
die Schulen. Jetzt kommt es darauf an, aus den Zahlen die erforderlichen
Konsequenzen zu ziehen.“
Hannes Leiteritz, Vorsitzender der Landesschülervertretung Thüringen: „Aus
Sicht der Schülerschaft ist besonders zu begrüßen, dass die Ergebnisse
der Erhebung in Zukunft detailliert veröffentlicht werden und eine
Stillbeschäftigung zukünftig als das gezählt wird, was sie für den
Schüler effektiv darstellt: Ausfall des Unterrichts.“
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