Donnerstag, 16. September 2021

 

Sicherheit im Wandel geben“

von Manfred Grund, MdB

Liebe Freunde in der CDU Nordhausen,



in diesem besonderen Wahljahr nehme ich die Gelegenheit, zum einen dem Weltgeist/Zeitgeist nachzuspüren und zum anderen darüber zu schreiben, was im guten Sinne „konservativ“ bedeutet.

Vor 200 Jahren starb Napoleon. Hegel sah in ihm den „Weltgeist zu Pferde“. Spätestens in Russland hatte sich der Weltgeist vergalopiert. Vorher hatte er in beispielloser Geschwindigkeit Europa erobert, Staaten zerstört und neuzugeschnitten, ein modernes Zivilrecht eingeführt. Nicht alles hatte Bestand, manches kam zu früh, zu gewaltsam, zu schnell.

Der Zeitgeist ist immer unterwegs. Heute nicht mehr zu Pferde, sondern im E-Auto. Der Zeitgeist sitzt heute in Talk-Shows, hält Ansprachen vor den Vereinten Nationen, sitzt in Redaktions-Stuben und Fernsehkanälen, demonstriert mit jugendlichem Eifer und er könnte demnächst Deutschland regieren.

Es geht um große und wichtige Ziele - Aufhalten der Klimaveränderung, Nachhaltigkeit, CO²-Einsparung, Reduzierung unseres ökologischen Fußabdruckes, mehr Empathie für unsere Mit-Geschöpfe. Als Christen-Menschen und auch in der CDU verstehen wir darunter die „Bewahrung der Schöpfung“. Dahinter steckt die schlichte Erkenntnis, dass wir die Erde von unseren Kindern und Enkeln nur geliehen haben.

Und diese Erkenntnis hat Konsequenzen und verändert unser Leben. Wir versuchen als Staat und als Individuen zu vermeiden, was die Erde und die Zukunft belastet. Und es hat sich vieles verbessert. Über dem Ruhrgebiet strahlt wieder der blaue Himmel, Bitterfeld wurde zu einer Urlaubs-Region, aus den Wismut-Altlasten wurden eine Bundesgartenschau und blühende Landschaften. Wir heizen nicht mehr mit Braunkohle, wir minimieren unseren Abfall und trennen unseren Müll, unsere Häuser sind gedämmt, wir fahren mit dem Rad und die Landwirtschaft reduziert die Chemie.

Doch dies alles wird nicht reichen. Es kommen weitere Veränderungen in der Mobilität, bei der Energie und beim Heizen, auch bei der Nahrung. Die Frage ist, ob es uns als Gesellschaft gelingt, Ökologie und Ökonomie miteinander zu vereinbaren, also die Umwelt und die Arbeitsplätze zusammenzudenken. Die Frage ist, ob wir innovativ genug sind, nicht nur Neues zu denken, sondern Neues zu erforschen, Neues zu entwickeln, Neues anzuwenden. Die Frage ist, ob es uns gelingt, als Deutschland nicht nur voranzugehen, sondern auch die Welt mitzunehmen. Und die Frage ist, wieviel Zeit wir uns dazu nehmen. Ob der Zeitgeist uns in Besitz nimmt, oder ob wir ihn mitbestimmen.

Dabei macht es einen Unterschied, ob ich etwa in Berlin wohne und mit der S-Bahn alles erreiche, ob ich eine Wohnung gemietet habe und vom Vermieter erwarte, dass er die Miete deckelt und die Hälfte des CO²-Preises auf Öl und Gas übernimmt.

Wer aber wie wir in Nordhausen wohnt, hat andere Bedingungen und andere Probleme. Viele haben ein Eigenheim, müssen mobil sein, brauchen für die Familie mehrere Fahrzeuge, müssen nicht nur die Nebenkosten selbst tragen. Von uns wird erwartet, dass wir Windkraftanlagen direkt vor der Haustür akzeptieren, große Solarparks auf Feldern gut finden. Es sind eben die Menschen außerhalb der großen Städte, welche die Kosten der Energiewende zu tragen haben und deren Lasten schultern müssen. Das geht ans Geld, schafft Akzeptanzprobleme, das führt zu Protesten.

Doch wer es ernst meint mit der Bewahrung der Schöpfung, mit dem Kampf gegen die Erderwärmung, der überfordert nicht die Menschen, sondern nimmt sie emotional und materiell auf diesem Wege mit. Und Wälder abzuholzen, um Windräder in den Boden zu betonieren sollte der Wissenschaft nicht letztes Wort sein, auch nicht das letzte Wort des Zeitgeistes.

Wer es wirklich gut mit uns meint, beschleunigt nicht und überfährt uns, sondern entschleunigt und nimmt uns mit.

Und damit bin ich bei dem, was im besten Sinne „konservativ“ bedeutet. Konservativ im wohlverstanden Sinne ist, die Veränderungen, welche über die Welt und über die Menschen kommen, solange zu entschleunigen, bis die Menschen davor keine Angst mehr haben müssen. Das bedeutet nicht, die notwendigen Veränderungen weg zu definieren oder kleinzureden, sondern bedeutet uns und unsere Nachbarn mitzunehmen, ihnen Zeit zu lassen, um ihr Koordinatensystem neu auszurichten, ihnen Sicherheit im Wandel zu geben.

Sicherheit im Wandel - diese Erwartung dürfen wir an eine zukünftige Bundesregierung haben. Umwelt, Arbeitsplätze und die Menschen müssen zusammengedacht werden. Nur dann werden wir und unser Planet Erde eine gute Zukunft haben. Deshalb braucht es die CDU, deshalb kandidiere ich für den nächsten Bundestag und bitte Euch deshalb erneut um eure Unterstützung.

Glück auf!

Euer

Manfred Grund
Mitglied des Deutschen Bundestages

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