Im „Handelsblatt“ argumentierte gestern der CDU-Politiker Ansgar Heveling recht forsch gegen das Internet, - genauer gegen das Web 2.0 – dem er in näherer oder fernerer Zukunft das Ende prophezeite. Das Echo kam prompt von der Netzgemeinde, die Heveling angesprochen hatte, und es kam in der inzwischen üblichen Weise: sehr subjektiv und aggressiv mit allen Unterstellungen, denen sich ein Mensch heutzutage aussetzt, wenn er gegen eine Entwicklung oder Erscheinung Stellung nimmt, die eine kleinere oder größere Interessengemeinde für sich als gut erachtet und vertritt. Es wurde kaum sachlich argumentiert, dafür „mal ungläubig, mal empört, und auch mal gepöbelt gegen den, der es gewagt hat, gegen die Interessen jener Gemeinde zu argumentieren. Und wie das „Handelsblatt“ dazu berichtet, wurde schon Stunden danach die Internetpräsenz dieses CDU-Politikers gehackt und falsche Verkündungen seines Rücktritts verbreitet.
Um eines von vornherein klarzustellen: ich verstehe herzlich wenig vom Web 2.0, ich kann und will auch weder für die eine, noch für die andere Seite Stellung beziehen, ich sehe mich lediglich als interessierter Beobachter dieser Kontroverse. Und habe ein ungutes Gefühl, das mich dabei überkommt.
Dazu trägt vor allem ein Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ bei, in dem eine Passage lautet: „Wäre sein Text nicht so blümerant, dass er schon wieder Witzefutter ist, sogar für die Familienministerin, dann könnte man Herrn Heveling natürlich unaufgeregt auf jene Hinterbank des Parlaments zurücksortieren, von der er gekommen ist. Sollte man aber nicht. Tatsächlich macht der Fall klar: Selbst ein 39 Jahre alter Nachwuchspolitiker der größten Bundestagsfraktion kann noch so verbohrt über das Internet denken wie Vertreter der reiferen Jahrgänge, die sich bei diesem Thema als eher unreife Jahrgänge erwiesen haben“ (Ende des Auszugs)
Nun gehöre ich zugestanden zu diesen reiferen Jahrgängen, „die sich bei diesem Thema als eher unreife Jahrgänge erwiesen haben“. Ich kann mich – wie schon bemerkt – nicht zu der hier anstehenden Problematik äußern. Wenn hier aber in dieser Debatte auf Politik und Politiker abgestellt wird, drängt sich mir eine Erinnerung auf, in der ich eine Analogie zu der „Netzgemeinde“ sehe, die sich hier selbstgefällig , dominant und progressiv darstellt. Und jeden rhetorisch persönlich bis zur Infamie angreift und niedermacht, der sich gegen diese Entwicklung und diese „Bewegung der Netzgemeinde“ stellt. Bisher Gott sei Dank nur rhetorisch, wenn auch das schon vielfach jedes Niveau und jeden Anstand vermissen lässt. Ähnlich begann es schon einmal zu unseligen Zeiten. Bis man sich stark genug wähnte, jeden auch gesellschaftlich und sogar körperlich zu drangsalieren, der es wagte, sich gegen den Trend zu stellen.
Wie weiter oben bemerkt, es ist ein Gefühl, das mich angesichts der Art überkommt, in der dieser Disput geführt wird. Und wenn man schon im digitalen Bereich die Präsenz eines Andersdenkenden hackt, ist es bis zur physischer Drangsalierung nicht mehr weit. Eine solche Entwicklung sollte uns erspart bleiben. Und wenn die „Süddeutsche“ ihrem Artikel die Frage voranstellt „Wie böse ist das Internet?“ weiß ich immerhin soviel, dass das Internet nicht böse ist. Nach den Kommentaren zu Hevelings Meinungsäußerung ist es eher die Nutzergemeinde.
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