Über die „Architektur im alten Rom“ berichtet gerade n-tv. Und droht, mich an meiner aktuellen Tätigkeit zu hindern. Das kommt gelegentlich vor. Nämlich immer dann, wenn ich mich tagsüber mal mit den Programmen im Fernsehen befasse. Und auf solche stoße, die mich – wie in diesem Falle - wirklich interessieren.
Dabei habe ich gerade jetzt zum Jahresbeginn mit meinem Archiv zu tun. Das nicht mehr öffentlich einsehbar ist. Um die Übersicht zu behalten, ist es in Themen eingeteilt.Und jedes davon in Jahresabschnitte. Deren Kennzeichnung mich derzeit in Anspruch nimmt. Die erste Teilung für 2012 betraf das Thema Bundespräsident Christian Wulff. Zwar mehr zufällig, weil sich der letzte Artikel, den ich im vergangenen Jahr zu archivieren hatte, betitelte: „Wulff: Kredit war kein Dankeschön für Porsche-Rettung“. Was ja doch darauf schließen lässt, dass auch 2012 die Medienkampagne weitergehen wird. Rein sachlich gesehen ein Thema und Beispiel von vielen, vielen anderen, mit denen das alte Jahr endete. Und 2012 fortgesetzt werden wird.
Und diese Vielzahl an Themen, die mich als engagierten Menschen im vergangenen Jahr beschäftigten, ließen mich mitunter schon wünschen, es sollten weniger und – wie etwa die europäische Währungs- und Schuldenkrise – verständlicher werden. In der „Frankfurter Rundschau“ stieß ich dazu auf einen mE hochinteressanten Leitartikel, in dem es u.a heißt (Auszug): „Was für ein Jahr! Als wäre eine Rakete voller Sensationen vorbeigeschossen. Ganz mitgekommen ist da wohl niemand. Was 2011 geschah, reicht für ein ganzes Jahrzehnt. Diktaturen fielen, Völker erhoben sich, Politiker stürzten aus dem Zenit, das Meer fiel über Japan her, Griechenland versank in der Pleite, die Wirtschaft rund um den Globus geriet ins Stocken, und, und , und...“ (Ende des Auszugs) Das Fazit? Nach diesem Jahr wünschte ich mir, die Welt möge schrumpfen auf das Maß des eigenen Lebens.
Für das Vertrauen in die Medien war 2011 kein gutes Jahr, hieß es sinngemäß in bezuggenommenen Artikel der FR. Und der Autor erläuterte das auch in anschaulicher Weise mit den Vorgängen im Nahen Osten. Wo sich – vermeintlich ganz unvermittelt – das Volk nacheinander gegen ihre Machthaber erhob. Es kam doch aber nicht wirklich überraschend? Nur berichteten die Medien erst mit den Ausbruch der Unruhen. Und das in vordergründiger, spektakulärer Weise. „Wo waren die zahllosen Islamexperten in den Monaten zuvor gewesen?“, fragt der Autor in der FR in seinem Bericht, um fortzufahren: „Warum hat niemand uns vorbereiten können auf diese Aufstände? Warum hat niemand uns informiert über diese ganz weltliche Lust auf Demokratie und Wohlstand, die die arabische Welt plötzlich so verwandt erscheinen ließ?“ Dabei muss man nicht erst in den Nahen Osten schauen, um die Frage zu stellen, warum die Medien erst dann von bestimmten relevanten Vorgängen berichten, wenn diese von dritter Seite öffentlich gemacht wurden?
Irgendwo tauchte in diesem Zusammenhang der Begriff des Mainstreamjournalismus auf, und damit eine Berichterstattung, für die der Medienkonzerngewinn wichtigster Maßstab und die politischen Rahmenbedingungen für dessen Optimierung oberstes Prinzip ist. Der sich zwangsläufig in der Produktion von publikumswirksamen und damit einträglichen Effekten verliert und sich in ihrem Wahrheitsgehalt kaum von irgendeiner Werbebotschaft. unterscheidet. Guttenberg ist da nur ein Beispiel dafür, der durch die Medienhype zu seiner Person überhaupt erst mächtig wurde. Und erst als die Öffentlichkeit durch solide Recherche – nicht etwa von Journalisten - über die Hintergründe - unwiederlegbar ins Bild gesetzt wurde, vollzogen die Medien eine Wende und ließen ihn fallen. Und auch Christian Wulff ist nicht durch zeitnahe sorgfältige Recherche von Journalisten ins Visier der Medien geraten, sondern durch einen Grünen-Politiker im niedersächsischen Landtag. Und wenn in den Weihnachtsansprachen der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder Fassungslosigkeit über die Umtriebe des nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ausgedrückt wird, müssten sich auch dabei die Medien fragen, wo denn da ihr investigatives Engagement geblieben ist? Man beschränkte sich auf die Berichterstattung über konkrete Erscheinungen dieser Szene, ohne wirklich nach Hintergründen und Zusammenhängen zu forschen. Und hätte doch die Chance gehabt, auch Mängel und Lecks beim Verfassungsschutz und den Kriminalämtern aufzudecken und öffentlich zu machen.Stattdessen verhielten sich die Medien im Unwissen. Und scheinen auch jetzt nur zögerlich ihre eigentlichen Aufgaben wahr zu nehmen.Und da wundert man sich, wenn das Vertrauen in sie sinkt und sich der enttäuschte Mensch zunehmend auf seine unmittelbaren Interessen beschränkt. Und höchstens noch unterhalten sein will. Und das möglichst anspruchslos.
Ich gehöre zur Kaste der Journalisten, zeitlebens schon, aber halt zur Generation von vorgestern, wie mir zunehmend bewusst wird. Aber ich möchte dann auch mein Handwerk weiter so betreiben, wie ich das einstens vermittelt bekam. Auch wenn es nicht mehr so sehr dem Zeitgeist entspricht.
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