Ortstermin mit Ministerpräsident Ramelow am 26. Mai
EEs war ein wichtiger, denkwürdiger und vor allem nicht erwarteter Termin für die Ellricher Bürger, Vertreter der Kirchgemeinde, der Stadt und der Parteien, vor allem aber für die Verantwortlichen, in deren Hände die Arbeiten lagen, die zum Wiederaufbau der Ellricher St. Johanniskirche führten. Nicht zu vergessen die Vertreter der Vereine "Wiederaufbau Glockenturm St. Johannis in Ellrich" und „Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Johanniskirche in Ellrich e.V.", auf deren Bemühungen der Besuch des Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringens, Bodo Ramelow zustande kam. Begleitet wurde Bodo Ramelow von dem ehemaligen Bürger, dem Vorsitzenden des Tourismusvereins Erfurt und Vorstand des Freundeskreis Michaelis e.V. Erfurt, Karl-Heinz Kindervater, dem ebenfalls der Wiederaufbau der Kirche einschließlich der Türme als Wahrzeichen der Stadt und als Landmarke am Herzen liegt. Begrüßt wurde Bodo Ramelow von Martin Bischoff, dem Vorsitzenden des Vereins "Wiederaufbau Glockenturm St. Johannis in Ellrich", vom dem federführenden Architekten Peter Tandler vom Planungsbüro Smits + Tandler freie Architekten und Ingenieure Partnerschaft in Erfurt und von Elke Bergt, Referatsleiterin im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Architekt Tandler stellt das von ihm erarbeitete Projekt zum Wiederaufbau der Türme und dem weiteren Innenausbau der Kirche vor, erklärte die dramatische Geschichte der Stadt Ellrich und deren Marktkirche St. Johannis, die Lage der Stadt in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Grenze, das Interesse der damaligen Politik am Verfall der Kirche im Zusammenhang mit den politischen Gegebenheiten sowie den Gipsabbau in der Region. Gefragt nach den Besonderheiten des Gipsabbaus und dessen Einfluss auf die Bauten in der Region, wurde dem Ministerpräsidenten erklärt, dass in früheren Zeiten konsequent mit dem gleichen Material gebaut wurde, in diesem Fall mit Gipsgestein und dass dadurch keine Folgeschäden auftraten. Die spätere Verwendung von anderem Material, beispielsweise von Mörtel und Zement, führt zu der schädigenden chemischen Verbindung Ettringit. In der Folge kam es durch Wasseraufnahme zu einer bis zu achtfachen Volumenvergrößerung und dadurch zu einer regelrechten Sprengung der Fugen. Dies ist lange bekannt, aber erst nach der Wende wurde ein Forschungsprojekt des Bundes aufgelegt, das sich mit der Ettringit-Problematik befasste und in dem diese Ellricher Kirche als Projekt- und Referenzkirche aufgenommen wurde. Beim Wiederaufbau wurden mit Absicht die Fugen sichtbar gelassen, um diese geschichtlichen Brüche zu zeigen und die Ausmaße der Schäden erlebbar zu machen. Dem Ministerpräsidenten wurde auf sein Hinterfragen nach der Notwendigkeit des Wiederaufbaus der Türme aus Ellricher Sicht erklärt, dass diese Kirche seit dem Mittelalter – siehe bekannter Stich von Merian – stadtbildprägend waren und sind, dass die Stadt und die Kirche eine überregionale Ausstrahlung hat und dass sich die Ellricher Bürger mit diese Kirche identifizieren. So wurde sofort nach der Wende die Initiative zum Wiederaufbau ergriffen, in deren Ergebnis dieses Bauwerk wiedererstanden ist – allerdings noch ohne Türme – und schon vor zehn Jahren wieder für den Gottesdienst und die Kirchenarbeit geweiht werden konnte. Die provisorische Überdachung der Mauerreste auf der Westseite dient der Trocknung des Gipsgesteins, damit später auf dieser Basis ein Wiederaufbau erfolgen kann.
Der Ministerpräsident erläuterte und arbeitet klar heraus, dass für das Gesamtensemble der Kirche unterschiedliche Verantwortungsträger zuständig sind – für das Kirchenschiff einschließlich Gestaltung des Innenraumes das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie; die Türme liegen in städtebaulicher Verantwortung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Förderung und genau der Beurteilung und der Zuweisung der entsprechenden Kompetenzen diente dieser Besuch. Entscheidungen vom grünen Tisch seien nicht seine Sache und führen oft nicht zu den gewünschten Zielen. Aus diesem Grund möchte er sich vor Ort ein eigenes Bild machen, um auch ein Gefühl für das jeweilige Objekt zu haben und anschließend Empfehlungen für kompetente Entscheidungen seinerseits geben zu können. Wichtig ist es ihm, dass das Landesamt für Denkmalpflege signalisiert hat, sich nicht dem Wiederaufbau der Türme entgegen zu stellen. Es ist nicht dafür zuständig, kann und darf daher auch diesen nicht finanziell unterstützen. Seitens des Architekturbüros wurde nochmals betont, dass Kirche und Türme als geschlossene Einheit wirken sollen und dass zur Verwirklichung dieses Zieles auch alle Möglichkeiten der Mittelbereitstellung genutzt werden sollen. Auch dank der Beratung und Unterstützung von Herrn Kindervater zeigte sich der Ministerpräsident im anschließenden Rundgang durch die Kirche gut vorbereitet, war konkret vorinformiert und kannte bis ins Detail die bisherigen Arbeiten und den derzeitigen Stand des Fortschritts in der Fertigstellung. Bei der Überreichung von Präsenten durch Herrn Bischoff als Vorsitzenden des Vereins "Wiederaufbau Glockenturm St. Johannis in Ellrich", vom Bürgermeister Herrn Matthias Erhold (SPD) und von verschiedenen Bürgern der Stadt zeigt sich Bodo Ramelow besonders beeindruckt von einer CD, auf der in einer historischen Aufnahme das Läuten der vier Glocken vor ihrer Abnahme und Rückbau der Türme zu hören ist. In der Verabschiedung betonte er, dass er an dieser Stelle keine Zusage hinsichtlich Bereitstellung finanzieller Mittel geben kann, dafür das Versprechen, in diversen möglichen Ministerien Möglichkeiten zur Unterstützung dieses Vorhabens prüfen zu lassen. Hier denkt er in erster Linie an Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur, die aus der Region kommt und mit ihr verbunden ist. Für die Ellricher Bürger und die Verantwortlichen immerhin ein Hoffnungszeichen und eine Möglichkeiten auf dieses Versprechen bei Notwendigkeit zurückkommen zu können.
Dres. Hannelore und Wolfgang R.
Pientka
Mitglieder
des Vereins „Förderkreis
zum Wiederaufbau
der St. Johanniskirche
in Ellrich
e.V."
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